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Wieseler, Friedrich
Phaethon: eine archäologische Abhandlung — Göttingen, 1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.11446#0007
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Die Sage von Phaethon, dem Sohne des Helios und verunglückten Lenker des
Sonnenwagens wird schon dem Hesiod zugeschrieben; doch gehört dieser Hesiod sicher
in die Zeit nach Hesiod, ja vielleicht in die der Alexandriner J). Nach Plinius' Meinung 2)
waren die ältesten Dichter, welche die gewöhnliche Sage von den Schwestern des
Phaethon vortrugen, Aeschylus, Philoxenus, Euripides, Satyrus, Nicander. Inzwischen
wissen wir 3), dass sich schon Pythagoras der Sage von Phaethon bediente, und wenn
aus dem Berichte, dass Pherekydes den Eridanos für den Padus erklärt4), mit Sicher-
heit geschlossen werden kann, dass er die Sage besprach, so wird danach der Vor-
gang anderer Schriftsteller angenommen werden müssen. Insbesondere war der Ge-
genstand bei den Tragikern beliebt, die, wie Polybios bemerkt5), darüber viel gespro-
chen und viel Wunderbares zu Tage gebracht haben: Aeschylos behandelte ihn aus-
führlich in seinen Heliaden G), Euripides in seinem Phaethon 7). Unter den uns im Zu-
sammenhange erhaltenen dichterischen Behandlungen sind die beträchtlichsten die des

1) Der Hesiod, auf welchen sich Hygin. Fab. 154, Schol. German. Caes. Arat. 366, La-
ctant. Placid. Narr. Fab. II, 2 et 3 beziehen, ist wahrscheinlich der Verfasser der uötqo-
vofila, uGiooloy(a, aargix^ ßtßlog (vergl. Zannoni Reale Galleria di Firenze, S. IV,
Vol. II, p. 196 fll., Welcker „Aeschyl. Trilog.« S. 569, Anm. 883, Uckert „Zeitschr.
f. Alterlhumswissensch." 1838, S. 433, Anm. 57, Markscheffel Hesiodi Fragm. p. 356, s.
jedoch auch unten S. 2, Anm. 6), welche Müller („Prolegomena zu einer wissenschaftlichen My-
thologie", S. 193} und mit ihm Markscheffel (p. 190) in die Zeit der Alexandriner setzt.
Sicherlich ist das Gedicht nicht älter als Pherekydes, und so kann es nicht befremden,
wenn, nach Hygin. Fab. 154 (vgl. Muncker z. d. St. und Markschelfel a. a. 0., p. 356)
aber auch Muelzell de Emend. Theog. lies., p. 467), Pherekydes zuerst den Eridanos Pa-
dus genannt haben soll; man konnte geneigt sein, darin eine Andeutung zu suchen, dass
der Hesiod, welchen Hygin excerpirt, jünger sei als Pherekydes.

2) Hisi. Nat. XXXVII, 2, t 1, 31.

3) Aus Olympiodor. in Aristot. Meteor. I, 8.

43 Vgl. Hygin. Fab. 154 und Schol. z. German. Caes. Arat. 366, nebst Sturz Pherecyd.
Fragm. p. 135 ed. alt.

5) Hist. univ. II, 17.

6) Vergl. Welcker, Trilog. S. 566 fll.; G. Hermann de Aeschyli Heliadibus, Opusc. III,
p. 130 fll.; Welcker's Antikritik in der allgem. Schulzeitung, 1828, 2. Abth., N. 30.
Vergl. auch Härtung, Eurip. reslit. II, p. 209, und Nauck Trag. Gr. Fragm., p. 18 fl.

7) G. Hermann Opusc. III, p. 3 fll.; Goethe's Werke 46. Bd., S. 30 fil.; S. J. E. Rau

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