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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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D.W.D.K.: Ein Beitrag zur Würde der Künstler
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Rigorose Kunsthändler / Ein Londoner "Kunsthändler"?
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0434

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H26

Die Werkstatt der Kunst.

Heft 3 s.

diesem Gesetze nicht als Werke -er bildenden
Künste, sondern als Werke der Photographie an-
zusehen sind."
Erschwerend ist der Umstand, daß die Firma
ihre Reklamen mit „akademisch gebildeter Porträt-
maler" unterzeichnete und auch damit den Anschein
zu erwecken suchte, als ob es sich bei seinen Pro-
dukten um Kunstwerke handle. Allerdings behauptet
sie in ihrer Zuschrift an uns, daß sie bereits seit
zirka einem Jahr Annoncen nicht mehr mit diesem
Titel unterzeichne und ihn auch seit langer Zeit nicht
mehr auf ihren sämtlichen Prospekten führe, weil ihr
bewußt geworden sei, daß sie eventuell bei „einigen
Herren" damit Anstoß erregen könnte. U)ir nehmen
hiervon Notiz, obwohl uns bekannt ist, daß die
Firma noch vor einem halben Jahr versucht hat,
den oben abgedruckten und so unterzeichneten Prospekt
in Kun st Zeitschriften unterzubringen.
Rian würde fehl gehen, wenn inan annähme,
daß solche Angebote sich nur an Photographen usw.
wenden Nein, in -en Kreisen -er Künstler gibt
es, lei-er Gottes, zahlreiche Abnehmer! Unter
den „Dankschreibern" befindet sich zum Beispiel ein Geh.
Hofrat und Hofmaler, Direktor an einer Kunstschule;
ein anderer schreibt wörtlich: „Die letzten Bilder-
waren wieder großartig; wie es einer so weit ge-
bracht hat, da muß man den Hut ziehen. Sollte
es der Fall sein, daß ich einen Neichen einmal zu
fassen kriege, der rächt auf Geld sieht, werde ich
aber auch jedesmal mehr geben usw."
Die Firma schreibt uns:
„was nun schließlich die Behauptung betrifft, daß
ich durch mein Vorgehen die Porträtmaler in den Augen
des Publikums herabwürdige und empfindlich schädige, so
bemerke ich ausdrücklich, daß ich absolut nicht für das
große Publikum arbeite, sondern ausschließlich nur für
Photographen und Künstler, welche dadurch mühe-
los, selbst in den höchsten Kreisen große Beträge
einstreich en, und mich auch dafür nicht einmal höher
honorieren."
Wie furchtbar beschämend ist das! Mancher
arme, tüchtige Porträtmaler muß hungern in bitterster
Nor und wird vielleicht noch mit seiner echten Kunst
verlacht von den reichen Banausen, die zum Herrn
„Kunstmaler" laufen und ihm für mechanisch über-
malte Photographien mit Freuden viel Geld bezahlen!
Als Appell an das Standesbewußtsein
der Künstler wurden diese Zeilen geschrieben. Die
Achtung vor der eigenen Tätigkeit, die durch die
geistlose Benützung solcher verächtlicher Eselsbrücken
weit unter die Arbeit eines guten Photographen
herabsinkt, die Achtung vor der Kunst sich zu be-
wahren, ist die erste Pflicht der Künstler.
Wir sind überzeugt, daß sich die überwiegende
Mehrheit der anständiger: Elemente der Künstlerschaft
nachdrücklich gegen den gekennzeichneten künstlerischen
Betrug einzelner „Kollegen" verwahren und ihn
durch ausklärende Kundgebungen an das Publikum
unmöglich machen wird.
Natürlich wäre es ein Fehler, wenn sich diese
Kundgebungen gegen die von den schlechten Künstlern

lebenden „Kunst "-Anstalten richteten und indirekt
deren Reklamegeschäfte besorgten. Nein, es gilt,
Wege zu finden, dem Treiben der „Kollegen" selbst,
die sich so unwürdiger Mittel bedienen, ein Ende
zu machen. O.W. O.K.
Rigorose Kunsthändler.
Zu unserem Artikel in der vorigen Nummer
empfingen wir das nachstehende Schreiben der Firma
I. p. Schneider jr. in Frankfurt a. M., das wir
leider nicht mehr gleichzeitig mit unserer Aufforderung
zum Abdruck bringen konnten.
Frankfurt a. M., den s7. April 07.
Sehr geehrter Herr!
Ich besitze Ihr wertes Schreiben vom (5. ort.
und danke Ihnen vielmals für das Interesse, das
Sie meinem Hause entgegenbringen.
Ich werde den Inhalt des mir gütigst einge-
sandten Artikels in sachlicher Weise prüfen, werde
gerne die Anregungen in Erwägung ziehen und so
weit wie irgend möglich bei einer neuen Drucklegung
meiner Bedingungen Ihren Wünschen zu entsprechen
suchen.
Einstweilen bemerke ergebenfl, daß meine Be-
dingungen gemäß den Bedingungen anderer
Kunsthandlungen wie z. B. Ed. Schulte ab-
gefaßt sind.
Hochachtungsvoll
Ihr ergebener
ff. ?. Lckneicker jr.
6m Londoner „Kunsthändler"?
Wir empfingen folgende Zuschrift und bitten
alle Leser, die auch mit der betr. Firma Beziehungen
hatten, uns ihre Erfahrungen mitzuteilen.
Auf eine Annonce in den „Münchener Neuesten
Nachrichten" (betr. Kommissionsverkauf von Bildern) habe
ich mich mit der Firma R. Franc ck Lo., London E. L.,
3H Gracechurch-Street, die ich für eine Kunsthandlung
hielt, in schriftliche Verbindung gesetzt. Als Referenz
wurde mir von ihr die Bank and Discount Lompanp,
Limited, London, 66 Finsburg Pav ement, genannt,
von wo ich auf meine Anfrage eine korrekte Zuschrift erhielt.
Da ich weder Lust noch Mittel hatte, mich wegen der
Sicherheit bei einer Auskunftei zu erkundigen, wendete ich
mich an das deutsche Konsulat in London. Die Antwort
war nicht befriedigend. — Die fragliche Bank scheint nicht
auffindbar zu sein. Ich füge nachstehend die genauen Ab-
schriften der erhaltenen Briefe bei.
London, 8. 3. 07.
fferrn.in München.
Jin Besitz Ihres gefälligen Schreibens vom 6. cr.
teilen wir Ihnen zur gfl. Information folgendes mit.
Mir haben gute Beziehungen zu der Kundschaft und
wünschen unter vorheriger genauer Beschreibung des Objekts,
mit Photographie, Angabe der Größe und des Malers,
Bilder zum Verkauf in Kommission zu erhalten. Mir ver-
langen Bekanntgabe der äußersten Preise für die zum
verkauf zu übergebenden Bilder, von welchen wir eine
Provision von y beanspruchen. Auf Munsch sind wir
auch bereit, auf gesandte Bilder einen Vorschuß zu kulanten
Bedingungen zu gewähren.
 
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