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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Inhalt / Arbeitskalender / Mitteilungen der Allgemeinen Deutschen Kunstgenosseschaft / Geplante Ausstellungen / Eröffnete Ausstellungen
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Deiker, Carl Friedrich: Der Künstler als Kunsthändler
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Aus unserem Beschwerdebuch /Eröffnete Ausstellunge (Fortsetzung) / Laufende Preisausschreiben / Erledigte Preisausschreiben / Denkmäler / Staatsankäufe etc. / Staatsaufträge etc. / Aus Galerien und Museen / Aus Akademien und Kunstschulen / Personalien / Todesfälle / Stipendien und Stiftungen / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Vermischtes / Literatur und Kunstblätter / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0223

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Die Werkstatt der Kunst.

Lieft s6.

Und was hat er gekauft? — — Und was
hat der „Kunst "Händler dabei verdient? — — Ls
ist eine sehr ernste Lache, das Kunsthändlerwesen,
oder besser gesagt „Unwesen" einmal von diesen: Ge-
sichtspunkte aus zu beleuchten. verzweifelt sitzt
vielleicht mancher talentvolle Künstler in seinem
Atelier, und weiß nicht, wo er das tägliche Brod
hernehmen soll, denn der geschäftige Händler nimmt
es ihn: vor der Nase weg. Dabei sehe inan sich diesen
Schund nur an, den mm: bei diesen „Kunst"Händlern
findet. Selbstverständlich müssen Kunsthandlungen wie
z. B. Ed. Schulte, Bismeycr und manche andere
ausgenommen werden, das sind Kunsthändler,
mit welchen zu arbeiten sich die allerersten Künstler
nicht zu schämen brauchen. Ich spreche lediglich von
gewissen kleinen „Kunsthandlungei:", gewöhnlich
Verbünde:: nut einer Antiquitätenhandlung und —
last, not least — Zigarre:: (!). Weit schlimmer aber
als diese sind die „heimlichen Kunsthändler", die
nur „unter der Hand" Geschäfte vermittel::. Bände
könnte inan über das Wirken dieser edlen Gilde
schreiben. Und die allerschlimmsten sind diejenigen,
die ohne jeden Verdienst, — also aus „purer
Nächstenliebe" ihren Bekannten „billig" ein Bild
„verschaffen". Ich meine natürlich nicht in: In-
teresse des Künstlers, nein, in dem des Käufers.
Der Künstler muß bluten, bluten, bluten, daß er
aber auch leben muß, das ist ja Nebensache und
geht den „Mäcen" durchaus nichts an.
Wir müssen aber wieder auf unsere „Laden-
kunsthändler" zurückkommen. Wan sehe sich nur
einmal das Schaufenster eines solchen Ladens an.
Einige Zugstücke von wirklichen Künstlern fehlen
natürlich nicht, — sonst nur Fabrikware, „mit der
Hand gemalt", und damit wird das Publikum be-
glückt und darnach bildet es sich seinen Begriff von
der Kunst. Nur billig muß die Geschichte sein.
Ich möchte wirklich wissen, was ein solcher armer
Schlucker von „Achtzehnvierundzwanziger", so nennt
inan hier diese Sorte von „Künstlern", für eines
seiner „Kunstprodukte" von: Händler bekommt!!! —
Diese „Künstler" und diese Händler sind unsere
schlimmsten Feinde, und so gering uns die ersteren
auch erscheinen, verkennen wir meist den un-
geheueren Schaden, den sie beim Publikum
anrichten.
Also, das Nebel bei der Wurzel anfassen und
ausrotten, in erster Linie einmal gegen diese „Künst-
ler" vorgehen, das ist die Hauptsache, denn ohne
diese kann der Kleinhändler nicht bestehen, wirklich
gute Bilder zu kaufen hat er kein Geld, und in
Kommission darf inan ihn: eben nichts geben.
And da kommen wir ganz von selbst auf das
vorgeschlageue Zusammengehen der ganzen Künstler-
schaft: mögen die Gegensätze der einzelnen auch
noch so groß sein, sie müssen hier zurücktreten in:
Interesse der Allgemeinheit, der ganzen Kunst, die
so schwer durch das Händlerunwesen geschädigt wird.

