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II. Anter Fürstbischof Franz Christoph von Hutten.
1743—1770.
Der neue Träger der Speierer Mitra fand ein blühendes Land rind eine
schöne Residenz, die er 27 Jahre lang bewohnte und nur selten verlieh. Sie war
zwar vollendet, aber sie lieh es doch erkennen, das; der Bauherr sparen inuszte.
Im Besitze reicher Mittel betrachtete Hutten es als seine Aufgabe, das Bau-
werk durch Zutaten und innere Ausschmückung zur kunstvollen Vollendung zu
führen. Bei Beratung und Festlegung dieses Planes bediente auch er sich der
wertvollen Hilfe des Würzburger Baumeisters Balthasar Neumann. In den
ersten Jahren war jedoch die Zeitlage (österreichischer Erbfolgekrieg 1740—48)
der Bautätigkeit nicht günstig. Am 16. Juni 1744 schrieb Hutten an den Major
Thomann in Mainz: „Das Bauwesen wird in Bruchsal wegen Krieg aufs nö-
tigste eingeschränkt". So konzentrierte sich seine Sorge zunächst auf die Voll-
endung der St- Peterskirche, deren Weihe 1745 erfolgte.
Die Verbindung mit Würzburg wurde dadurch erleichtert, das; der Bruder
des Fürstbischofs Hutten dort die Stelle eines Geheimrats bekleidete. Dieser
überbrachte schon zu Anfang 1746 einen von Neumann gefertigten „Ritz wegen
Veränderung hiesiger Residenz", den der Bauherr approbierte und durch Stahl
ausführen lieh. Es handelte sich damals offenbar nur um kleinere Dinge. Im
Spätjahr 1746 befand sich Neumann in Urlaub „irr hiesigen Gegenden". Hutten
wünschte mit ihm zu sprechen, so dah er „vielleicht etliche Tage über seine Er-
laubnis bei uns könnte aufgehalten werden". Deswegen schrieb der Bischof
an jenen in Würzburg „ganz freundnachbarlich, Neumann diesen Aufenthalt
nicht zu verübeln". Friedrich Karl gestattete es gern. Der Baumeister unter-
suchte nun die ihn: vorgelegten Punkte und fertigte vom 16. bis 24. November
darüber Risse mit Erläuterungen (Lromomoria). Der erste Punkt betraf das
6orps äo loch«, die Kommunikationsbauten und die Küche, ferner die neue
Kaserne, heute Landesgefänguis in der Huttenstrahe, das Wasserwerk (Reserve),
den Kanzleibau, das kleine Zeughaus, den Fruchtspeicher, den Spitalbau und
die St. Peterskirche (Jnnenbau).
In dieser Zeit erwuchs dem Fürstbischof ein eigener begabter Baumeister,
Leonhard Stahl, der Sohn des Zimmerpoliers Johann Georg Stahl. Ge-
boren 1730, hat er „mit grohen Kosten und Aufwand die Baukunst bei dem
Herrn Obrist Neumann von Würzburg erlernt". Am 15. Juli 1749 erhielt er
auf Ansuchen „die Mitaufsicht bei dem herrschaftlichen Bauwesen" aufgetragen
und „einstweilen zur Prob" jährlich 104 Gulden bewilligt, die ein Jahr später
auf 200 Guldeu erhöht wurden. Er lieferte zu den folgenden Bauten die Zeich-
nungen, solange Neumann lebte, nach dessen Direktive. Nach dessen Tod 1753
trat er völlig an seine Stelle am hiesigen Hof. Auf 1. Januar 1755 erhielt er eine
Zulage von 50 Gulden, 12 Malter Korn und einem Fuder Wein. Am 30. Januar
1756 bat er um Erhöhung seiner Besoldung unter Hinweis auf den hohen Auf-
wand für seine Ausbildung und auf seine bisherigen Proben, die neuen Residenz-
II. Anter Fürstbischof Franz Christoph von Hutten.
1743—1770.
Der neue Träger der Speierer Mitra fand ein blühendes Land rind eine
schöne Residenz, die er 27 Jahre lang bewohnte und nur selten verlieh. Sie war
zwar vollendet, aber sie lieh es doch erkennen, das; der Bauherr sparen inuszte.
Im Besitze reicher Mittel betrachtete Hutten es als seine Aufgabe, das Bau-
werk durch Zutaten und innere Ausschmückung zur kunstvollen Vollendung zu
führen. Bei Beratung und Festlegung dieses Planes bediente auch er sich der
wertvollen Hilfe des Würzburger Baumeisters Balthasar Neumann. In den
ersten Jahren war jedoch die Zeitlage (österreichischer Erbfolgekrieg 1740—48)
der Bautätigkeit nicht günstig. Am 16. Juni 1744 schrieb Hutten an den Major
Thomann in Mainz: „Das Bauwesen wird in Bruchsal wegen Krieg aufs nö-
tigste eingeschränkt". So konzentrierte sich seine Sorge zunächst auf die Voll-
endung der St- Peterskirche, deren Weihe 1745 erfolgte.
Die Verbindung mit Würzburg wurde dadurch erleichtert, das; der Bruder
des Fürstbischofs Hutten dort die Stelle eines Geheimrats bekleidete. Dieser
überbrachte schon zu Anfang 1746 einen von Neumann gefertigten „Ritz wegen
Veränderung hiesiger Residenz", den der Bauherr approbierte und durch Stahl
ausführen lieh. Es handelte sich damals offenbar nur um kleinere Dinge. Im
Spätjahr 1746 befand sich Neumann in Urlaub „irr hiesigen Gegenden". Hutten
wünschte mit ihm zu sprechen, so dah er „vielleicht etliche Tage über seine Er-
laubnis bei uns könnte aufgehalten werden". Deswegen schrieb der Bischof
an jenen in Würzburg „ganz freundnachbarlich, Neumann diesen Aufenthalt
nicht zu verübeln". Friedrich Karl gestattete es gern. Der Baumeister unter-
suchte nun die ihn: vorgelegten Punkte und fertigte vom 16. bis 24. November
darüber Risse mit Erläuterungen (Lromomoria). Der erste Punkt betraf das
6orps äo loch«, die Kommunikationsbauten und die Küche, ferner die neue
Kaserne, heute Landesgefänguis in der Huttenstrahe, das Wasserwerk (Reserve),
den Kanzleibau, das kleine Zeughaus, den Fruchtspeicher, den Spitalbau und
die St. Peterskirche (Jnnenbau).
In dieser Zeit erwuchs dem Fürstbischof ein eigener begabter Baumeister,
Leonhard Stahl, der Sohn des Zimmerpoliers Johann Georg Stahl. Ge-
boren 1730, hat er „mit grohen Kosten und Aufwand die Baukunst bei dem
Herrn Obrist Neumann von Würzburg erlernt". Am 15. Juli 1749 erhielt er
auf Ansuchen „die Mitaufsicht bei dem herrschaftlichen Bauwesen" aufgetragen
und „einstweilen zur Prob" jährlich 104 Gulden bewilligt, die ein Jahr später
auf 200 Guldeu erhöht wurden. Er lieferte zu den folgenden Bauten die Zeich-
nungen, solange Neumann lebte, nach dessen Direktive. Nach dessen Tod 1753
trat er völlig an seine Stelle am hiesigen Hof. Auf 1. Januar 1755 erhielt er eine
Zulage von 50 Gulden, 12 Malter Korn und einem Fuder Wein. Am 30. Januar
1756 bat er um Erhöhung seiner Besoldung unter Hinweis auf den hohen Auf-
wand für seine Ausbildung und auf seine bisherigen Proben, die neuen Residenz-