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Wiegand, Theodor
Bericht ueber die Ausgrabungen in Pergamon 1927 — Berlin, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.1028#0023
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22

Wiegand: Bericht über die Ausgrabungen in Pergamon 1927.

Abb. 10.

zwei Pfennige der Mathilde von Hennegau, Fürstin von Achaia 1316—1318L. Dies sind
die jüngsten von uns gefundenen Münzen der Hochburg aus christlicher Zeit. Dazu stimmt,
daß nach den von Johannes Mordtmann (Sitzungsber. d. Pr. Akad. d. Wiss. 1911, S. iff.)
mitgeteilten Nachrichten Pergamon bald nach 1315 und vor 1330 in islamische Gewalt
kam, zunächst des Fürstengeschlechtes der Karasi, dann, von 1345, an die Osmanen. Unsere
Beobachtungen bestätigten ferner, daß man auf der Hochburg zwei große byzantinische
Epochen feststellen kann: die altbyzantinische, die sich unmittelbar aus dem Weiterleben
der antiken Stadt entwickelte; in ihre Festungsmauern sind die Altarreliefs verbaut worden,
ihre Schuttmassen lieferten zahlreiche Reste christlicher Keramik; diese Siedelung, zu der
die Kirche im Athenaheiligtum gehörte, scheint durch Brand zugrunde gegangen zu sein.
Wenigstens trifft das für die frühbyzantinische Schicht über dem »Prinzessinnenpalais« zu,
in der wir verbrannte Balken, verbranntes Getreide, Massen von verkohlten Kichererbsen
u. a. gefunden haben. Die letzte byzantinische Stadt, die vermutlich auf die belebende
Tätigkeit der Komnenen im 12. Jahrhundert zurückgeht2 und zu der die jetzt noch hoch-
ragenden Festungsmauern am Gymnasium und am Garten der Königin (Südrand) gehören
(Münzen des Alexios I., sind auch dort gefunden), ist nicht gewaltsam untergegangen, sie
ist vielmehr einfach verödet. Die islamischen Herren, denen das ganze Hinterland längst
gehörte, hatten kein Interesse mehr an dieser einst byzantinischen Grenzfestung, sie ließen
sie verfallen und richteten sich in der Unterstadt ein3. Dazu stimmt, daß unter den Tau-
senden von mittelalterlichen Tonscherben der Burg sich nur verschwindend wenige Frag-
mente islamischer Keramik gefunden haben, von islamischen Gräbern und Bauwerken
überhaupt nichts.

1 Schloiberger, Numismatique de l'orient latin, Paris 1878, Taf. XII 24.

2 Vgl. dazu Altertümer von Pergamon I 2, S. 330 (Regling).

3 Gelzer, Pergamon unter Byzantinern und Osmanen, Abh. d. KgL Pr. Akad. d. Wiss. 1903, Anh., S. 95
und Anm. 1.

Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei.
 
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