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VON DER ALLEGORIE

und häßlichen Gestalt übertrifft, Meister scheint.
In der St. Peterskirche ist ein solches Bild mehr als
einmal angebracht. Es würde ja eben den Begriff
geben, die Ketzerei in einer schönen weiblichen Fi-
gur vorzustellen, die sich entweder voller Scham
zur Erde beugt oder voll Bitterkeit auf andere Mit-
tel denkt. Die Künstler sollten um Erscheinung an-
genehmer Bilder bitten. In Absicht der Anständig-
keit unterrichtet uns selbst die Fabel, und Marsyas,
welcher das Flötenspiel an der Pallas unanständig
fand, weil es das Gesicht aufbläht, gibt uns zu er-
kennen, daß alles, was der schönen Natur nachteilig
sein kann,in Bildern vermieden werden müsse. Dieser
Lehre zuwider ist eine nackte Wahrheit in Lebens-
größe in der Villa Mattei von einem Künstler des
vorigen Jahrhunderts gearbeitet, welche die Haut
unter dem Herzen aufgeschlitzt hat und diesen Schlitz
mit der einen Hand voneinanderhält, gleichsam das
Herz durch diese Öffnung sehen zu lassen. Mit dem
übertriebenen Ausdrucke verhält es sich in gewissem
Maße wie mit dem Gesichte eines Kranken, welches,
wenn es sich sehr ungleich ist, ein übles Zeichen
gibt, und hier kann die Wahrheit des Bernini zum
Exempel dienen. Dieses sind Erinnerungen nicht
allein über neue Bilder, sondern auch über die Aus-
führung der Alten.

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