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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Heft 7
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Der Schluss der Dritten Deutschen Kunstgewerbeausstellung zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0097

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Die Werkstatt der Kunst

keäaklem: k)einrick Steinbach.

VI. Zaki-g. k)elt 12. Dov. iyo6.

In clieseni r^eile unserer LeUsckrifl erteilen tvir jeclern klünsiier Äss freie Mort. Mr sorgen cissür, ctss tuniickst keinerlei
Angriffe auf Personen ocler Senossensckaften sbgeclrucki tverclen, okne clsss vorder iter Angegriffene «lie Mögli<z,keit gedsbi
KLrie, in cteniselben IZefts?u erwidern. Oie kieclakrion kält sied vollständig unpsrteiiscd uncl gibt cturck äen Kbclruck keineswegs
--eine Nebereinstirnrnung rnit «len suf cliese Meise vorgetragenen Meinungen zu erkennen. - —

Der SMuss äer Dritten Deutschen RunstgexverbeaussteUung zu Dresäen.

Nach fast sechsinonatigem Bestehen ist am 3 s. Ok-
tober die Dritte Deutsche Kunstgewerbeausstellung zu
Dresden in feierlicher Weise geschlossen worden.
Bei dem an die Feierlichkeit sich anschließenden
Festmahl hielt Professor Lossow eine bedeutungs-
Nede, welcher wir folgendes entnehmen:
Ls war vorauszusehen, daß der Ausstellung
neben Anerkennung auch Angriffe zuteil werden
würden. Hauptsächlich wurde ihr der Vorwurf ge-
macht, daß sie keine Kunstgewerbe-Ausstellung,
sondern eine Künstler-Ausstellung sei. Zch kann
diese einseitige Auffassung nicht anerkennen. Die
früheren Kunstgewerbe-Ausstellungen lagen in ihrer
Beschickung fast gänzlich in den Händen von Riöbel-
und Dekorationsfirmen, sowie von Fabrikanten. Die
Namen der Ausführend.en wurden dem Publikum
bekannt gegeben, die der geistigen Lchöpfer, der
Künstler, fast nie. Ls lag das in der Zeit, wir
haben aber nie gehört, daß mall diesen Ausstellungen
unter den entsprechenden, heute uns entgegentreten-
den Ansichten den Titel Gewerbe- oder Fabrikanten-
Ausstellungen hätte verleihen wollen. Gleiches
Recht für alle! Ls liegt auf der Hand, daß bei
einer segensreichen Lntwicklung unseres Kunstge-
werbes Ausführende und Künstler Hand in Hand
gehen müssen, beide sind aufeinander angewiesen.
Zn richtiger Erkenntnis dieses Zieles beanspruchte
die Künstlerschaft lediglich nur einen gleichen Platz,
einen Platz, der ihr bisher leider versagt war, und
den sie sich erobern mußte; darüber hinauszugehen,
liegt ihr vollkommen fern.
Ls gereicht mir zur außerordentlichen Freude,
konstatieren zu können, daß auch von feiten zahl-
reicher Ausführender diese Bestrebungen richtig er-
kannt worden sind, indem sich viele an der gemein-
samen Arbeit in aufopferndster Weise beteiligten.
Attt dem Gefühl aufrichtigsten Dankes gedenke ich
des erfolgreichen Zusammenarbeitens, welches sich
iil Zukunft zum Legen unseres Kunstgewerbes immer
zweckentsprechender ausgestalten möchte. Nur in
dieser weiteren Zusammenarbeit wird die Ausstellung
die erwarteteil Früchte zur Lrnte bringen können.
Rböchte ihr aber diese Lrnte beschieden sein! Nlöchte
diese Ausstellung beigetragen haben, daß die Lnt-
wicklung des deutschen Kunstgewerbes immer mehr
und mehr zu einer nationalen Kulturbewegung werde,
daß sie besonders nach allen Leiten hin geschmacks-
erziehend wirke und so in ihrer technischen und

künstlerischen Weiterentwicklung beitrage, die wirt-
schaftliche Kultur unseres Vaterlandes zu heben und
zu stärken!"
Als der schwerwiegendste Lrsolg der Dritten
Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung kann bezeich-
net werden, daß sie in einer Zeit des Ringens
nach künstlerischerUnabhängigkeit vonsrüheren
Ltilsormen kräftig, aber doch auch besonnen die
Wege gezeigt hat, welche tüchtige deutsche Künstler,
Kunsthandwerker und Kunstindustrielle in Zukunft
zu gehen gedenken, daß sie das Verständnis der vor-
geführteil Werke in weiten Kreisen verbreitet und
vertieft hat, daß sie die deutsche Volkskunst in
ihrer Frische, Kraft und Freudigkeit zu Lhren ge-
bracht und in Zehntausenden das Bewußtsein ge-
weckt hat, daß hier viele vernachlässigte, edle Lchätze
zu hüten und zu pflegen sind, und daß sie zu der
großen sozialen Frage, wie dem einfachen Arbeiter
sein Heim geschmackvoll, zweckmäßig und doch nicht
zu kostspielig gestaltet werden könne, wertvolle Lö-
sungen beigetragen hat. Wie bei einem tüchtigen
Lehrer, so liegt auch bei einer solchen Ausstellung
der Hauptwert nicht in dem vorgeführten Ltosse,
sondern in dem, was sie an regt, nicht in der Nach-
ahmung, sondern in der Wegzeigung, in der durch
sie erlangten Fähigkeit, selbständig Wege zu gehen.
Wenn die Ausstellungsbesucher, die Künstler, Kunst-
handwerker und Kunstindustriellen diese Frucht von
der Ausstellung gewinnen, dann ist dies der schönste
Erfolg, den ein solches Unternehmen erzielen kann.
Die Gesamtkosten der Ausstellung belaufen sich
im übrigen auf ungefähr 735 000 Rlk., worin ein
für die Abbruchsarbeiten und unvorhergesehene Fälle
zurückgestellter Reservefonds von ^5 000 Rkk. inbe-
griffen ist. Diesen Ausgaben stehen an Einnahmen
gegenüber: Aus Eintrittsgeldern einschließlich der
Abendkarten etwa flchOOOO Nlk., an Platzmieten
etwa 90 000 Wk., ferner aus dem Ueberschuß der
Gabenlotterie etwa 56 000 Rik., wobei darauf hin-
zuweisen ist, daß die Ausstellung die erste Veran-
staltung dieser Art in Dresden sein dürfte, bei welcher
ein Absatz von 200 000 Losen zu fe s Ulk. erzielt
worden ist; endlich aus anderen Ouellen, z. B. aus
Verpachtung des Kataloges und des Postkartenver-
lagsrechtes, aus Garderobe und Verkaufsprovisionen,
Wodelltheater, Orgelkonzerten u. s. w., ungefähr
79000 Wk. Zn die Einnahmen war ferner von
vornherein der von der Kgl. sächs. Ltaatsregierung
 
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