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dem „Flügel", zu Hanhofen mit dem Amthaus, in Kirrweiler mit dem Schloß
und dem Hattsteiner Hof, zu Jockrim mit dem Schopfhof und der Iagdscheuer
und in Rot mit der Zehntscheuer. Ohne Werkmeister liege alles „ganz zu Boden".
Er könne sich nicht erinnern, daß ihm nach dem Vertrage zustehe, „in der Arbeits-
zeit zwei Monate von mir fortzugehen. Wenn ich ein Obdach hätte, wo ich meinen
armen Kopf trocken hinlegen könnte, so täte es mir nicht wehe allein in dem
Stand, wie ich mich befinde, kommt es mich hart an". Wenn Seih anfangs
Mai hinaufgegangen wäre, nachdem er die Gebäude ausgesteckt und die Leute
angewiesen hätte, so hätte er die Sachen in Wiesentheid noch wohl besorgen
können. „Was aber die Bedrohungen mit seiner Frau anbelanget, so hat mir
Gott in meinem Leben soviel Traversen geschickt, daß ich mich auch hierin finden
muß."
Die hier aufgezählten Bauten waren gewiß alle dringlich, aber nicht alle
gehörter: in den Bauplan des Jahres 1723. Dies ergibt sich aus der schon er-
wähnten Verwendung der Maurer. Das Pfarrhaus in Neuthard wurde z. B.
erst 1730 gebaut. Der Bauherr trug schwer an seiner Last. Der überraschende
Brief aus Wiesentheid hatte ihn derart erregt, daß er in der Begründung seiner
„Bekümmerung" den Rahmen etwas weit faßte. Und er klagte seine Not auch
seinem Oheim in Mainz, der nicht unterließ, für ihn in Wiesentheid einzutreten.
Franz Erwin erwiderte ihm am 11. April, er habe Seitz „die gnädigste Intention
des Kurfürsten eröffnet und ihn scharf verheben lassen, daß er bei jetziger Zeit
drunten hinweggegangen, wo nun an 10 Orten alles muß liegen bleiben". Hier-
über wurde der Kardinal von Mainz aus verständigt, so daß er sich beruhigte
und mit der Lage abfand. Als die zwei Monate zu Ende gingen, schrieb er am
18. Mai an Franz Erwin im Tone des guten Einvernehmens: „Wegen dem
Werkmeister bitte sehr, ihn zu End des Monats zu schicken, zumal ich gern gleich
anfangs Juni auf Mainz gehen und da das Schwalbacher Wasser trinken wollte."
Bevor aber wieder jemand bei seinem Bauwesen sei, könne er nicht fortgehen.
Um den Bruder für seinen Wunsch noch mehr zu disponieren, erzählte er
ihm im vertraulichen Tone von seinen Baufreuden. Herrlich leuchtete die Früh-
lingssonne, und er stand ganz unter dem Eindrücke der entzückenden Schönheit
seines Landes, welche die Saiten seiner so empfänglichen Seele anschlug. Mit
Wonne betrachtete er seine Risse und das im Entstehen begriffene Werk ihrer
Verwirklichung. Aus den Zeichnungen vernahm er die Sprache der bauenden
Kunst, und er wünschte noch mehr Mittel, um sich in diese Geheimnisse zu ver-
tiefen. Er bat den Bruder um die Risse seines Baues in Laxenburg samt den
Ökonomiegebäuden, „es dient den: Schönbornschen Bauwurm bisweilen zum
Vergnügen". Auch seine Risse will er jenem schicken, „wiewohl kein rechter
formiert, denn die Champignons wachsen über Nacht. So geht es mir mit meinem
hiesigen Gebäu, so in sich, muß selbst sagen, doch nicht uneben nach unseren
kleinen Kräften wird. Ich bau halt in ein Land, wo täglich und stündlich Krieg
sowohl proptor roligiousiu als der benachbarten St. Marrianern zu besorgen ist".
