Die 1905 in Dresden ins Leben gerufene Künstler-
gemeinschaft „Brücke“ hatte genau sieben Jahre
bestanden, als den zu ihrer Förderung zusammengeschlos-
senen sogenannten passiven Mitgliedern die letzte Mit-
teilung zugestellt wurde. Sie lautete: „Wir teilen Ihnen
hierdurch mit, daß die Unterzeichneten beschlossen,
Künstlergruppe BRÜCKE als Organisation aufzulösen.
Mitglieder waren Cuno Amiet, Erich Heckel, E. L. Kirch-
ner, Otto Müller, Schmidt-Rottluff.“ Diese Mitteilung
war in Berlin ausgestellt und trug das Datum vom
27. Mai 1913. Wenige Tage später, mit dem Poststempel
vom 31. Mai 1913, erhielt ein Freund Schmidt-Rottluffs
auf einer Postkarte die lakonische Mitteilung: „Wie es
scheint, bin ich für einige Zeit hier in Nidden gelandet.
Eine merkwürdige Gegend das!“
Damit hatte für Karl Schmidt-Rottluff ein Schaffens-
abschnitt begonnen, dem innerhalb seines künstlerischen
Werdeganges besondere Bedeutung beigemessen werden
muß. Er bezeichnet, nachdem die der jeweiligen indivi-
duellen Entwicklung schließlich entgegenstehende Ver-
einigung aufgelöst worden war, nicht allein die erste
Periode völliger innerer und äußerer Selbständigkeit,
sondern ist unter den für Schmidt-Rottluffs Schaffens-
rhythmus so wesentlichen Aufenthalten am Meer der-
jenige, der die wohl reichste künstlerische Ernte ein-
brachte, ausgereifte Frucht stetigen und intensiven Wachs-
tums. Es handelt sich hierbei um eine Gruppe von etwa
30 Gemälden, mit denen eine Anzahl von Pinselzeich-
nungen und Holzschnitten in enger Verbindung stehen.
Alle diese Werke spiegeln das Erlebnis eines drei Monate
währenden Sommerdaseins in Nidden auf der Kurischen
Nehrung wider, eines Aufenthaltes, der unwiederholt
blieb. Die Bilder jedoch, die damals entstanden, vermit-
teln dem Betrachter den Eindruck, als wären sie alle in
jener Stunde eines hohen Sommertages gemalt, da die
Sonne auf ihrem Gipfel unverrückbar stillzustehen und
alles Sichtbare in große, übernatürliche Formen zu ban-
nen scheint.
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gemeinschaft „Brücke“ hatte genau sieben Jahre
bestanden, als den zu ihrer Förderung zusammengeschlos-
senen sogenannten passiven Mitgliedern die letzte Mit-
teilung zugestellt wurde. Sie lautete: „Wir teilen Ihnen
hierdurch mit, daß die Unterzeichneten beschlossen,
Künstlergruppe BRÜCKE als Organisation aufzulösen.
Mitglieder waren Cuno Amiet, Erich Heckel, E. L. Kirch-
ner, Otto Müller, Schmidt-Rottluff.“ Diese Mitteilung
war in Berlin ausgestellt und trug das Datum vom
27. Mai 1913. Wenige Tage später, mit dem Poststempel
vom 31. Mai 1913, erhielt ein Freund Schmidt-Rottluffs
auf einer Postkarte die lakonische Mitteilung: „Wie es
scheint, bin ich für einige Zeit hier in Nidden gelandet.
Eine merkwürdige Gegend das!“
Damit hatte für Karl Schmidt-Rottluff ein Schaffens-
abschnitt begonnen, dem innerhalb seines künstlerischen
Werdeganges besondere Bedeutung beigemessen werden
muß. Er bezeichnet, nachdem die der jeweiligen indivi-
duellen Entwicklung schließlich entgegenstehende Ver-
einigung aufgelöst worden war, nicht allein die erste
Periode völliger innerer und äußerer Selbständigkeit,
sondern ist unter den für Schmidt-Rottluffs Schaffens-
rhythmus so wesentlichen Aufenthalten am Meer der-
jenige, der die wohl reichste künstlerische Ernte ein-
brachte, ausgereifte Frucht stetigen und intensiven Wachs-
tums. Es handelt sich hierbei um eine Gruppe von etwa
30 Gemälden, mit denen eine Anzahl von Pinselzeich-
nungen und Holzschnitten in enger Verbindung stehen.
Alle diese Werke spiegeln das Erlebnis eines drei Monate
währenden Sommerdaseins in Nidden auf der Kurischen
Nehrung wider, eines Aufenthaltes, der unwiederholt
blieb. Die Bilder jedoch, die damals entstanden, vermit-
teln dem Betrachter den Eindruck, als wären sie alle in
jener Stunde eines hohen Sommertages gemalt, da die
Sonne auf ihrem Gipfel unverrückbar stillzustehen und
alles Sichtbare in große, übernatürliche Formen zu ban-
nen scheint.
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