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Warenhaus A. Wertheim <Berlin> [Hrsg.]; Rudolf Bangel <Frankfurt, Main> [Hrsg.]
Sammlung Adolf Piel - Bonn: Mittelalterliche, Renaissance- und Barock-Bildwerke, Kleinplastik des 13. - 17. Jahrhunderts in Holz, Elfenbein usw. ... ; Versteigerung: 26., 27. Februar 1929 — Berlin, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.17576#0010
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VORWORT

Die vorliegende Sammlung ist eine Lebensarbeit des 1860 in Urdenbach am
Niederrhein geborenen und am 7. 1. 1929 in Bonn verstorbenen Herrn
Adolf Piel.
Die Freude am Sammeln hat Adolf Piel von seinem Vater ererbt, der in seinem
Hause am Niederrhein die verschiedensten Altertümer zusammengetragen hat und
die bereits ererbten sorgsam gehütet hat. Eine unermüdliche, mehr als 40jährige
Sammlertätigkeit, auf die Adolf Piel mehr als die halbe Zeit seines Lebens verwandt
hat, ließ ihn in allen Teilen Deutschlands nach seltenen und schönen Stücken
erfolgreich suchen. Wiederholte monatelange Fußwanderungen in die entlegensten
Teile deutschen Landes, wie der Eifel, der Moselgegend, nach Bayern, Franken usw.
gaben ihm die Gelegenheit, in Schlössern, Klöstern und in den kleinsten Bürger-
häusern versteckte Schätze ausfindig zu machen.
Die Sammlung Piel zeichnet sich durch große Vielseitigkeit aus. Sie umfaßt
in gleicher Weise Textilien, Werke der Goldschmiedekunst, mittelalterliche Messing-
geräte, Uhren, Möbel und kleinere holzgeschnitzte Gegenstände, einige Gläser und
Werke der Keramik, einige Gemälde, vor allem aber eine sehr große Anzahl von
Bildwerken des Mittelalters, der Renaissance und des Barock. Diese Abteilung
seiner Sammlung war das von ihm bevorzugte Gebiet. Das Sammeln von Klein- und
Großplastik pflegte er mit gleicher Liebe.
Unter den Werken der Plastik sind an erster Stelle einige Schöpfungen des
frühen Mittelalters zu nennen: vor allem ein Bronzekruzifix von einem Altarkreuz,
ursprünglich mit Schmelzeinlagen (Nr. 296). An diese frühe Arbeit reiht sich eine
Anzahl bedeutender größerer Werke der kirchlichen Metallkunst an, z. B. ein
seltenes Vortragekreuz mit stark ausgebogtem Körper Christi, kleinen Figuren von
Maria und Johannes und vier Glasschmelzen mit Evangelistensymbolen, eine aus-
gezeichnete französische Arbeit gegen 1300 (Nr. 294).
Unter den Holzbildwerken der Frühzeit befindet sich eine entzückende fran-
zösische Statuette der Madonna, eine Arbeit der Mitte des 13. Jahrhunderts (Nr. 8).
Diesem Werke der Kleinplastik reiht sich eine noch kleinere, aber sehr sorgfältig
durchgearbeitete thronende Maria (Nr. 50), wohl auch französisch, aus dem Ende
des 14. Jahrhunderts an. Des weiteren seien Maria und Josef aus einer Geburt
Christi genannt, oberrheinisch, um 1480 (Nr. 47). Zu den wertvollsten Stücken der
Kleinplastik gehört ebenfalls ein Buchsbaumrelief mit einer Darstellung der Kreuzi-
gung und vielen kleinen Figuren, unter Anlehnung an niederländische Vorbilder,
süddeutsch um 1550 (Nr. 54). — Um 1600 dürfte eine flotte kleine Figur des mit dem
Drachen kämpfenden St. Georg auf sich bäumendem Rosse zu setzen sein (Nr. 51).
Eine Anzahl kleiner gegossener Marienbilder, z. T. Dinan, und Kruzifixe ergänzen
den Bestand an mittelalterlicher Kleinplastik. Beachtlich ein kleines silbernes
Marienbild (Nr. 308) und ein Bronzekruzifix um 1460 (Nr. 315).
Besonders bedeutend ist eine Kreuzigungsgruppe in kleinen Holzfiguren, Kruzi-
fixus zwischen Maria und Johannes und klagenden Engeln, niederländisch, Ende
des 15. Jahrhunderts, (Nr. 69). Aus der gleichen Zeit zahlreiche kleine niederlän-
dische Marienfiguren. Zu den besten Arbeiten der Kleinplastik gehört eine Gruppe
 
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