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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Inhalt / Arbeitskalender / Geplante Ausstellung / Eröffnete Ausstellung / Laufende Preisausschreiben / Ein Münchner Preisausschreiben
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Der Künstler als Kunsthändler
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0237

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Die Werkstatt der Kunst

keäakleur: tzemrrcb Stembacb. VI. Jadrg. -ir Helt 21. Jan. 1907.

In äieseni r-ette unsere,-Leitsckviff steilen «lr jeäsni Künstler äas freie Morl. Mir sorgen clakür, ctass lunlicksl keinerlei
Angriffe auf Personen ocler Genossensckaffen abgeclruckt wercten, okne ciass vorder cter Angegriffene clis Möglichkeit gekabt
hätte, in cleniselben IZeffe zu erveiclern. Vie keclsktion kält sich vollstänclig unparteiisch uncl gibt clurck clen )?bclruck keineswegs
> - eine Llebersinstirnrnung rnit clen auf clisse Meise vorgetragsnen Meinungen ;u erkennen. .

6m Münckener prelsaussckreiben.

Wir haben schon früher berührt, zu wel-
chen Erörterungen die Entscheidung des Preis-
gerichts in dem Wettbewerbe um ein Brunnen-
denkmal für München-Sendling geführt hat.
Wir müssen aber trotzdem auf dieses Preisausschreiben
nochmals zurückkommen, um besonders einen der
Vorgänge in recht genaue Beleuchtung zu setzen:
Der Sturm der Entrüstung, welcher die beiseite ge-
schobenen Teilnehmer des Wettbewerbes und einen
großen Teil der übrigen Künstlerschaft erfüllt, be-
ruht auf der Tatsache, daß vom Preisgericht ein
Entwurf zur Ausführung empfohlen wurde, welcher
die fundamentalste Bedingung des Preisaus-
schreibens, den vorgeschriebenen Standort des ge-
planten Denkmals, auf welchem vom Prinzen Ludwig
bereits der Grundstein desselben gelegt wurde, gänzlich
außer acht ließ und dasselbe auf einen durchaus
anderen Platz stellte. Eine solche Entscheidung,
welche alles, was recht und billig ist, über dell
chaufen warf, wäre ein Ding der Unmöglichkeit ge-
wesen, wenn ein Mitglied des Preisrichterkollegiums,
welches ail erster Stelle dazu berufen gewesen
wäre, sich voll vornherein ins Mittel gelegt hätte.
All die peinlichen Erörterungen in der presse, und
zwar war es — Zufall, Absicht, Notwendigkeit? wir
wissen es nicht — die sozialdemokratische presse
in München, ail welche sich die Künstler wendeten,
um sich beim großen Publikum Gehör zu verschaffen,
die Erörterung ferner im Magistrat, alle diese Dinge
hätte man sich ersparen können, wenn — der Erste
bserr Bürgermeister der Kunststadt München, Gehei-
mer bjofrat, Or., Ritter von Borscht, sokorl energisch
Einspruch erhoben hätte; ihm als Zuristeil mußte klar
sein, daß man bei der Entscheidung nicht von den Be-
dingungen des Preisausschreibens abweichen darf.
Alle anderen Erörterungen, welche sich ail
die Erledigung dieses Preisausschreibens knüpfen,
kommen erst im zweiten Grade in Betracht, hier-
liegt der eigentliche Angelpunkt. Alles Wenn und
Aber, alles „hätte, solle und müsse", alle Dekla-
mationen über Schwiegervater und Schwiegersohn
gehen in Rauch auf gegenüber der Tatsache, daß
ein Entwurf zugelassen wurde, von welchem, und
wenn er ein Meisterwerk ersten Ranges gewesen
wäre, es hätte sofort heißen müssen: Anmögück!
Gottlob ist dieser gänzlich unhaltbare Beschluß
des Preisgerichtes, wie wir schon früher erwähnten,
noch kein endgültiger: das letzte Wort in dieser

Angelegenheit hat „der Ausschuß des Gemeinde-
fonds zur Anschaffung von Werken der bildendell
Künste", in welchem auch Or. von Borscht Sitz
und Stimme besitzt. Zhm ist also noch Gelegenheit
gegeben, nachzuholen, was er versäumte, nämlich
daß er, was wir auch nach seinen Worten im
Magistrat zuversichtlich hoffen, den ganzen Einfluß
seiner Persönlichkeit in diesem Ausschüsse dafür ein-
setzt, daß der Beschluß des Preisgerichtes als
null und nickllg erklärt und ein neues preis-
ausschreibeu erlassen werde.
Es ist sehr entmutigend, daß es zu solchen
Erörterungen kommen mußte, daß dem Oberhaupt
der Kunststadt München sich die Künstler in dieser
Weise in Erinnerung setzen müssen, welchen er doch
so verpflichtet ist. Denn wer ist es, auf welchen
an erster Stelle der Glanz dieser Stadt zurückfällt?
wer ist es, der ail erster Stelle den Dank erntet
all dessen, wenn die Künstler herbeigerufen werden,
die Stadt zum prachtvollsten Empfang fremder Gäste
über Nacht in ein märchenhaftes Gewand zu kleiden?
Das Zahr ss>08 rückt mit Riesenschritten heran.
Gar bald wird man die Künstler wieder auf den
Plan rufen müssen zu der geplanten großen Aus-
stellung auf der Theresienhöhe. Dazu aber braucht
man das Vertrauen nicht nur ganz engbegrcnzter
Kreise, sondern der gesamten Künstlerschaft,
auch der jüngsten und Heranwachsenden Generation!
Bildhauer Münchens, zum Schluß noch ein
Wort an Euch! Bitter empfindet Zhr zwar die
Ungerechtigkeiten, aber Zhr seid nicht frei von
Schuld, daß mit Euch in dieser Weise umgegangen
wird! Wo ist der Zusammenschluß, mit welchem
Zhr jetzt, bei dieser Gelegenheit, hättet wie ein
Mann aufstehen können, um zu protestieren? Wo
sind die Früchte jener einzelnen Versammlungen,
welche im vergangenen Zahre stattgefunden haben?
Alles wieder verflogen? Zhr seid so viele, aber
nur — ohnmächtig durch Uneinigkeit: jawohl, das
ist der wahre Grund des Uebels! Bildhauer
Münchens, einigt Euch, es ist die höchste Zeit!
Der Künstler als Kunstdäncller.
Man schreibt uns vom Rhein:
Anschließend all die Veröffentlichung in llseft
in der von den Ausführungen Or. L. Zeitlins in
der „Franks. Ztg." Kenntnis gegeben wurde,
 
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