Ist erst der Anfang gemacht, — ist erst ein
Kartell in die Wege geleitet, dann können wir sicher
fortschreiten aus dieser Bahn. Lin wahrer Künstler
hat von solchen Kunsthändlern doch nichts zu er-
warten, und als Gegner nichts zu befürchten.
Kämpfe wird es geben, viel Sturm, — auch
Kämpfe mit Kollege::, welche viel mit Händlern ar-
beiten, — aber ich meine, da muß das eigene In-
teresse dein der Allgemeinheit weichen, hier gibt es
nur ein einziges, allgemeines Ziel: Los vom Kunst-
händler!
Düsseldorfs zu Neujahr sHO7. Lari Oeilrer.
Aus unserem kesckwerckebueb.
Die in unserem Heft sö angekündigte Erklärung,
welche durch seinen Nechtsbeistand Herr Karl Haber-
stock auf die Mitteilungen des Herrn Julius Nitsche
in Heft so uns zukommen ließ, hat folgenden Wortlaut:
„Herr Nitsche schickte, nicht, wie er angibt, a:n 2H. März
d. I., sondern am 7. Mai vier Aquarelle des Herrn Alfred
Gubisch aus Gber-Krummhübel an Herrn Karl Haberstock
mit dem Auftrage, die Bilder in Bad Neuenahr auszu-
stellen. Herr Haberstock hat die Aquarelle vertragsmäßig
iu seinem Kunstsalon in Bad Neuenahr ausgestellt und
an: Schluß der Saison, Anfang Gktober, mit vielen anderen
Bildern, die nicht verkauft wurden, seinem dortigen Spe-
diteur, Herrn R. Rahmmacher, zur Absendung an seine
Auftraggeber übergeben. Da Herr vaberstock nicht wußte,
an welche Adresse er die Aquarelle des Herr:: Gubisch
senden sollte, wandte er sich au Herrn Nitsche und erhielt
folgende Karte vom 3 t- Gktober tllOS:
„Leipzig, Kürzeste. 6, pt. ZZ. tO. 06.
Herrn Karl Haberstock, Würzburg.
Die noch bei Ihnen lagernden Aquarelle vou Alfred
Gubisch bitte ich an dessen Adresse, Gbcr-Krummhübel
i. Riesengebirge, Waidmanns-Heil, zurückzuscnden. Sie
haben wohl auch die Güte, mir durch Postkarte von der
Rücksendung Mitteilung zu machen.
Hochachtungsvoll ergeben?
gez. Julius Nitsche."
Herr Haberstock hatte inzwischen in Berlin, Pots-
damerstr. 3t a eine Kunsthandlung errichtet und sein übriges
Lager dahin dirigiert. Nach Eingang der Karte des Herrn
Nitsche vom Zt. Gktober gab Herr Haberstock dem Spediteur
Rahmmacher sofort Auftrag, die Aquarelle des Herrn
Gubisch an dessen Adresse in Gber-Krummhübel zu über-
senden. Durch einen Irrtum des Spediteurs gelangte die
Sendung jedoch nicht an ihren Bestimmungsort, sondern
kam zusammen mit verschiedenen anderen Kisten am 7. No-
vember t9O6 an die Berliner Adresse des Herrn Haberstock.
Da sich Herr Haberstock zur Zeit zum Einkauf in
München befand, wurde die Kiste in den Keller gestellt.
Nach seiner Rückkunft, die zwei Tage darauf erfolgte, gab
Herr Haberstock sofort seinem hiesigen Spediteur Bartz L Lo.
Auftrag, die Kiste an Herrn Gubisch zu spediere::. Bevor
die Abholung seitens des Spediteurs erfolgte, wurde in
den Keller eingebrochen, die Kiste des Herrn Gubisch ge-
waltsam geöffnet und die Bilder gestohlen. Herr Haber-
stock hat der Kriminalpolizei sofort von dem Diebstahl Mit-
teilung gemacht, hatte auch sofort zwecks Ermittelung der
Bilder eine Annonce mit Ankündigung einer Belohnung
in: Berliner Lokal-Anzeiger veröffentlicht und an seinen
Auftraggeber, Herrn Nitsche, den in dein Schreiben des
Herrn Nitsche abgedruckten Brief vom t5. November t9O6
gerichtet.
Auf diesen Brief, der in der höflichsten Weise Herrn
Nitsche von dem peinlichen Vorfall Kenntnis gibt, in dem
 
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