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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Meyerhof, Agnes; Heid, K.; Strempel, Karl; Baule, Emil Werner: Ueber unsere Bilderrahmen
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Aus unserem Beschwerdebuch / Die Stiftungen der Schwestern Fröhlich zur Unterstützung bedürftiger und hervoragender schaffender Talente auf dem Gebiet der Kunst, Literatur und Wissenschaft / Ein amerikanisches Preisausschreiben / Laufend Preisausschreiben / Personalien / Auszeichnungen / Aus Künstler- und Kunst-Vereine / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0294

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286

Die Merkstatt der Kunst.

Liest 2s.

Des ferneren aus Niederlahnstein:
Der Grundgedanke, Bilderrahinen — besonders
für Ausstellungszwecke — durch ein leichteres und
wohlfeileres Material zu ersetzen, ist wert, einer
näheren Betrachtung unterzogen zu werden. Die
Vorzüge dieser jdee hat perr v. Sallwürk in seinem
Artikel genügend beleuchtet. Nun sind aber auch
einige Nachteile in Betracht zu ziehen. Die Keil-
rahmen, besonders bei großen „Schinken", haben
oft die nicht gerade lobenswerte Ligenschaft, sich zu
verziehen. Keilrahmen und Leinwand sind hygro-
skopisch; in der Bache selbst und der hieraus etwa
entstehenden Spannung zwischen Leinwand und Blend-
rahmen sind die Ursachen dieses Nebels zu suchen.
Ebenso im etwa zu starken Ankeilen. Bei diesen
Bildern hat nun das in Vorschlag gebrachte Rahmen-
material nicht genügend Widerstandskraft. Ls würde
auch die „Lontenance" verlieren.
jch sah seinerzeit ein Gemälde — ungefähr
2mxs^/^m groß, und erst drei- oder vierjährig.
Bei diesen: standen die Keilrahmenteile fingerbreit
auseinander. (Die indirekte Ursache wird wahr-
scheinlich schlechte Leinwand und Grundierung und
nebenbei zu lose Aufspannung gewesen sein.) Lin
solches Bild wird nun sicherlich ohne festen und
beständigen Rahmen nach allen Himmelsrichtungen
ausschlagen. Gerade beim Transport werden die
Bilder großen Temperaturschwankungen ausgesetzt
und leiden dann leicht an genanntem Uebel. hier-
mit wäre also der Hauptzweck des neuen Bilder-
rahmens illusorisch.
Betrachten wir aber die Angelegenheit einmal
von einem anderen Gesichtspunkte. Nach meinen
vorstehenden Aeußerungen über perrn v. Sallwürks
Vorschlag liegt der pinderungsgrund der Ausführung
am Keilrahmen. Nun ist schon von verschiedenen
Seiten viel gegen den Gebrauch der Leinwand als
Rialuntergrund gepredigt worden, Pier ließen sich
jetzt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Schon
TV. Ostwald empfiehlt als neue Malunterlage Alu-
minium, dem man möglicherweise auch Leinwand
als Ueberzug geben könnte. Gleichzeitig schlage ich
vor, auch die Ausstellungsrahmen von diesem Metall
herzustellen, jedenfalls wäre hiermit das gestellte
Problem gelöst: Bilder mit Nahmen von 2 w X 3 rn
mit einer pand bequem tragen zu können —
vorausgesetzt natürlich, daß inan eine dementsprechende
Körperlänge besitzt!
TVie ich mich persönlich zu der Frage stelle:
„Malleinen contra Aluminium", diese Beantwortung
möchte ich mir auf später vorbehalten.
Xarl Ztrsrnpsl.
Lndlich aus Pannover:
Der Vorschlag, Bilderrahmen aus einer ge-
preßten Masse herzustellen, scheinbar aus praktischen
Forderungen hergeleitet, öffnet, meiner Ansicht nach
wenigstens, dem alten Manipulieren mit Surrogaten,

das seit etwa zehn jähren das wieder erwachte
Kunstgewerbe energisch bekämpft, abermals Tür und
Tor. Kunstausstellungen haben auch erziehend zu
wirken. TVie kann man da mit Gips, Papiermache
oder Linkrusta kommen, um einen handgeschnitzten
Goldrahmen vorzutäuschen? Das Gefühl für Ge-
diegenheit ist noch nicht völlig in jene Kreise ge-
drungen, welche sich die „gebildeten" nennen, ganz
zu schweigen von den breiteren Schichten des Volkes,
in welchen sich noch überall die gepreßte Pappe, wie
Bronze scheinend, die Ledertapete aus Lumpenpapier
gewohnter Wertschätzung erfreut. Unser Volk, dessen
Gefühl für Echtheit und Aufrichtigkeit in kulturellen
Dingen der gewissenlose Kunstindustrielle durch jahre-
lange Darbietung von Scheinkunst mordete, darf
nicht sehen, wie selbst Künstler der Unaufrichtigkeit
anheimfallen, selbst dann nicht einmal, wenn schein-
bare Zweckgründe hierfür sprechen. Line so vornehme
Sache, wie die Kunst, darf nicht mit minderwertigen
Stoffen zusammengebracht werden, welche sich als
etwas anderes ausgeben, als was sie ihrer Natur
nach sind. Mit solchen Vorspieglungen mag die
Schaubühne wirken. Linen elenden Lindruck macht's,
wenn in den Ausstellungen die abgestoßenen Lcken
den weißen Gips bei einem sonst guten Werke sehen
lassen, jch war einmal Zeuge, wie eine sich mit
der Kunst beschäftigende Dame in der Unterhaltung
erklärte: „Kunst sei auch ein Surrogat, und zwar
eins der Natur." Ueber diese lächerliche Anschauung
braucht man kein Wort zu verlieren. Vom Künstler-
muß man Achtung vor der würde der Kunst fordern.
Diese schließt alles Unechte, alles falsch Erscheinende
aus. Nur so kann man dem Laien Achtung vor
Kunst einflößen, wenn er sieht, wie nur Gediegen-
heit dem wahren Wesen der Kunst sich vermählt,
wenn alle Praktiken, welche der Tapezierer und An-
streicher in sein paus trägt, vom Künstler verschmäht
werden. Lin Volk, welches in künstlerischen Dingen
nicht die Echtheit schätzt, wird nie zu einer starken
Kultur emporsteigen, wird keine großen und starken
Bedürfnisse haben. Das Volk wird nicht lernen, den
Mcldruck von der Malerei zu scheiden. Darum hüte man
sich, aus Künstlerkreisen heraus, Aergernis zu geben.
wenn wirklich die künstlichen Rahmen leichter-
würden, so würde dies für die Ersparnis an Fracht
nicht viel bedeuten. Gewiß, Künstler sind nicht
immer in der Lage, auf Nahmen viel Geld anzu-
legen. Dann sollte man zur Einfachheit greifen,
oder selbst das Schnitzmesser in die pand nehmen.
Dem Künstler kann es nicht schwer fallen, hier Aus-
wege zu finden, denn ihm steht Erfindungsgabe zur
Seite. Aber Surrogate wären auf jeden Fall eine
üble pilfe. K. Baute.
Aus unserem kescbiverctebuck.
München. TNan ersucht nns um T) eröffentlichung
der folgenden Zeilen: Ausstellersreuden. Am 6. Dezem-
ber, am dritten Tage nach der Eröffnung der Schwarz-TDeiß-
 
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