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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Kainzbauer, Ludwig: Der Künstler als Kunsthändler
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Ein Münchner Preisausschreiben / Gemälde-Austausch mit Amerika / Zum Urheberrecht / Laufende Preisausschreiben / Erledigte Preisausschreiben / Denkmäler / Architektur / Aus Galerien und Museen / Aus Akademien und Kunstschulen / Personalien / Auszeichnungen / Todesfälle / Stipendien und Stiftungen / Aus Künstler- und Kunst-Vereine / Kunsthandel / und Versteigerungen / Vermischtes / Literatur und Kunsrblätter / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0279

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cheft 20.

Die Merkstatt der Kunst.

27t

seine Auswahl eine Nebersicht schaffe. Das ist die
zweite, noch ärgere Hemmung. Denn natürlich geht
der Besucher weiter, sieht so und so viele Bilder,
welche ihm gefallen, er geht nicht ins Sekretariat,
sondern hat, bis er hinausgcht, das Bild, das er kaufen
wollte, infolge der vielen neuen Eindrücke vergessen.
Aber sagen wir oder nehmen wir an, der Be-
sucher suche tatsächlich das Sekretariat auf. Das
befindet sich sehr oft an einem Orte, wo es schwer
zu finden ist. Ls müssen also jetzt erst verschiedene
Saaldiener gefragt werden: „Mo finde ich das
Sekretariat?" Endlich ist er glücklich dort. „Ich
bitte um Auskunft über das Bild Nr. 5(5." Mas
hört er? „Verzeihen Sie, der cherr Sekretär ist
augenblicklich nicht anwesend," welches in unserer
Reihenfolge glücklich die vierte chemmung ist. Oder
aber der Sekretär ist da, der zuweilen ein cherr mit
einem sehr hohen Titel ist. Also: „Das Bild kostet
500 Mk." Der Käufer will aber nur 500 Mk. an-
wenden, jedoch bei dem cherrn Sekretär mit dem
hohen Titel zu handeln getraut er sich nicht. Sich
also schön bedankend entfernt sich der Käufer und
das Bild mit vielen Schicksalsgenossen bleibt hängen.
Man sieht also, daß, so ehrenvoll es für eine
Künstlerkorporation ist, wenn einer ihrer Beamten
durch Verleihung eines Titels ausgezeichnet wird,
auch diese Medaille eine Rückseite hat. Beim Kunst-
händler dagegen ist es leichter, da kann man sich
ungeniert aussprechen, denn diesem Manne gibt man
zu verdienen, mit seinem Kaufe tut man dem Kunst-
händler einen Gefallen, ja dies sogar schon mit
einer Anfrage und braucht sich für nichts zu bedanken.
Also auf solche Meise geht es nicht gut, aber
wie ginge es denn besser?
s. Mäßige, für jedermann gleich hohe Preise;
2. Angabe des Preises sogleich beim Titel des
Bildes;
5. Auskünfte bei jedem Saaldiener (mit welchem
man ungeniert reden kann, diese Saaldiener
sind mit 2"/o zu honorieren);
Anbringung großer Tafeln, wo Auskünfte
zu haben sind (bei Kunstwerken mit sehr
hohen Beträgen bleibe man beim Sekre-
tariat);
5. Verlegung der Auskunftstelle auf den be-
quemsten, ersichtlichsten Platz;
6. auch die Verkäuferinnen der Kataloge usw.
sollen Auskunft geben können.
Ls muß das Bild dem Käufer, saus §ene,
so viel als möglich nachgetragen werden, anstatt ihm
Schwierigkeiten zu bereiten. Menn die Kunsthändler
nicht so praktisch arbeiten würden, so gäbe es diese
Zunft nicht mehr, denn sie wären schor: alle zugrunde
gegangen. Menn man bedenkt, daß die Lebensverhält-
nisse immer schwieriger werden, ferner, daß weit eher
das Bedürfnis nach Kleidern, Möbeln und Schmuck,
also zugunsten des Kunstgewerbes sich geltend macht
als für Bilder und Plastiken, so wird man begreifen,

