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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Die geplante grosse Ausstellung "München 1908"
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Kainzbauer, Ludwig: Versteigerung nach der Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0334

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326

Die Werkstatt der Kunst.

heft 2^.

Gruppenausstellmrgen diese Gelegenheit aufsuchen;
besondere Rücksichtnahme wird zu nehmen sein auf
die Verbesserung der kirchlichen Gegenstände (Kirchen-
geräte, Paramenten, Stickereien, Spitzen, Fahnen,
Meß- und Gesangbücher usw.); anzugliedern wäre
die Ausstellung guter Grabsteine und Aschenurnen.
Die Ausstellung wird ferner umfassen alle
sonstigen Erwerbsgruppen des wirtschaftlichen Lebens
in München, kurz zusammengefaßt, da wir uns hier
auf die Nennung derjenigen die Künstler im beson-
deren betreffenden Dinge beschränken müssen: das
Beste von überallher in München soll willkommen
sein, aus der Fabrik, aus der Werkstatt, aus der
Studierstube. Im Anschluß hieran seien noch
einige Beispiele genannt, wo namentlich die ange-
wandte Kunst in Tätigkeit treten soll: Auf dem
Gebiete der Eisengießereien wäre zu versuchen, die
vielen vorhandenen, mit Ornamenten überladenen,
unsachlichen Modelle bei Gelegenheit der Ausstellung
sH08 durch bessere zu ersetzen, z. B. für eiserne Oefen,
Beleuchtungskandelaber, Plakatständer, Wegweiser,
Brunnenstöcke, Brunnenschalen, Automaten, Feuer-
melder, Gartenmöbel. Auch der Eisenbahn- und
Straßenbahnwaggonbau gäbe in bezug auf Aus-
stattung durch die Ausstellung sftO8 für die Künstler
ein Feld reichster Betätigung. Zu den Automobilen
werden in München gute Karosserien hergestellt,
für deren weitere Vervollkommnung die Ausstellung
Anregung geben könnte. Für Anregungen wohl-
feiler, aber gefälliger Verpackungsarten wäre ein
weiter Raum gegeben; auch dafür, daß die Ge-
schäftspapiere, Formulare, Fakturen, Etiketten, Schau-
karten und dergleichen ohne Kostenerhöhung ge-
schmackvoll sich gestalten. Auf dem Gebiete „Vereins-
wesen und Ausstellungs-Veranstaltungen in
München" werden vor allem die Äünstlerfeste
nicht fehlen dürfen. Besondere Sorgfalt soll auch
den scheinbar unbedeutendsten Dingen zugewendet
werden, wie Eintrittskarten, Programmen, Katalogen,
Aufschriften usw., den sämtlichen Geräten in den
Wirtschaften, der Kleidung des Ausstellungspersonals.
Dem Arbeitsausschüsse gehören als Vertreter
der Angewandten Kunst an: Richard Riemer-
schmid, Professor, Vorsitzender; Wilhelm Bertsch,
städtischer Bauamtmann, stellvertretender Vorsitzender;
German Bestelmeyer, Bauamtsassessor, stellvertre-
tender Vorsitzender; Jos. Floßmann, Professor und
Bildhauer, stellvertretender Vorsitzender; Richard
Berndl, Professor; Karl Bertsch, Möbelsabri-
kant; Max Dasio, Maler, Professor; Wilhelm
von Debschitz, Maler; Julius Diez, Maler;
Karl Ebbinghaus, Bildhauer; Fritz Erler, Pro-
fessor und Maler; Hans Grässel, städtischer Bau-
rat; Karl Hocheder, Professor der Technischen
Hochschule; F. A. G. Krüger, Professor und Direktor;
Max Littmann, Professor und Architekt; Otto Lohr,
Maler; Fritz v. Miller, Professor der Kunstgewerbe-
schule; Adolf Münzer, Maler; Adalbert Niemeyer,
Maler; Paul pfann, Professor und Architekt; Anton

