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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Pretzsch, Moritz: Die Rahmen auf der Grossen Berliner Kunstausstellung 1907
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D.W.D.K.: Wer wünscht berühmt zu werden?
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0517

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Die Werkstatt der Kunst

keäakteur: fritz IMwag. VI. Jakrg. heft 37. 10. Juni 1907.
In ctiosern ileiie unserer Leitscki-ikt erleilen «>ir jeäern klünsrler ctLS kreis Mort. Mir sorgen clakür, ctass keinerlei
Angriffs suk Personen ocler Senossensckaktsn abgeclruckt tverclen, okne clsss vorder cier Kngegrikkens ciis Mögiicdkeit gskabt
KLtts, in ciernseiben kiekte ;u erwiciern. Oie Redaktion KLit sicd voiistänäig unpartsiisck unci gibt äurck» clen TIbciruck keinestvsgs
- eine Nebereinstinirnung rnit cien auf ciiese Meise vorgetrsgenen Meinungen zu erkennen. —

Ole Kabmen aus cLer Grossen
berliner Kunstausstellung 1907.
In diesen Blättern wurde vor einiger Zeit ein
Vorschlag gemacht, um die Rahmenfrage für aus-
gestellte Gemälde praktisch und einfach zu lösen. Ls
wurden da u. a. glatte, halbrunde Lsolzleisten
empfohlen, die vergoldet oder getönt einen halt-
baren, wohlfeilen und gediegenen Abschluß der
Bilder abgeben würden.
Einfache, glatte kfolzleisten! Wehmütig dachte
ich daran, als ich mir die Bilder auf der dies-
jährigen Großen Berliner Kunstausstellung betrachtete.
Diese teilweise recht guten Bilder nämlich verschwin-
den fast gänzlich unter den vielfach geradezu ab-
schreckenden, blendenden, überladenen Rahmen! Wahr-
lich eine wahre Nahmenausstellung, bei der die
Vergolder und Fabrikanten ein besseres Geschäft
machen, als die cherren Maler selbst, vorausgesetzt,
daß die Rahmen bezahlt sind, was ja meistens nicht
der Fall ist!
Aber woher sollen die Künstler das Geld für
diese unnötig teueren Gebilde nehmen? Wozu,
wozu müssen es aber unbedingt solche protzenhaften
Gipsstuckleisten sein?
Um die einfachsten Motive: öde cheidebilder,
stille Einsamkeiten — sieht man die auffallendsten,
grellsten Rahmen! Ist das nicht ein fürchterliches
Mißverhältnis?
Da schafft man stimmungsvolle Räume, um
die Bilder zur Wirkung zu bringen, und dann läßt
inan diese schreiender: Rahmen sich breit machen!
Vor einigen Jahren führte Lugen Bracht fein
abgetönte, flache, wenig verzierte Rahmen ein. Einige
seiner Schüler haben sie beibehalten. Bo besonders
glücklich L. Kolbe. Der Meister selbst zeigt zum
größten Schaden für seine Bilder auf dieser Aus-
stellung leider nichts mehr davon . . .
Wie wohltuend und künstlerisch vornehm wirken
die Schweden und Dänen mit ihren meist bescheidenen,
unauffälligen Leisten! bsier sieht man doch in erster
Linie auf die Bilder selbst und wird nicht von den
Rahmen abgelcnkt. Wie stimmungsvoll und ge-
schlossen wirkt auch das Triptychon von Ludwig
Dettmann: „Leute vom Meer" z. B. durch eine breite,
flache, vergoldete Holzleiste!
Gewiß, der Rahmen soll schmücken — aber er
soll ganz bescheiden schmücken. Er soll gewisser-
maßen die Einleitung zum Bilde sein. Diese darf

doch aber nicht den Inhalt — das Bild selbst —
übertönen und in gar keinem Verhältnis zu diesem
stehen!
Wie viel schöner würde eine Ausstellung wirken,
wenn die Gemälde einfach und gediegen gerahmt
würden!
Lsistorische und Genrebilder dürften noch eine
Ausnahme vertragen. Abwechslung könnte genug
durch verschiedene Profile und Tönungen (auch wenig
Verzierungen) der Rahmen geboten werden. Aber
vor allen Dingen nicht diese zentnerschweren mit
Stuck überladenen, grell blendenden Rahmen! Reberall
ist man jetzt zu den einfachsten Linien und Flächen
durchgedrungen — warum in aller Welt bei den
Bilderrahmen nicht?
Es ist hohe Zeit, daß das anders wird. Die
Juroren müssen einfach diese unvernünftigen Rahmen
im Interesse der Bilder und der Ausstellung
zurückweisen. Man schätzt doch besonders unter
Künstlern das gediegen Einfache! Wie, so frage
ich, kommt dann solch eine Rahmenausstellung, wie
die diesjährige „Große Berliner" es nebenbei (oder
hauptsächlich?) ist, zustande?
Sehr viele Bilder aber würden bedeutend ge-
winnen, würden überhaupt erst zur Geltung
kommen — wenn sie in bescheidenen, passenden
Nahmen steckten!
Darum, Kollegen, vereinen wir uns und machen
wir energisch Front gegen die sich jetzt immer ab-
schreckender aufdrängende Rahmenüberladung!
lVIor Vret^scbi-Berlin, Landschaftsmaler.
Mer xvimscbt beriikmt zu wercten?
Schon in Lseft ss vom sO. Dezember vorigen
Jahres mußten wir uns mit dem Treiben der
„Architektcn-Ieitnng" befassen, die durch ihre
„Redakteure und Schriftsteller" von Saskaly und
Diefke den Künstlern das Angebot machen ließ,
sie sollten im redaktionellen Teil des Blattes gelobt
werden, wenn sie 20 Mk. in die Tasche des geld-
bedürftigen Redakteurs fließen lassen würden. Wir
baten damals die Künstler, solche anrüchige Offerten
nicht dem sdapierkorb, sondern uns für die Ver-
öffentlichung zu übergeben.
Es scheint leider, daß dem famosen Blatt noch
immer „ruhmbedürftige" Kollegen ins Garn gehen,
denn es betreibt die „Fabrikation von Berühmtheiten"
jetzt womöglich in noch größerem Stile. — Waren
nämlich die Offerten früher wenigstens einzeln ge-
 
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