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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Jradelett, A.: Vorschriften für die Konstituierung und Funktion der Pämiierungs-Jury für die Siebente Internationale Kunstausstellung der Stadt Venedig 1907
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Das Nackte in der Kunst / Ein Medium als Malerin / Reform des Kunstlebens / Die Johanniskirche in München / Mitteilungen aus dem Leserkreis / Erklärung / Eröffnete Ausstellungen (Fortsetzung) / Laufende Preisausschreiben / Geplante Denkmäler / Enthüllte Denkmäler / Architektur / Aus Galerien und Museen / Todesfälle / Stipendien und Stiftungen / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0658
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650

Die Werkstatt der Kunst.

heft H7.

(angewandte Kunst) gekennzeichnet; außerdem werden die
ersten mit blauer, die zweiten mit roter Farbe gedruckt.
t3. Die Wahlzettel, welche nach der Frist eintreffen,
werden zurückgewiesen.
tH. Am z. Oktober wird der Kgl. Notar das wahl-
skrutinium vornehmen, im Beisein des Bürgermeisters oder
eines Bevollmächtigten und des Generalsekretärs der Aus-
stellung.
ts. Die Wähler haben das Recht, dein wahl-
skrutinium beizuwohnen oder sich durch andere Personen
offiziell vertreten zu lassen.
t6. Der Wahlkommissär wird kein Kuvert öffnen,
ohne sich zu vergewissern, daß der an der Außenseite ge-
schriebene Name im Wählerverzeichnisse enthalten ist.
t?. Nach Beendigung des Skrutiniums wird Protokoll
ausgenommen und die Wahlzettel bezw. Kuverts in dem
Archiv der Ausstellung aufbewahrt.
t8. Gewählt werden diejenigen, welche eine größere
Anzahl Stimmen erhalten, mindestens ein Fünftel der Wähler.
tZ. wenn zwei oder mehrere die gleiche Anzahl
Stimmen erhalten, wird man eine Auslosung derselben
vornehmen.
20. Falls infolge Nichterfüllung der Bedingungen
des Art. ^8 die Wahl einiger oder aller Mitglieder nicht
stattfinden könnte, steht den vom Gemeindeausfchuß und
von den Künstlern gewählten Mitgliedern das Recht zu,
die Personen, nach den Vorschriften des Reglements zu be-
zeichnen, die die zwei Unterkommissionen zu ergänzen be-
rufen seien.
2t- Die Vorschrift des Art. 20 hat Geltung auch im
Falle der Nichtannahme des Auftrages von feiten einiger-
gewählter Mitglieder.
Auftrag der Anterksininissisnen.
22. Die Unterkommission für die reine Kunst hat
den Auftrag, die hervorragendsten Werke auszuzeichnen und
es steht ihr deshalb eine Anzahl goldener Medaillen, nicht
mehr als fünfzehn, zur Verfügung.
23. Von der Preisverteilung werden die Werke von
Künstlern ausgeschlossen, die mehr als ein Jahr verstorben
sind, oder solche Kunstwerke, deren Ausführung über zehn
Pahre zurückreicht.
2q> Die Unterkommission für die angewandte Kunst
hat den Auftrag, sowohl die einzelnen Werke als die origi-
nellen Säleausstattungen auszuzeichnen. Sie verfügt über
nicht mehr als sechs goldene Medaillen.
25. Jede Unterkommission wird die verschiedenen Preise
Vorschlägen und Motivenbericht erstatten.
26. Die Vorschläge der Unterkommissionen müssen
von der gesamten Jury in einer Plenarsitzung gutgeheißen
werden.
27. Für Gültigkeit der Beschlußfassung der Jury sind
mindestens ?/z der Stimmen nötig.
28. Strenge Geheimhaltung der Beratungen und Be-
schlüsse ist erforderlich, solange die Präsidentschaft die Er-
gebnisse der Sitzungen der Oeffentlichkeit nicht bekannt gibt.
29. Die Präsidentschaft wird die Berichterstattung der
Unterkommissionen an die italienische und die auswärtige
presse in den verschiedenen Sprachen mitteilen.
Der Bürgermeister von Venedig
Präsident der Ausstellung
H.. QrilNLui.
Der Generalsekretär
K.. ^rallslett.
Vas vackts in äer Kunst.
Aus einer Zeitungspolemik im „Tag" vom 50. 8.
wollen wir die nachstehenden klassischen Sätze Dietrich
von Gertzens der Mitwelt überliefern.
„weiter erhebt sich nun aber die Frage, ob
es überhaupt zulässig und dein Künstler gestattet
ist, de 71 nackteri Körper in allen seinen Teilen (!)

