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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Das Glogauer Kriegerdenkmal / Das Preisausschreiben für die Universttät in Kiel / Der Düssldorfer "Künstlerstreit" / Kunstbericht aus Bielefeld / Breifkasten der Schriftleitung / Aus Akademien und Kunstschulen / Personalien / Auszeichnungen / Stipendien und Stiftungen / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Aus Galerien und Museen / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0603
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heft HZ.

Die Werkstatt der Kunst.

Wenn man die darin liegende außerordentliche Schä-
digung der Mehrzahl der konkurrierenden Künstler bedenkt
(im ganzen ((2 Entwürfe), so kann es nicht scharf genug
öffentlich gerügt werden, daß hier entweder die Künstler-
schaft durch ein falsch — d. h. künstlerischen Grundsätzen
widersprechend — aufgestelltes Programm irrege-
führt und schwer geschädigt wurde, oder die Jury
sich mit den Programmbedingungen, wenn sie anders künst-
lerisch gerechtfertigt waren, in schreienden Widerspruch ge-
setzt hat.
2. Es befremdet auch, daß 20000 Mk. den Verfassern
des erstprämiierten Entwurfes bewilligt werden, während
das Programm sagt, daß die Summe von (8 000 Mk. nicht
überschritten werden dürfte.
5. Noch ungehöriger ist es, daß der mit dem zweiten
Preise gekrönte Entwurf, der diese ausgesetzte Summe um
(2000 Mk. (resp. 3HOO Mk.) überschreitet — zur Aus-
führung bestimmt worden ist.
H. Das Preisgericht, dem hauptsächlich die Herren
Professoren Manzel-Berlin und Poelzig-Breslau ange-
hörten, wird hoffentlich die sehr notwendige Aufklärung
geben.
Vas Preisausschreiben
für die Aniversitätsaula in Kiel.
Wir beziehen uns auf unsere, unter „Laufende Preis-
ausschreiben" in den Nrn. 33 und HO der „w. d. K." ge-
machten bezüglichen Angaben und sehen uns genötigt, die
Bedingungen, ihrer Schwere wegen, der öffentlichen
Diskussion zu unterstellen.
Vorher ist zu erwähnen, daß Künstler vier Wochen
lang warten mußten, bis sie die erbetenen näheren
Angaben von der Universität zugesandt bekamen.
Die Angaben bestehen aus Plänen der Aula, die
einen Grundriß, einen Längsschnitt und einen (Querschnitt
mit Angabe der für die Bemalung bestimmten Wandfläche
enthalten. Man zahlt dafür 3,70 Mk. und der eine der
Pläne ist auch brauchbar.
Das Bild hat eine Breite von 7,90 Meter, eine höhe
von H,HO Meter, hierfür werden farbige Entwürfe im
Maßstab von (: 8 verlangt, alss Y8,75 x 0,55 Meter
grsfz! Dann kommt noch, aber nur eventuell, eine deko-
rative Umrahmung des Bildes in Betracht. Sie hat etwas
über U? Meter Breite und ist im Maßstab ( : 20 farbig
auszuführen.
Wir geben den zur Beteiligung zugelaffenen preußi-
schen und in Preußen lebenden Künstlern anheim, uns
ihre Meinung mitzuteilen, ob sie gegen die Bedin-
gungen Einwendungen zu machen haben und ob nicht
durch den Vorgang dieses amtlichen Preisausschreibens sich
schädigende Konsequenzen für die allgemeine Künstlerschaft
ergeben könnten.
Oer Düsseldorfer „Künstlerstrelt".
wir sehen uns veranlaßt, gegen die Art zu
protestieren, mit der ein Schriftsteller Wilhelm
Schmidt-Bonn in der presse unter der oben-
genannten Spitzmarke für die von ihm heraus-
gegebenen Blätter des Düsseldorfer Schauspielhauses,
„Masken", Reklame macht. Lin an sich ganz un-
wichtiger Vorgang ist zu diesem Zweck ungebührlich
zu einer Sensation aufgebauscht worden.
Die „Masken" brachten einen Aufsatz, in dem
in recht humorloser weise die Düsseldorfer Künstler-
schaft, weil sie die Vorstellungen des Schauspielhauses
nicht besuchte, als eine Gesellschaft von Troddeln
hingestellt wurde, die für nichts mehr Sinn habe,
als für das Kegelspielen. Lin Mitglied der Akademie


