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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Das Preisausschreiben für die Universitätsaula in Kiel / Die Verlosungsankäufe der "Armee-, Marine- und Kolonialausstattung" in Berlin / Künstler-Atelier-Wohnhaus-Baugenossenschaft in Müchen
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Gabriele d'Annuncio und die Bildhauerkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0614

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606

Vie Verlosungsankäuke äer „)Irmee-, Marine-
uncl Kolonialausslellung" in kerlin.
Die Direktion dieser Ausstellung hat sich trotz
unseres mehrfachen Ersuchens nicht zu einer prin-
zipiellen Erklärung wegen ihrer Verlosungsankäufe
herbeigelassen.
Weil aber in den Berliner Künstlerkreisen eine
gewisse Beunruhigung herrscht, so wollen wir hier-
mit die rechtliche Stellung der Künstler klarstellen.
Obwohl die Ausstellungsdirektion aus den von
ihr verausgabten Losen selbst fett ausgedruckt Hatz
daß die Auszahlung der Gewinne in barem Gelds
ausgeschlossen sein solle, so nötigt sie doch die
Künstler zu Verträgen, nach denen die Künstler sich
ev. mit sOO/o und der Rückgabe der Kunstwerke
zufrieden geben müssen, falls die Gewinner bares
Geld beanspruchen. Wir verstehen nicht, weshalb
man meint, mit Künstlern anders verfahren zu
dürfen als mit anderen Ausstellern. Jedenfalls
wird die Verzichtleistung aus den vollen Verkauf so
die Regel bilden, weil sa für die meisten Leute ein
Kunstwerk ein „unbrauchbarer Luxusgegenstand" ist,
den sie nur gezwungen behalten würden.
Nun ist von vielen Seiten die Frage an uns
gerichtet worden, ob bei solchem Verfahren die Aus-
stellungsdirektion diese sOO/o für sich zurückbehalten
dürfe, da sie ja nach den Ausstellungsbedingungen
von allen Verkäufen Provision zu bean-
spruchen hat.
Der Rechtsbeistand der „Allgemeinen Deutschen
Kunstgenossenschast", Lserr Dr. Friedrich Rothe in
Berlin XV, Französische Straße 2^, gibt uns folgende
Aufschlüsse:
a) Die mit den Künstlern geschlossenen Verträge
halte ich für gültig. Die Ausstellungsleitung
kann trotz des Ausdrucks aus den Losen mit
den Gewinnern Barzahlung vereinbaren, also
diesen Fall auch bei den Verträgen mit den
Künstlern vorsehen.
b) Die eigenen verlosungsankäuse der Direktion
sind als provisionspslichtige Verkäufe anzusehen.
c) Rluß sich der Künstler aber mit den zu a er-
wähnten sOO/o begnügen, so kann die Aus-
stellungsleitung keine Provision fordern,
da kein Verkauf vorliegt, dieser vielmehr rück-
gängig gemacht ist, die Wo stehen dem
Künstler als Entschädigung für den Rückgang
des Kaufs zu.
Die Fragesteller werden durch diese Auskunft
befriedigt sein. Line Veranlassung für die Aus-
stellungsleitung, uns die im Interesse der Künstler
erbetene Aufklärung zu verweigern, lag also nicht
vor, besonders da sie nicht gewünscht haben kann,
den Tatbestand zu verschleiern. O. XV. O. X.
Kirnstler-^leUer-Mobnbaus-kau-
genossenscbakt m München.
Lin Aufsatz über dieses Thema in Heft 42
der „Werkstatt der Kunst" hatte zur Folge, daß

