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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Zu Max Liebermanns 60. Geburtstag
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D.W.D.K.: Ein Bund deutscher bildender Künstler in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0585

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Die Werkstatt der Kunst

keäaktem: yellwag.

VI. Jakrg. I)ekt 42. 22. JuU 1907.

In clieseni r^eite unserer LeUsckritt erteilen tvir jeclern Künstler Las freie Mort. Mir sorgen clatür, cisss keinerlei
Angriffe auf Personen ocler Genossensckaften Lbgsclruckt tverüen, okne cisss vorder cier Angegriffene clis Möglicdkeit geksbt
kätte, in cteniselben yefts zu ertviclern. Oie kleclsktion kält sick vollstsnciig unpsrtsiisüt uncl gibt clurck clsn )Ibclruck keineswegs
..—. - eine Nebsreinstirnrnung rnit cien sus Äiese Meise vorgetrsgenen Meinungen zu erkennen.

Max Liebermanns 60. Geburtstag.

Max Liebermann vollendete am 20. Juli
sein 60. Lebensjahr. Lin solcher Tag im Leben
eines Mannes, der schon so lange in: Vordergründe
des Interesses steht, bedeutet nicht allein für ihn
selbst, sondern für die gesamte Oeffentlichkeit einen
Markstein, an dem sie sich zurückwenden und das
Gewordene betrachten mag. Manche wichtige Er-
kenntnis über das werdende kann sich so erschließen.
Auf jeden Fall dachten die Berliner Anhänger
Liebermanns so, als sie die diesjährige Ausstellung
der Secession zu einer auf das bisherige Werk dieses
Künstlers retrospektiven gestalteten. Sie zeigt eine
Auswahl derjenigen Werke, die nicht nur für die
Entwicklung des Künstlers selbst Bedeutung hatten,
sondern eine Phase im Fortschreiten der deutschen
Kunst aufs deutlichste markieren.
Es gibt nur eine Kunst, und das ist die
gute. Können unbefangene Künstler die in Lieber-
manns Werken entdecken, so würdigen sie sie und
bemühen sich, von ihr zu lernen. Erst die Kunst-
geschichte kann diesem Künstler die richtige Stellung
zuweisen. Uns Heutigen gebührt cs, uns in der
Beurteilung seiner künstlerischen Leistung nicht ver-
wirren zu lassen durch den äußerlichen Gegensatz,
in den Liebermann sich und seine Anhänger zu einem
Teil der Künstlerschaft gebracht hat.

Und, es will uns scheinen, als ob dieser äußer-
liche Gegensatz längst nicht mehr so ausgeprägt sei,
als zur Zeit der Spaltung. Uebrigens haben für
die „Werkstatt der Kunst", die ein wirtschaftliches
Organ ist, Gegensätze der künstlerischen Weltan-
schauung keine Geltung, wir kämpfen für die
Verbesserung der Existenzbedingungen der deutschen
Künstlerschast und wissen, daß aus dem wirtschaft-
lichen Gebiete sich nur die „Dritten" zu freuen
haben, wenn die Künstler sich auch hier in den
Haaren liegen und sich dadurch die nahen
Lhancen, als geeinte wirtschaftliche Macht
austreten zu können, immer wieder selbst
verderben.
Die „Werkstatt der Kunst" kann nur dann
größere Bedeutung erlangen und denjenigen Ein-
fluß nach außen üben, den man von ihr verlangt,
wenn sie alle Künstler, gleichviel welcher Rich-
tung, vertreten darf.
Indem wir Herrn Professor Liebermann heute
unsere besten wünsche zu dem erreichten Abschnitt
seines Lebenswerkes aussprechen, bitten wir ihn
— zu dessen Krönung — uns seine tätige Hilfe
bei der Arbeit für die wirtschaftliche Einig-
keit aller deutschen Künstler zu gewähren.
Die Schristleitung.

6m kunct cteulscker bilclencler Künstler m Paris.

Die deutschen, in Paris lebenden Künstler scheinen
endlich entschlossen zu sein, sich zu einem wirtschaft-
lichen verbände zu vereinigen, wir können sie
zu diesem Vorhaben, das wir in jeder Hinsicht nach
besten Kräften fördern wollen, nur beglückwünschen.
Es ist merkwürdig, daß ein solcher Versuch noch
niemals gemacht worden ist, da doch alle bildenden
Künstler der anderen Nationen, Italiener, Engländer,
Russen, Amerikaner u. a. längst geeint sind und sich
schon erhebliche Vorteile erobert haben. Die „pariser
Zeitung" rechnet aus, daß in Paris ungefähr 500
deutsche Künstler ansässig sind und daß jährlich min-
destens 50 Maler und Bildhauer studienhalber diese
Stadt aussuchen. Gewiß wäre es lohnend und dem
Ansehen der deutschen Kunst nützlich, wenn die vielen
in den pariser Salons verstreuten Werke jährlich
ein- oder zweimal in einer deutschen Ausstellung ge-
sammelt oder in den großen pariser Ausstellungen
korporativ vereinigt würden.

In einem Ausruf der „pariser Zeitung" heißt
es: „Die deutschen Künstler wissen voneinander so
gut wie gar nichts; ein erstauntes Zusammentreffen
in einer internationalen Ausstellung vermittelt ge-
legentlich eine Bekanntschaft, die nur vorübergehend
ist, weil sie durch kein anderes Mittel gefördert wird.
Bedenkt man, welche Anregungen ein weiterer Zu-
sammenschluß ergeben könnte, so kommt die Gründung
eines Bundes deutscher bildender Künstler einer künst-
lerischen Notwendigkeit gleich."
Mehrere namhafte, in Paris lebende Künstler
haben sich schon zu diesem plan geäußert. Folgen-
der Bries des Herrn Raphael Kirchner an die
„pariser Zeitung" beleuchtet klar die Ziele, die ein
zu begründender „Bund deutscher bildender Künstler
in Paris" sich stecken müßte.
Paris, den 27. Juni ;y07.
Es besteht kein Zweifel darüber, daß eine Vereinigung
der in Paris lebenden deutschen Künstler nicht nur von
 
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