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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Die geplante grosse Ausstellung "München 1908"
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0333
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Die Werkstatt der Kunst

sseäaktem: Hemrick Stemback.

VI. Jakrg. Hekt 24. 11. Mär^ 1907.

In ctieseni ^sNe unssi-ei- LsUsck^M erteilen wir jeäeni «ünstlsr ciss freie Mort. Mir sorgen ciafür, -lass tuniickst keinerlei
Angriffe aus Personen oäer SenossensckLften abgeclrnckt wercien, okne clsss vorder cier Angegriffene clie Wöglicdkeit gekabt
Kälte, in demselben ysfts erwiclern. Oie lleciaktion kält sick vollstänciig unpsrtsiisck nnci gibt äurck clsn Rbclruck keineswegs
- eine rlebersinstininiung rnit cien auf ciisse Meise vorgetrsgenen Meinungen ;u erkennen. — --

Vie geplante grosse Ausstellung „lvuncken 1908

will einen Reberblick dessen geben, was München
an guten Einrichtungen besitzt, was es an Gutem
und Eigenartigem schafft, auch was auswärts durch
München gefördert wird. Nachdrücklich soll an-
gestrebt werden, nicht daß eine unübersehbare Menge
von Ausstellungsgegenständen zusammenkomme, son-
dern daß nur gediegene, zweckmäßige, gefällige Arbeit
gezeigt werde — die tauglichste, nicht die effekt-
vollste Arbeit soll in den Vordergrund treten. So
soll das Ganze auch in wirtschafts- und kunst-
poli tisch er Einsicht aufklärend wirken. Alles soll
in geschmackvoller, schlichter Art zu klarer Geltung
gebracht werden, prunkvolle Dekorationen und un-
sachlicher Aufwand sollen vermieden, anstatt dessen
aber für die reizvolle Gesamtwirkung gesorgt werden.
Diese muß überall fein und köstlich sein und einen
wesentlichen Fortschritt im Ausstellungs-
wesen bedeuten. Line Prämiierung soll nicht statt-
finden, vielmehr soll die Beteiligung als eine Ehren-
sache und Auszeichnung betrachtet werden.
An einzelnen Gruppen wird die Ausstellung
gegliedert sein erstens in eine Ausstellung der
Stadt München, d. h. es wird zur Darstellung
gebracht werden a) was an staatlichen Ein-
richtungen für das Wesen der Stadt charakteristisch
ist z. B. auf dem Gebiete der Wissenschaft, des Er-
ziehungswesens, der Wohlfahrtspflege und des Ver-
kehrswesens; b) die Tätigkeit der Stadtgemeinde
in Beziehung auf das geistige, das physische, das
wirtschaftliche Leben z. B., was namentlich uns hier
berührt, auf den: Gebiete des so außerordentlich hoch
entwickelten städtischen Bauwesens im all-
gemeinen.
Zweitens wird sich die Ausstellung gliedern in
eine solche der Erwerbsgruppen. Hier wird
namentlich der folgende leitende Latz aufgestellt:
Die ganze Arisstellnng in allen ihren
Seilen innsz angewandte Rnnft sein.
Die Einzelnen und die Zusammengehörigen
müssen sich als Münchener dabei fühlen, sie sollen
Zusammenhalten, um zu zeigen, was München leistet,
und alles soll sich vereinigen unter dem Zeichen
der in Mün ch en heimisch en Run stanschauung en.
Grundsätzlich soll kein Münchener Erzeugnis, welcher
Art es auch sei, von der Ausstellung ausgeschlossen
sein, wenn es nur in jeder Hinsicht gediegen ist und
Eigenart zeigt! Diese letztere Eigenschaft wird nun

ohne weiteres dem ganzen Gebiet der Handarbeit
zugebilligt werden können; also derjenigen Arbeit,
bei welcher der Geschmack und die Geschicklichkeit
des einzelnen entscheidenden Einstuß auf das Ergebnis
hat, gleichgültig, ob nun Metall, Holz, Elfenbein,
Leder oder irgend ein anderes Material bearbeitet
werde. Aber fehlen muß solche Eigenart auch nicht
den Erzeugnissen der Fabriken und Großunternehmen.
Auf ihre Vorführung soll nicht weniger Wert gelegt
werden. Es soll nur eben immer wieder der eine
Gedanke festgehalten bleiben, daß diese Erzeugnisse
in irgend einem Punkt, sei er nun zu finden in
einer scheinbar unwichtigen Aeußerlichkeit, oder sei
er zu finden im Rern der Bache, in Verbindung
stehen mit münchnerischer Auffassung, mit irgend-
welchen örtlichen Vorbedingungen. Zm einzelnen
wären also als Darbietungen zu denken:
Die Ausstellungsbauten selbst außen und innen;
die Parkanlagen, Brunnen und Denkmäler, Räume
des Staates, der Stadt und von privaten, welche
in München angefertigt oder entworfen wurden;
die ganze Wohnungskunst, Rleinwohnungen, Land-
häuser, Arbeiterhäuser, einfache und reicher aus-
gestattete Wohnungen in Miet- und einzelnen Häusern
samt den anschließenden Gärten; eine besondere
Betonung der bürgerlichen Bauweise und Einrichtung;
Erzeugnisse der Volkskunst; monumentale Raumkunst
in Verbindung mit der Malerei; Darstellung der
von Münchener Architekten und Bildhauern ge-
schaffenen bedeutenden Werke der letzten fO—Zahre
in Modellen und photographischen Vergrößerungen.
Die Ausstellung könnte ferner Anregung geben
zur Anfertigung von Entwürfen und Modellen für
Münzen, Banknoten, Obligationen, Diplome, Brief-
marken, Stempel usw.; sie soll weiter umfassen die
künstlerische Photographie, die Münchener Repro-
duktionsverfahren, damit im Zusammenhangs stehend
die Erzeugung der Materialien und Hilfsmittel für
die Photographen; die Schreinerei, die Schlosserei
(Baubeschläge), die Rupfer- und Bronzeschmiedekunst,
die Runstgießerei, die Gold- und Silberschmiedekunst,
die Dekorationsmalerei werden in allen den Räumen
Gelegenheit finden, ihr Rönnen zu zeigen; viel-
leicht werden sie auch lieber in Sonder- oder
 
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