Heft

mehrfache Anfragen an den Verfasser dieser Zeilen gelangten.
Einige Künstler haben sogar schon feste Bauaufträge zugesagt.
(Im ganzen schon für über so ooo Mk.)
Für heute sei in möglichster Kürze das Ziel
dieser Baugenossenschaft dargelegt:
Es soll nördlich von Schwabing ein Ateliergebäude
mit einzelnen Zimmern (samt modernem Zubehör) errichtet
und zu tunlichst billigem Satze an jüngere Künstler ver-
mietet werden. — Die Hauxttätigkeit der Genossenschaft
wäre aber die Errichtung von behaglichen Einfamilien-
häusern mit zu ernster Arbeit brauchbarem Atelier. Im
Ausbau, in der Ausstattung sollen dieselben den Anforde-
rungen genügen, die man an den neuzeitlichen Landhausbau
stellt, einschließlich des Gartens.
Die ganze Anlage soll nicht den monotonen Charakter
einer „Villenkolonie" tragen, die mit Recht von hervor-
ragenden Künstlern als „Villensriedhöse" bezeichnet worden
sind, sondern sie soll mehr in der malerischen, ungezwungenen
Art einer Gartenstadt errichtet werden. Das herrliche, stim-
mungsvolle Gelände des ganzen Amper-Tales halte ich für
die Errichtung von Wohnhausbauten sehr geeignet: die
Gegend zwischen Bruck — Dachau — Haimhausen, Schleiß-
heim usw. bis herein gen Schwabing. — Vorortverkehr,
Telegraphen, Telephon, Fahrrad, Auto und eventuell eine
konstante Automobilomnibus-Verbindung vermitteln leicht
alle Vorzüge der Großstadt. Die Häuschen sollen in der
Regel bei kleiner Anzahlung in ratenweiser Tilgung des
Kausschillings von den Genossenschaftern erworben werden
können. Für Gebildete bedarf es keines Hinweises aus die
eminenten Vorteile, die das wohnen am Lande, im eigenen
Hause bietet. Ls seien deshalb nur die finanziellen Vor-
teile, die leider noch zu wenig Beachtung finden, hervor-
gehoben.
wohnt ein Künstler z. B. 30 Jahre in einer Miet-
wohnung, so zahlt er im Durchschnitt sooo Mk. pro anno,
oder zusammen zoooo Mk.! — Dazu kommen noch die
Umzugskosten. Hätte dagegen dieser Künstler vor 30 Jahren
Gelegenheit gehabt, ein eigenes Haus zu erwerben, für die
gleichen Wohnungsansprüche und Raumverhältnisse, er hätte
nur —20000 Mk. auszugeben brauchen. Dazu noch der
Garten. Die Behaglichkeit des eigenen Heims I Nach seinem
Tode aber hätte er in diesem Falle an die (0 000 Mk. an
Miete erspart und seinen Erben noch dazu ein schuldenfreies
Haus mit Garten hinterlassen!
Uebrigens können dieser Genossenschaft nicht nur bil-
dende Künstler, sondern auch Dichter, Schriftsteller, Musiker
und andere Künstler und Künstlerinnen beitreten. Auch
Kunstfreunde sind willkommen.
I. A.: Architekt QoUlieb lVlöstel,
München - Gern.
Gabriele ck'Armrmeio uncl ctle
VUäbauerklmst.
Als in Carrara kürzlich die Sprengung eines großen
Marmorblockes vorgenommen und von der ganzen Be-
völkerung wie ein großes Fest gefeiert wurde, hatte man
den Dichter Gabriele d'Annuncio eingeladen, das
Zeichen zur Sprengung zu geben.
Der Dichter hatte diese Ehrung verdient durch die
„Laudi", in denen er die blauweißen Berge von Carrara
besungen hat, und durch die schönen Worte, die er in seinem
Drama „Gioconda" den Bildhauer Lucio Settala sprechen
ließ, __ wir geben die Worte Settalas, der die Schönheit
seines geliebten Modells beschreibt, nachstehend, in der vor-
züglichen Uebersetzung von Linda von LützowH, wieder:
i) Die Gioconda, eine Tragödie von Gabriele d'Annuncio. Deutsch
von Linda von Lützorv. Verlag von S. Fischer in Berlin. — (Das Drama
behandelt den tief ergreifenden Konflikt eines Künstlers, der von allen
Fasern seines Lebens zur künstlerischen Darstellung der körperlichen Schönheit
seiner Geliebten getrieben, — von der durchgeistigten Liebe seiner Gattin
wohl bezwungen wird aber, weil die edelmütige Askese ihm wesensfremd,
erschütternde «Dualen erlebt, die das Lebensglück seiner ganzen Umgebung

Die Werkstatt der Kunst.
 
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