pössenbacher, Kommerzienrat und Hofmöbelfabri-
kant; Franz Rank, Architekt; Robert Reh len,
städtischer Baurat; Georg Römer, Bildhauer; Karl
Rothmüller, Goldschmied und Ziseleur; Richard
Schachner, städtischer Bauamtmann; Jos. Ritter
v. Schmädel, Rat und Architekt; Emanuel Ritter
v. Seidl, Professor und Architekt; Or. Gabriel Ritter
v. Seidl, Professor und Architekt; Gottlob Wilhelm,
Bildhauer.
Die Durchführung des Programms erfordert
ein Zusammenwirken von Industriellen, Handwerkern,
Gewerbetreibenden, Kaufleuten, Gelehrten und Künst-
lern; dabei wird die herkömmliche Trennung in einzelne
Ausstellungs-Gruppen (in Industrie, Handel, ange-
wandte Kunst) weder gewünscht, noch ist zu ihr
Grund gegeben, weil ja die ganze Ausstellung
in all' ihren Teilen angewandte Kunst sein
soll. Es muß deshalb auch den Künstlern
Einfluß gewährt werden auf alle Arbeiten,
deren Ergebnis in die Erscheinung tritt, was die
Ausstellung bringt, muß Münchener Art sein, muß
Gediegenheit in sich tragen und Geschmack zeigen.
Der Arbeitsausschuß hat ferner beschlossen, für ein
Plakat der Ausstellung „München sft08" einen all-
gemeinen Wettbewerb auszuschreiben, zu welchem
fünf der bekanntesten Künstler in Plakat-Entwürfen
besonders eingeladen werden sollen, sich an dieser
allgemeinen Konkurrenz zu beteiligen. Als Preise
der Plakat-Konkurrenz wurde eine Gesamtsumme von
2500 Mk. vorgeschlagen. Die Bildung des Preis-
gerichts bleibt der Vorstandschaft des Arbeitsaus-
schusses überlassen. Vorsitzender des Arbeitsaus-
schusses ist der Magistratsrat Vr. Karl Kühles. Die
Geschäftsführung der Ausstellung, Direktor w. Grad-
mann, und Auskunftsstelle befindet sich: Neues Rat-
haus, Zimmer Nr. 36s, 3. Stock, Telephon 2(^70.
Versteigerung nack cter Ausstellung.
Man schreibt uns ans Graz: ft
In meinen Darlegungen in Zeft 20 der „Merkstatt
der Kunst" habe ich versucht, den weg anzugeben, der mir
praktischerer erscheint, gegenüber jenem, wie er zum größten
Teil von den Kunstausstellungen eingeschlagen wird. Ts
sei mir nun im Anschluß daran gestattet, hier noch eine
zweite Anregung niederzulegen, das ist: die Versteige-
rung nach der Ausstellung.
ft wir bitten bei den folgenden Ausführungen immer
im Auge behalten zu wollen, daß der Zerr Verfasser sich
auf dem grundsätzlichen Standpunkte befindet, daß es in
jeder Beziehung besser sei, häufiger, wenn auch wohlfeil,
zu verkaufen als wenig und teuer. Immerhin müßte init
diesen Versteigerungen sehr sparsam umgegangen werden,
denn zu häufige, zu rasch aufeinander folgende Versteige-
rungen müßten allerdings auf die Preise doch zu ungünstig
wirken. Ferner: der Zerr Verfasser behandelt in seinen
Ausführungen als Beispiel die letzte Iahresausstellung im
Künstlerhause zu Wien. Nur: hat im Anschluß an diese
Ausstellung die Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens
tatsächlich eine Versteigerung veranstaltet. Es ergäbe sich
also eine vortreffliche Gelegenheit, diese Darlegungen mit
den wirklich erzielten Ergebnissen jener Versteigerung einer
vergleichenden Betrachtung unterziehen zu können.
Die Schriftleitung.
 
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