Daher müsse man so bauen, daß, wenn ein Gebäude in Brand gerät, das andere
dem „Flügel", zu Hanhofen mit dem Amthaus, in Kirrweiler mit dem Schloß
und dem Hattsteiner Hof, zu Jockrim mit dem Schopfhof und der Iagdscheuer
und in Rot mit der Zehntscheuer. Ohne Werkmeister liege alles „ganz zu Boden".
Er könne sich nicht erinnern, daß ihm nach dem Vertrage zustehe, „in der Arbeits-
zeit zwei Monate von mir fortzugehen. Wenn ich ein Obdach hätte, wo ich meinen
armen Kopf trocken hinlegen könnte, so täte es mir nicht wehe allein in dem
Stand, wie ich mich befinde, kommt es mich hart an". Wenn Seih anfangs
Mai hinaufgegangen wäre, nachdem er die Gebäude ausgesteckt und die Leute
angewiesen hätte, so hätte er die Sachen in Wiesentheid noch wohl besorgen
können. „Was aber die Bedrohungen mit seiner Frau anbelanget, so hat mir
Gott in meinem Leben soviel Traversen geschickt, daß ich mich auch hierin finden
muß."
Die hier aufgezählten Bauten waren gewiß alle dringlich, aber nicht alle
gehörter: in den Bauplan des Jahres 1723. Dies ergibt sich aus der schon er-
wähnten Verwendung der Maurer. Das Pfarrhaus in Neuthard wurde z. B.
erst 1730 gebaut. Der Bauherr trug schwer an seiner Last. Der überraschende
Brief aus Wiesentheid hatte ihn derart erregt, daß er in der Begründung seiner
„Bekümmerung" den Rahmen etwas weit faßte. Und er klagte seine Not auch
seinem Oheim in Mainz, der nicht unterließ, für ihn in Wiesentheid einzutreten.
Franz Erwin erwiderte ihm am 11. April, er habe Seitz „die gnädigste Intention
des Kurfürsten eröffnet und ihn scharf verheben lassen, daß er bei jetziger Zeit
drunten hinweggegangen, wo nun an 10 Orten alles muß liegen bleiben". Hier-
über wurde der Kardinal von Mainz aus verständigt, so daß er sich beruhigte
und mit der Lage abfand. Als die zwei Monate zu Ende gingen, schrieb er am
18. Mai an Franz Erwin im Tone des guten Einvernehmens: „Wegen dem
Werkmeister bitte sehr, ihn zu End des Monats zu schicken, zumal ich gern gleich
anfangs Juni auf Mainz gehen und da das Schwalbacher Wasser trinken wollte."
Bevor aber wieder jemand bei seinem Bauwesen sei, könne er nicht fortgehen.
Um den Bruder für seinen Wunsch noch mehr zu disponieren, erzählte er
ihm im vertraulichen Tone von seinen Baufreuden. Herrlich leuchtete die Früh-
lingssonne, und er stand ganz unter dem Eindrücke der entzückenden Schönheit
seines Landes, welche die Saiten seiner so empfänglichen Seele anschlug. Mit
Wonne betrachtete er seine Risse und das im Entstehen begriffene Werk ihrer
Verwirklichung. Aus den Zeichnungen vernahm er die Sprache der bauenden
Kunst, und er wünschte noch mehr Mittel, um sich in diese Geheimnisse zu ver-
tiefen. Er bat den Bruder um die Risse seines Baues in Laxenburg samt den
Ökonomiegebäuden, „es dient den: Schönbornschen Bauwurm bisweilen zum
Vergnügen". Auch seine Risse will er jenem schicken, „wiewohl kein rechter
formiert, denn die Champignons wachsen über Nacht. So geht es mir mit meinem
hiesigen Gebäu, so in sich, muß selbst sagen, doch nicht uneben nach unseren
kleinen Kräften wird. Ich bau halt in ein Land, wo täglich und stündlich Krieg
sowohl proptor roligiousiu als der benachbarten St. Marrianern zu besorgen ist".
Daher müsse man so bauen, daß, wenn ein Gebäude in Brand gerät, das andere