verbat sich im Namen seiner Kollegen beim Verleger,
der zugleich einen Ladenbuchhandel hat, solche all-
gemeine Angriffe auf die Düsseldorfer Künstlerschaft.
Lr beging dabei den Fehler, zu drohen, daß die
Künstler in dem genannten Buchladen nicht mehr
kaufen würden. — Hiergegen protestierten einige
andere Künstler. Das ist der ganze Vorgang.
Nun nützte der „tapfere Dichtersmann und
Berater des Schauspielhauses", wie er in den, in
die Zeitungen lancierter: Neklamefeuilletons genannt
wird, diese Gelegenheit, um über einen „Knebelungs-
versuch" seiner Zeitschrift zu klagen und einen
Düsseldorfer „Künstlerstreit" zu konstruieren,
von dem selbstverständlich gar keine Rede
sein kann. Lrstens sind die „Masken" keine ge-
nügende Veranlassung dafür und zweitens handelt
es sich ja gar nicht um eine Frage der bildenden
Künstler, sondern im Grunde nur um eine durch
„leere Häuser" hervorgerufene Nervosität der Schau-
spielhausdirektion und ihres „tapferen Dichters-
mannes". O. W. O. K.
Kunstberrckl aus Vielefelcl.
Daß unsere reiche und mächtig aufblühende Industrie-
stadt auch ein guter Nährboden für die Kunst ist, scheint
in Künstlerkreisen noch nicht nach Gebühr bekannt zu sein.
Bis vor wenigen Jahren war von einem Kunstleben aller-
dings keine Rede. Die Ausstellungen eines Kunstvereins,
in denen massenhafte Mittelmäßigkeit dominierte, Plastik,
Graphik und Kunstgewerbe unbekannte Dinge waren und
niemals von einem wirklich bedeutenden Künstler etwas zu
sehen war, erregten kein nachhaltiges Interesse. Line (902
von dem unternehmenden Kunsthändler Gtto Fischer ver-
anstaltete Moderne Ausstellung (nur Graphik und Kunst-
gewerbe) hatte aber einen so günstigen Erfolg, daß ihr bis
t9O6 fünf weitere folgen konnten, u. a. Kollektivausstellungen
der Worpsweder, Karlsruher, peidjer, Dachauer, und daß
im perbst (906 der permanente Kunstfalon Gtto Fischer
mit einem guten Abonnentenstamm eröffnet werden konnte.
Trotz Versagens der presse und heftiger Gegnerschaft eines
Muckerblättchens nebst Anhang fanden die eifrigen Be-
mühungen des Salons, nur Gutes nach modernen Prin-
zipien geschmackvoll auszustellen, bei dem gebildeten Teile
der Bevölkerung so rege Unterstützung, daß bisher ver-
kauft wurden: Werke von Pans am Ende, Dill, v. payek,
Perne, Engel, pölscher, Küstner, v. Ledebur, v. Pofmann.
In der letzten Ludwig v. Pofmann-Ausstellung wurden
sieben Bilder verkauft, eins kam, wie früher schon ein
prächtiger Dill, als Geschenk an die städtische Galerie.
Privatdozent Or. V. Lock, Marburg.
Oriefkasten cier Sekriktleltung.
Stammtisch im „Lüitpold-Lasö." wir sind leider nicht
in der Lage, die Angelegenheit selbst nachprüfen zu können,
weil die Verleger des v. Stuckschen Blattes, Gerlach öd Wied-
ling in Wien, sich trotz unserer wiederholten Bitten nicht
bereit finden lassen wollen, uns das betreffende Stucksche
Blatt auch nur leihweise vorzulegen! Uns ist dies um so
unbegreiflicher, als wir doch auch die Interessen der Ver-
leger fördern würden. — Die Verleger schreiben nur, es
ließe sich wohl insofern nichts einwenden, als der Zeichner
lediglich die Idee v. Stucks zugrunde gelegt habe, die Aus-
führung aber eine wesentlich andere sei und die verwandt-
heit nur in der Gruppierung der Personen hervorträte. —
Line bessere Auskunft können wir Ihnen leider nicht geben. —
Wie ist Ihre Meinung? Wir bitten um Details. —
Legen Sie aber bitte Ihre Anonymität ab!
 
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