zu zeigen. Professor p. setzt die .Schamhaftigkeit' in
Anführungszeichen. Ich schreibe sie ohne Gänsefüßchen
und bin der Ansicht, daß sie genau so gut zur Natur des
Menschen gehört wie der Geschlechtstrieb. Die Natur hat
uns auf die Lebensreise nicht nur den Trieb, sondern auch
die Scham mitgegeben, und sie ist nicht etwas, was über-
wunden werden soll, sondern vor allein bei den Frauen
der wertvollste Besitz, den sie zu hüten haben. Schamlose
Frauen wirken, rein natürlich angesehen, widerlich. Die
Scham ist auch nichts der: Menschen etwa von christlichen
Aszeten Suggeriertes, sondern sie findet sich bei allen
Völkern, selbst bei den religiös tiefstehenden Wilden. Wenn
diese Naturkinder selbst in den Tropen den Schurz
umlegen — warum sollen wir, die wir uns des
Anblicks nackter Körper viel stärker entwöhnt
haben, nun jede bildliche Darstellung der sonst
stets verhüllter: Körperteile zu lassen. Professor 6.
gibt selber zu, daß anständige Leute beiderlei Geschlechts,
wenn sie im Museum auf Nuditäten stoßen, schnell mit
halbem Blick daran vorübergehen (d. h. wohl nur wenn's
jemand sieht? — Red.), sich also peinlich berührt fühlen.
Warum nun nicht dies Anstandsgefühl, vor allem das
Schamgefühl der Jugend und der Frauen schonen? warum
nicht den öffentlichen Anstand wahren? Die Kunst ver-
liert wirklich nichts, wenn sie durch Gewand oder
Feigenblatt berechtigten Empfindungen derKeusch-
heit Rechnung trägt . . . Aber die gröbsten Aus-
wüchse zu b e seiti g en, hat d er S taat ein v 0lles Rech t."
6m Meclium als Malerin.
Lin pallesches Medium war mit zirka fünfzig, im
„Trans" gemalten großen Pastellmalereien vor die Geffent-
lichkeit getreten, und Publikum wie Presse bestaunten das
neue Genie.
Das „Berliner Tageblatt" bemerkt zu dieser Meldung
sehr richtig: „Vor ein paar Jahren trat in Berlin ein
Arbeiter mit ähnlichen Arbeiten und ähnlichen Behauptungen
auf. Diese Fälle sind auch viel weniger wunderbar, als
ihre Subjekte und ihre Beurteiler glaubeu. Die Versuche
in den Schulen haben erwiesen, daß die Anzahl
bildnerischer Talente unendlich viel größer ist, als man
früher glaubte. Es blieben und bleiben nur eben viele
im Schlummer, weil keine Anregungen sie wecken. Um
solche latent gebliebenen koloristischen Begabungen
handelt es sich bei den ganz ehrlichen Medien. Ls ist
nicht mehr Grund, sich über diese Pastelle aufzu-
regen als über Melodien, die ein einsamer ftirt
auf seiner Pfeife bläst."
Kekorm cles Kunstlebens.
Im Anschluß an den Aufsatz des perrn Otto
Sebaldt in der vorigen Nummer werden wir darauf auf-
merksam gemacht, daß nicht der Akademische Rat der Stadt
Dresden, sondern die Dresdener Kunstgenossenschaft
mit dein „Verein gegen Unwesen im Pandel und Gewerbe"
den „Salon vereinigter Künstler" zur Ablegung seiner
schwindelhaften Bezeichnung gezwungen habe.
Vie Jobarmiskircbe in Mimcben.
Fm Anschluß an den Bericht in der vorigen Nummer
sei initgeteilt, daß eine Zuschrift des „Generalkonser-
vatoriums der Ku n st de n km a le und Altertümer
Bayerns" an die städtischen Gewerbeschulen neben der
Erlernung moderner Kunsttechniken und Malweisen für
Maler und Vergolder, die mit Wiederherstellungs-
arbeiten in Kirchen zu tun haben, einen Kursus wünscht,
in welchem die alten Kunst- und pandwerkstechniken erklärt
und gezeigt werden, damit bei Wiederherstellung die
Marmorier-, Fassungs- und Vergoldungsarbeiten
technisch und stilistisch in ihrer ursprünglichen Art
wiederholt werden. —
 
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