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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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G.: Das Preisausschreiben der "Deutschen Modenzeitung"
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Ein Münchner Preisausschreiben
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Ueber die Kunst- und Kunstgewerbeausstellung zu Köln im Jahre 1907
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0210

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Die Werkstatt der Kunst.

202

Enttäuschten sich die Vermutung durchringt, die
Modenzeitung hätte ihrem Ausschreiben nachträglich
die von ihr beliebte Deutung gegeben, weil ihr das
eingelausene Material über den Kops gewachsen
sei. Menn wir auch eine solche Annahme aus-
drücklich ablehnen, so müssen wir doch noch eines
Umstandes gedenken, der das Verfahren der „Deutschen
Modenzeitung" allerdings in einem etwas seltsamen
Licht erscheinen läßt. Zm Verlauf des Sommers
liefen bei der „Deutscher: Modenzeitung" — wie sie
selbst an eine der Beteiligten schrieb — mehrere
Anfragen ein, ob Kurbelstickereien zulässig seien, was
stets verneinend beantwortet wurde. Der „Deutschen
Modenzeitung "war also bekannt, daß Zweifel
darüber bestehen; sie hat es aber nicht für
nötig gehalten — wie das sonst bei Wett-
bewerben zu geschehen pslegt — allgemein
die Zweifel zu heben. Von diesem Vorwurf
können wir die „Modenzeitung" nicht frei-
sprechen. Nachdem aber die Anfragen vom Sommer
in der geschilderten Weise beantwortet worden waren,
war es ganz selbstverständlich, daß auch die prcis-
richter sich auf den von der „Deutschen Moden-
zeitung" eingenommenen Standpunkt stellten, und
die Kurbelstickereien außer Betracht ließen, — soweit
sie — weil mit andern zugelassenen Arbeiten im Zu-
sammenhang stehend — nicht zurückgesandt worden
waren. Die „Deutsche Modenzeitung" nennt in der
oben erwähnten Zuschrift die Kurbelmaschine eine
„industrielle Technik", die aus dem Rahmen ihres
Blattes falle; warum aber die Nähmaschinenstickerei
weniger eine industrielle Technik sein soll, ist nicht
einzusehen. Man kann dann auch weiter gehen und
anordncn, daß überhaupt keine Maschinen an der
Entstehung solcher Landarbeiten beteiligt sein sollen,
daß z. B. — wie das bei feinen japanischen Sticke-
reien geschieht (oder wenigstens geschah) — die
Seidenfäden von den Stickerinnen selbst in der
richtigen Farbenmischung zusammengedreht werden
sollen usw. Wir halten im Gegenteil jede maschi-
nelle Beihilfe im Kunstgewebe als berechtigt, welche
Gelegenheit zu individueller künstlerischer Betätigung
läßt, also Massenarbeit ausschließt. O.
Cm Mimckener prelsaussckreibsu.
Die Entscheidung des Preisgerichts in dem
Preisausschreiben der Stadt München, betreffend die
Errichtung eines Brunnendenkmals zum Gedächtnis
an die Sendlinger Bauernschlacht in der Mordweih-
nacht des Kahres (705, hat die lebhafteste Er-
regung unter einem Teile der Münchener Künstler-
schaft hervorgerufen. Aus den Erörterungen, welche
sich an die Erledigung dieses Preisausschreibens
knüpfen, kann inan erkennen, zu welch peinlichen
Dingen es führen kann, wenn, was wir immer auf
das entschiedenste bekämpft haben, und wie man
sieht mit gutem Grunde, die Preisrichter bei ihrer
Entscheidung sich nicht genau an die Be-

bMt (5.
dingungen halten, unter denen das Preis-
ausschreiben erfolgte. Förderlich ist es den: An-
sehen von Münchens Künstlerschaft sicherlich nicht,
was wir fetzt in den Blättern lesen müssen, pören
wir z. B. was die „Franks. Zeitg." zu der An-
gelegenheit u. a. schreibt:
„wiederholt ist in der letzten Zeit aus Künstlerkr-nsen
. . . darüber geklagt worden, daß bei Konkurrenzen die
Arbeit eines jüngeren Künstlers prämiiert wurde, dessen
Schwiegervater, eine sehr einflußreiche Persönlichkeit, im
Richterkollegium saß. Nun, dagegen läßt sich nichts sagen,
vorausgesetzt, daß man nicht dein Idecngange folgt, daß
diesen: Preisrichter, was ja möglich wäre, die Perkunst der
Arbeit bekannt war und er auf Anerkennung dieser Arbeit
aus Nebengründen hingearbeitet habe. Plädierte er für sie,
weil er sie selbst für die beste hielt, so handelte er in
künstlerischer Wahrhaftigkeit, obwohl vielleicht ein anderer
zurückhaltender gewesen wäre und aus Besorgnis, vorein-
genommen zu erscheinen, vielleicht sogar auf sein Richter-
amt verzichtet hätte. Sn Künstlerkreisei:, das heißt in solchen,
die nicht zu denen gehören, die inan in solchen Fällen
gerne nut dem Wort „Ring" stigmatisiert — und in
München spricht man nach vielen Seiten viel und gerne
von „Ringen" —, wird die Sache sehr unliebsam besprochen.
Besonders ist das gegenwärtig der Fall, veranlaßt durch
die Konkurrenz um das Brunnendenkmal in Sendling. . . .
Es erhielt von den s? Konkurrenzentwürfcn keiner den
ersten Preis. Der Entwurf, der als der beste ausgenommen
wurde, hatte einen anderen Platz gewählt, als den in den
Konkurrenzbedingungen festgesetzten, auf dem der Grund-
stein schon gelegt ist. Das Richterkollegium bezeichnete aber
diesen bedingungswidrig vom Künstler gewählten neuen
Platz als schön und empfahl das Projekt auf diesen: zur
Ausführung. Das Projekt rührt nun von dein eingangs
erwähnten Schwiegersohn her, dessen Schwiegervater
Preisrichter war."
Gemeint ist der Entwurf des Bildhauers
Ebbinghaus und des Architekten Karl Sattler,
welch letzterer der Schwiegersohn Professors Adolf
v. bfildebrand ist, der im Preisgericht saß. Pro-
fessor v. pildebrand wird zu den Aeußerungen, welche
gegen ihn noch an anderer Stelle vorgebracht wurden,
wohl kaum schweigen können. Mai: sieht: peinlicher
kann sich eine Angelegenheit kann: gestalten wie hier.
Mbrigens kam:, was nicht übersehen werden möge,
den: Preisgericht, sollte der bezeichnete Entwurf zur
Ausführung gelangen, die volle Verantwortung
aufgebürdet werden, denn die Bedingungen
besagen ausdrücklich, daß über die endgültige
Vergebung des Auftrages der Ausschuß des
Gemeinfonds zur Anschaffung von Werkei:
der bildenden Künste entscheide.
Kleber ctle Kunst- und Kunstgexverbe-
aussteUung zu Köln im Jakre 190^
gibt die Ortsgruppe Köln des „Bundes Deut-
scher Architektei:" folgendes bekannt:
Die Ortsgruppe Köln des B. D. A. sieht sich
veranlaßt, darauf hinzuweisen, daß das unter der
Bezeichnung „Kölner Ausstellung für Kunst und
Kunstgewerbe" angekündigte Unternehmen nicht wie
angezeigt von „Köln", sondern lediglich von der
Flora-Verwaltung, also von einer kleinen Gruppe
 
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