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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Müller, Richard; Petersen, Hans von; Schlichting, Max: Die Kunst auf der Weltausstellung in St. Louis
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0109

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Die Werkstatt der Kunst

keäakteur: Hemrick Stemback.

VI. Jakrg. Helt 8. B19.12ov. 1906.

Ir> clieseni CeUe unserer LettsekrUl erteilen wir j erlern Künstler clss freie Mort. Mir sorgen clsfür, Las tunlichst keinerlei
Rngriff« auf Personen ocler Genossensckaften sbgeclruckt werclen, okne Lass vorder cler Angegriffene Lis LÜSgliLrkeit geksbt
KLtte, in Lernselben IZefte zu erwiclern. Oie Reclaktion kält sick vollstLnäig unpsrteiiscd uncl gibt clurLr clen Abclruck keineswegs
.— eine Oebereinstirnrnung rnit clen suf cliese Meis« vorgetrsgenen Meinungen erkennen..—-7:-^

Vie Kunst auk äer MeltaussteUung in §t. Louis.

Der amtliche Bericht des Reichskommissars
über die Weltausstellung in St. Louis im Jahre
der gleichzeitig als Reichstagsdrucksache erscheint, liegt
nunmehr in einer, von der Reichsdruckerei geschmack-
voll ausgestatteten und mit zahlreichen Abbildungen
versehenen Sonderausgabe vor. Der Bericht schildert
in seinem ersten Teil Vorbereitung, Organisation,
Verlauf und Abbruch der Ausstellung, insbesondere
der deutschen Abteilung. Von allgemeinem Inter-
esse sind die Mitteilungen über das finanzielle Er-
gebnis der Ausstellung, den Stand des deutschen
Ausstellungsfonds und die geschäftlichen Ergebnisse
der deutschen Abteilung. Trotz der überaus schwie-
rigen Verhältnisse und der unerwartet hohen Arbeits-
löhne und Materialkosten ist es durch den vorteil-
haften Verkauf der Inneneinrichtung des Deutschen
Hauses und nahezu aller vom Reiche bestellten kunst-
gewerblichen Dekorationsstücke, wie Bronzen, Mo-
saiken, schmiedeeiserne Arbeiten, Möbel u. s. w. ge-
lungen, die deutsche Beteiligung mit den vom Reich
bewilligten Mitteln von 3 500 000 Mk. durchzu-
führen. Die während der Ausstellung verbreiteten
Nachrichten, daß eine erhebliche Ueberschreitung des
deutschen Ausstellungsfonds stattgefunden habe, er-
fahren hiermit eine erfreuliche Widerlegung.
Aus den mitgeteilten Nachweisen der ameri-
kanischen Zollverwaltung geht hervor, daß deutsche
Ausstellungsgüter im werte von 389 000 Doll, gegen
Zollentrichtung in den freien Verkehr Amerikas ge-
setzt find, d. h. Käufer in Amerika gefunden haben.
An dem Gesamtwerke der in Amerika verbliebenen
waren der ^2 fremden Ansstellungsländer in Höhe
von 2 388 000 Doll, ist Deutschland mit s6 Proz. be-
teiligt. Für einige Industriezweige wird der Nach-
weis einer unmittelbaren günstigen Wirkung der
deutschen Ausstellung auf die Ausfuhr deutscher Er-
zeugnisse geführt.
Der zweite Teil enthält 3? zumeist aus der
Feder der deutschen Preisrichter herrührende einzelne
Berichte. Diese bringen Abhandlungen über die Aus-
stellungsgruppen, in denen die Berichterstatter ihr
Preisrichteramt auszuüben hatten. Der erste Bericht
schildert in umfassender weise die Unterrichtsaus-
stellung. Ihm reihen sich die Berichte aus dem Ge-
biete der Kunst, des Kunstgewerbes, des Buch-
gewerbes, der Photographie, des Ingenieurwesens,
des Maschinenwesens, des Verkehrswesens, der Land-
wirtschaft, der Pferdezucht, der Forstwirtschaft und

Jagd, des Bergbau- und Hüttenwesens sowie der
Sozialökonomie an. Den Schluß bilden die Berichte
über den Internationalen Gelehrtenkongreß und die
Olympischen Spiele. Die Berichte sind wegen der
Sachkunde ihrer Verfasser von besonderem Inter-
esse; sie bieten vielfach wertvolle Fingerzeige für die
Vermehrung der Handelsbeziehungen mit Amerika
und geben ein anschauliches Bild amerikanischer
Verhältnisse. Im übrigen sei es uns gestattet,
den uns hier namentlich interessierenden Be-
richt über
Die Bildende Annst auf der Ausstellung
unverkürzt mitzuteilen. Derselbe hat folgen-
den Wortlaut:
Die Organisation der deutschen Kunstabteilung
war wiederum der Allgemeinen Deutschen Kunst-
genossenschaft übertragen und wurde von deren zei-
tigem Vororte, der Kunstgenossenschaft in Dresden
unter der Leitung des Hofrats Prof. Kießling durch-
geführt. Die meisten sezessionistischen Künstler blieben
der Ausstellung fern, weil das verlangen des von
ihnen gegründeten Deutschen Künstlerbundes, eine
Sonderausstellung mit eigenen Räumen und eigener
Jury zu erhalten, abgelehnt wurde. Eine solche
Sonderausstellung konnte im nationalen Interesse
nicht zugelassen werden, hatten doch alle anderen
Staaten unter gütlicher Einigung der verschiedenen
Künstlerverbände einheitlich geleitete Ausstellungen
organisiert. Die Deutsche Kunst war vertreten durch
2f8 Maler mit 3f7 Werken der Gel-, Aquarell-,
Pastell- und Gouachemalerei, 38 Graphiker mit 8 s
Werken, 52 Bildhauer mit 80 Werken und 3H Archi-
tekten mit 76 Werken. Der der deutschen Kunstaus-
stellung in dem Kunstpalaste zur Verfügung stehende
Raum betrug 2680 qm, es sei jedoch darauf hin-
gewiesen, daß das gesamte Kunstgewerbe nicht im
Kunstpalaste (lline ^.rts LuiI6in§), sondern im In-
dustriepalaste (Varieä Industries LuiläivA) unterge-
bracht war. Die Dekorierung der Räume erfolgte
durch Prof. Kreis-Dresden; sie wurde in der ame-
rikanischen Kritik allgemein als mustergültig bezeichnet.
Die vier Preisrichter, die Deutschland in die
Gruppe 9 „Malerei" zu entsenden hatte, wurden
vom Hauptvorstande der Allgemeinen Deutschen Kunst-
genossenschaft ernannt, und zwar die Herren: Maler
Bär-New-Hork, Prof. Richard Müller-Dresden
(zugleich Juror für Graphik), Prof. Hans v. Peter-
 
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