daß sich die hohe Kunst mit allen Mitteln vordrängen
muß, um materielle Resultate zu erreichen.
Menn man zu seinem Vergnügen malt, nicht zu
verkaufen braucht, noch es will, so freue man sich dessen,
denn es ist ein Geschenk der Götter. Menn man aber
durchaus verkaufen muß oder es sich vorgesetzt hat,
verkaufen zu wollen, so muß inan diese Absichten
auch völlig nach kaufmännischen Gesichtspunkten
behandeln ohne falsche Scham, wie es der richtige
Kaufmann zu tun pflegt. Line Mark ist besser
als keine. Leider sind wir so weit mit den Ver-
hältnissen unseres Kunstmarktes gekommen, daß wir
so denken müssen. Der Grundsatz, wenig zu ver-
kaufen, aber teuer, hat sich noch nirgends bewährt.
Viel, wenn auch wohlfeil, das ist die richtige kauf-
männische Regel. Den Kunsthandel auszurotten, ist
ebenso ein Unding wie es das Beginnen wäre, jeden
anderen chandel zu beseitigen; auch sind die Kunst-
händler nicht schlechter als alle anderen Kaufleute,
ich möchte sogar behaupten, daß es ohne Kunst-
händler den Künstlern noch viel schlechter ginge.
UuckvUZ. Xuiririduuer.
Em Mimebenei* Preisausschreiben.
Der „Allgemeinen Zeitung" in München,
welche die Veröffentlichung der Zeitschrift „März"
ebenfalls übernommen hatte, ging von „unterrichteter
Seite" eine berichtigende Zuschrift zu folgenden Zn-
Halts :
„Die Notiz des März' widerspricht in folgenden
Punkten den Tatsachen:
Den Brunnen für die Stadt Eichstätt erhielten
Irene pildebrand und Architekt Sattler, der Schwiegersohn
Professor v. pildebrands, nachdem dieser letztere wegen der
ihm in diesem einzigen Zalle vorher bekannten Beteiligung
seiner Verwandten das Preisrichteramt niedergelegt hatte.
2. Den Brunnen für die Stadt Ansbach konnte Archi-
tekt Sattler nicht erhalten, da er sich an der Konkurrenz
überhaupt nicht beteiligt hat.
3. In der Brunnenkonkurrenz für den Thierschplatz
in München konnte Irene pildebrand einen zweiten oder
anderen Preis deshalb nicht erhalten, weil sie sich an der
Konkurrenz nicht beteiligt hat. Der Gewinner des ersten
Preises, perr Professor Kurz, ist seit langer Zeit nicht mehr
Schüler pildebrands, sondern durchaus selbständiger Künstler.
K Den Brunnen für den Maximiliausplatz erhielt
nicht Sattler; derselbe soll vielmehr in einer späteren, engeren
Konkurrenz mit anderen Künstlern nochmals konkurrieren.
5. Der: Brunnen für Sendling erhielt nicht Sattler,
ebensowenig einen ersten Preis. Er erhielt vielmehr nur
einen von vier gleichen Preisen. Auch hat er die Kon-
kurrenz nicht unter Nichtachtung der Bedingungen gewonnen.
Da vielmehr die Bedingungen ausdrücklich hervorhoben,
daß der Magistrat an die Prämiierung zur Erteilung des
Auftrags nicht gebunden sei, hatte die Iur^ Gelegenheit,
durch einstimmigen Beschluß einen außerhalb der Konkurrenz-
bedingungen stehenden Entwurf Sattlers, ohne ihn zu
prämiieren, zur Ausführung zu empfehlen."
Mir sind im Augenblick, in welchem diese Zeilen
geschrieben werden müssen, nicht in der Lage, alle
Punkte dieser Berichtigung nachprüfen zu können,
jedenfalls geben wir auch von ihr unseren Lesern
Kenntnis und bemerken wenigstens so viel dazu:
 
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