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Wessely, Carl [Hrsg.]
Griechische und koptische Texte theologischen Inhalts (Band 1) — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.9557#0009
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VORWORT.

Vorliegender Teil der griechischen und koptischen Texte theologischen
Inhalts der Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer enthält erstens griechische
Bruchstücke der Septuaginta und sahidische Fragmente des alten Testaments;
die neutestamentlichen folgen erst später, da gegenwärtig wegen der Veröffent-
lichungen Amelineau's und Leipoldt's das Hauptinteresse sich der Ausgabe
der Werke Sehen ute's, des ersten sahidischen Schriftstellers zugewendet hat.
Es wurde also zweitens alles veröffentlicht, was die Sammlung diesbezüglich be-
sitzt, bezeugtes oder vermutetes. Hier muß ich aber vor Allem der Vorarbeiten
des 1905 uns entrissenen Professors Jakob Krall gedenken, der aus der chaotischen
und ungeordneten Masse des koptischen Bestandes der Sammlung in stiller und ent-
sagender Arbeit alles zusammentrug, was sich durch Inhalt oder nach paläo-
graphischen Indizien vereinigen ließ, eine ebenso wichtige, unentbehrliche als
schwierige und zeitraubende Arbeit, deren Früchte zu genießen Krall nicht mehr
gegönnt war und die er auch nicht einmal mehr ganz zu Ende führen konnte.
Möge der Dank der wissenschaftlichen Welt und "die verdiente Anerkennung diesem
österreichischen Gelehrten nach seinem Tode .zuteil werden. Ich will durchaus
nicht zu jenen Charakteren gehören, die sieh durch List oder Gewalt in den Besitz
der Früchte langjähriger Arbeit Anderer setzen, wenn ich die Entzifferung und
rasche philologische Ausarbeitung des Materials, vorlege, das Krall für das
sahidische alte Testament und die Schenute-Literatur vereinigt hat, letztere nach
stilistischen und paläographischen Gesichtspunkten gesammelt, ohne bei der gegen-
wärtigen Sachlage immer Treffsicherheit zu beanspruchen. Jedem Texte habe ich
übrigens auch eine Schriftprobe beigegeben, wie dies auch in der Publikation der
Berliner ägyptischen Urkunden aus den königlichen Museen geschehen ist; in
vielen Fällen sind die Manuskripte so schlecht erhalten, daß kaum die Umrisse
der Buchstaben sich erkennen ließen und daher auch nur diese Umrisse gezeichnet
wurden. Lücken im Manuskript bezeichnen eckige Klammern [ ], darin die Zahl
der Punkte die Anzahl der vermutlich ausgefallenen Buchstaben. Unsicheres ist
durch einen untergesetzten Punkt gekennzeichnet, radierte Stellen durch mehrere
parallele schiefe Striche. Die sahidische Worttrennung durch Spatien durchzuführen
erschien mir unstatthaft, da die Texte selbst im Manuskript die Wörter durch
allerlei Mittel trennen.
 
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