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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Die Gründung der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft
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Christian Mali
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Laufende Preisausschreiben (Fortsetzung) / Erledigte Preisauschreiben / Denkmäler / Architektur / Staatsankäufe etc. / Staatsaufträge etc. / Aus Akademien und Kunstschulen / Auszeichnungen und Medaillen / Personal-Nachrichten / Todesfälle / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Vermischtes / Literatur / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0043

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Heft 3.

Die Werkstatt der Kunst.

35

gesenkt, als alle Fackeln — die Feier fand abends
statt — auf Haufen geworfen waren, da trat Emanuel
Leutze vor und mahnte mit seiner kraftvollen, tönen-
den Stimme die Künstler im Hinblick auf die voll-
zogene Feier zur Einigkeit. „Meine lieben Genossen!"
rief er, „unseres Vaterlandes Einheit haben wir ge-
feiert; wir werden sie erreichen, wenn feder dazu
beiträgt. Darum laßt uns mit unserer eigenen Ein-
heit den Anfang machen mit einer Vereinigung aller
Kunstgenossen!" Das Wort zündete. Eine kleine Zahl
der Teilnehmer, darunter neben Leutze Rudolf Zor-
dan, Lessing, Karl Hübner, Zoseph Fay aus Köln,
Hermann Becker u. a. m., begaben sich in die Bock-
halle und beschlossen, einen Verein zu gründen, dem
der Name „Malkasten" verliehen wurde. Zunächst
traten fast alle Düsseldorfer Künstler dem „Mal-
kasten" bei, bald aber kam es wieder zu Zwistig-
keiten zwischen der jungen und der alten, zur Aka-
demie haltenden Künstlerschaft.
Zm „Malkasten" war es, im Juli (856, daß
Hermann Becker gelegentlich eines Besuchs, den Gis-
bert Flüggen bei Leutze und ihm abstattete, den Vor-
schlag machte, eine allgemeine Künstlerversammlung
nach Bingen zu berufen. Der Vorschlag wurde von
einem Ausschuß beraten und vom „Malkasten" an-
genommen. Auf die Einladung des „Malkastens"
versammelten sich am 28. September (856 zu Bingen
Künstler und Abgeordnete aller Kunststädte, von
Düsseldorf aus war Leutze mit seiner ganzen Ge-
folgschaft, darunter Karl Hübner, Andreas und
Oswald Achenbach, Heß, Philipp Lindo, August
Weber u. a. m. gekommen; von München, wo Flüg-
gen für den Zweck gearbeitet hatte, dieser selbst,
dann der seurige Historienmaler Feodor Dietz aus
Karlsruhe (ch (870), der sich später als Präsident
des Hauptvorstandes der Kunstgenossenschaft so große
Verdienste erworben hat. Mit ihnen kamen zahl-
reiche andere Künstler aus München und Stuttgart,
von Karlsruhe war der Kunstschuldirektor Schirmer,
von Paris Ludwig Knaus herbeigeeilt. Auch aus
Frankfurt a. M. waren viele erschienen. Drei Tage
dauerten die Verhandlungen. Die Versammlung be-
schloß, gemäß den von Düsseldorf gemachten Vor-
schlägen, die Veranstaltung nationaler deutscher Aus-
stellungen und die Abhaltung einer zweiten Tagung.
Auch beschloß man, nach einem längeren vortrage
Hermann Beckers, über den ungenügenden Schutz
des geistigen Eigentums durch die bestehenden Ge-
setze in Deutschland, beim Bundestag ein wirksames
Gesetz zum Schutz des geistigen Eigentums zu be-
antragen. Ein Vorschlag zur Gründung einer all-
gemeinen Kasse für hilfsbedürftige Künstler und
deren Witwen, den Hermann Becker ausgearbeitet
hatte, wurde gleichfalls angenommen und das Düssel-
dorfer Komitee mit den Maßregeln betraut, eine
solche Unterstützungskasse ins Leben zu rufen. Seit-
dem haben andere Künstler auf der Grundlage, die
zu Bingen gelegt worden, weitergebaut. Man hat
die ursprünglichen Statuten geändert, aber alles, was

die Gründer damals erstrebten, ist errungen worden;
schließlich (seit (880) sogar eine Staatsbeihilfe von
20 000 Mk. jährlich. Es wäre unrecht, wollte man
hier die Verdienste unerwähnt lassen, die sich, außer
den schon Genannten, später Feodor Dietz, Zulius
Hübner-Dresden, Andreas Achenbach, Lindlar-Düssel-
dorf, Michelis, Heinrich Deiters-Düsseldorf und viele
andere um die Kunstgenossenschaft erworben haben.
Okrisiian Mali Ich
über dessen Hinscheiden wir schon berichteten, hat
in seinem Testamente in großartigster Weise der
Künstler gedacht. Er hat fast sein gesamtes Ver-
mögen, bestehend aus seinem Hause und einer baren
Summe von rund 2^0 000 Mk., dem Münchener
Künstler-Unterstützungsverein hinterlassen. Das
Haus gehörte früher Mali und seinem vor ihm
verstorbenen Freunde Braith zusammen, der seinen
Anteil daran dem Freunde schon mit der Bestim-
mung hinterließ, daß es der Verein erhalten solle.
Den künstlerischen Nachlaß Malis bekommt die Stadt
Biberach, in deren Friedhof der Künstler bei seinem
Freunde Braith ruht, mit dem er im Leben unzer-
trennlich verbunden war. Dieser Nachlaß besteht
nicht nur aus eigenen Werken, sondern auch aus
anderen Bildern neuerer und älterer Meister und
einem großen kunstgewerblichen Hausrat. Außerdem
hat Mali dieser Stadt noch 60 000 Mk. vermacht
für ein Lhristian-Mali-Museum, das im Anschluß
an das Braith-Museum gebildet werden soll. Von
diesem Betrage sollen 20000 Mk. dazu dienen, vor
dem Museum den beiden Freunden Braith und
Mali ein Denkmal zu errichten. Zur Beerdigung
Thristian Malis hatte der Münchener Künstler-
Unterstützungsverein eine aus sechs Künstlern be-
stehende Abordnung, bestehend aus Max Nonnen-
bruch, Prof. Karl Blos, Hermann Knopf, Fr. Ort-
lieb, L. L. Ostermayer und Edwin Weißenfels, nach
Biberach gesandt. Außer dem Kranz des Künstler-
Unterstützungsvereins wurden noch von der Akademie
der bildenden Künste und der Münchener Künstler-
genossenschaft Kränze am Grabe niedergelegt. Ehre
dem Andenken dieses großherzigen Künstlers, der mit
seinen letzten Bestimmungen allen Lebenden ein leuch-
tendes Vorbild schuf, wie man der Künstler und der
Kunst gedenken solle.

Laufende V^eisLUSscbreiben. (Fortsetzung)
Berlin. Die Firma M. Kempinski L Eo. in Berlin
hat zur Erlangung von Entwürfen, betreffend eine Dekora-
tion ihres Schaufensters ein Preisausschreiben mit drei Preisen
von 500, 500 und 200 Alk. erlassen. Als Preisrichter fun-
gieren: Architekt Alfr. I. Balcke, Prof. E. Döpler und
Prof. Bernhard Schaede. Die farbigen Entwürfe müssen
bis zum 3(. Oktober eingesandt werden. Der Geschäftswelt
sei dieses Preisausschreiben dringend zur Beherzigung und
Nachahmung empfohlen.
Glmütz. Lin Preisausschreiben um Pläne zu einer
Ausstellungshalle in Glmütz schreibt der hiesige Gewerbe-
 
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