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Nachrichten von den neuesten Herculanischen Entdeckungen • Text
9
Weide auf den nahe gelegenen Bergen besonders wohlschmeckend, und was aus derselben
gemacht wird, wird zu Neapel den Milchspeisen von anderen Orten vorgezogen. Aus [3]
folgender daselbst entdeckten verstümmelten Inschrift ersehen wir, daß zu Stabia ein besonderer
Tempel des Genius dieses Orts gewesen:
D D
- - - ESIVS DAPHNIS
- - - - TAL NVCERIA'E ET
---AEDEM GENI STABIAR
- - - S MARMOR EXA'TA
---DE RESTITVIT
Von Pompeji ist die eigentliche Lage durch folgende Inschrift, welche im Augustmonate 1763
entdecket worden, außer allem Zweifel gesetzt. Denn da von dem Amphitheater dieser Stadt
keine andere Spur, als eine ovale Vertiefung, übrig ist, so konnte vor dem Nachgraben daselbst
die wahre Lage zweifelhaft seyn, und was man anfänglich entdecket hat, gab hiervon keinen
hinlänglichen Beweis, welcher durch diese Inschrift, und durch die neueren Entdeckungen,
welche ich mittheile, unwidersprechlich wird:
EX AVCTORITATE
IMP CAESARIS
VESPASIANI AVG
LOCA PVBLICA A PRIVATIS
POSSESSA T SVEDIVS CLEMENS
TRIBVNVS CAVSIS COGNITIS ET
MENSVRIS FACTIS REI
PVBLICAE POMPEIANORVM
RESTITVIT
Ich bin den Hügel, welchen die Stadt ganz einnahm, und von dem Meere eine Milie entfernet
ist, völlig umgangen, so daß ich von dem Stadtthore angefangen, und an dasselbe zurück
kehrete, und dieser Umkreis beträgt 3860 starke Schritte. [4]
Was ich von dem ehemaligen Capitolio zu Pompeji gedacht habe, hat der Herr Beurtheiler
des Sendschreibens mit dem Amphitheater daselbst verwechselt: denn von dem Capitolio ist
noch itzo gar keine Spur vorhanden.
Aus den neuesten Entdeckungen, welche seit zwey Jahren daselbst gemacht sind, ist sehr
wahrscheinlich darzuthun, daß diese Stadt vorher, ehe sie unter dem Titus in dem Ausbruche
des Vesuvius überschüttet worden, unter dem Nero durch ein Erdbeben, wovon die Scribenten
melden, sehr übel zugerichtet sey. Diese Anzeigen geben die theils ausgeschnittenen Gemählde
aus den Wänden einiger Zimmer, theils andere Gemählde, die noch itzo daselbst umher gehackt
gesehen werden, welches von denjenigen geschehen ist, die diese Stücke haben aushauen und
wegnehmen wollen. Eben solche Spuren sah man an einer Diana mit ein paar anderen Figuren,
welche itzo abgenommen ist; es fehlere dieser Figur auch bereits der Kopf, welcher vor Alters aus
der Mauer geschnitten war. Dieses ist nicht zu vermuthen, nachdem die Stadt verschüttet
gewesen, sondern muß vorher geschehen seyn, nämlich da dieselbe im Erdbeben gelitten hatte.
Diese Erfahrung veranlasset, zu muthmaßen, daß es mit vier zu Stabia entdeckten Gemählden,
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Nachrichten von den neuesten Herculanischen Entdeckungen • Text
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Weide auf den nahe gelegenen Bergen besonders wohlschmeckend, und was aus derselben
gemacht wird, wird zu Neapel den Milchspeisen von anderen Orten vorgezogen. Aus [3]
folgender daselbst entdeckten verstümmelten Inschrift ersehen wir, daß zu Stabia ein besonderer
Tempel des Genius dieses Orts gewesen:
D D
- - - ESIVS DAPHNIS
- - - - TAL NVCERIA'E ET
---AEDEM GENI STABIAR
- - - S MARMOR EXA'TA
---DE RESTITVIT
Von Pompeji ist die eigentliche Lage durch folgende Inschrift, welche im Augustmonate 1763
entdecket worden, außer allem Zweifel gesetzt. Denn da von dem Amphitheater dieser Stadt
keine andere Spur, als eine ovale Vertiefung, übrig ist, so konnte vor dem Nachgraben daselbst
die wahre Lage zweifelhaft seyn, und was man anfänglich entdecket hat, gab hiervon keinen
hinlänglichen Beweis, welcher durch diese Inschrift, und durch die neueren Entdeckungen,
welche ich mittheile, unwidersprechlich wird:
EX AVCTORITATE
IMP CAESARIS
VESPASIANI AVG
LOCA PVBLICA A PRIVATIS
POSSESSA T SVEDIVS CLEMENS
TRIBVNVS CAVSIS COGNITIS ET
MENSVRIS FACTIS REI
PVBLICAE POMPEIANORVM
RESTITVIT
Ich bin den Hügel, welchen die Stadt ganz einnahm, und von dem Meere eine Milie entfernet
ist, völlig umgangen, so daß ich von dem Stadtthore angefangen, und an dasselbe zurück
kehrete, und dieser Umkreis beträgt 3860 starke Schritte. [4]
Was ich von dem ehemaligen Capitolio zu Pompeji gedacht habe, hat der Herr Beurtheiler
des Sendschreibens mit dem Amphitheater daselbst verwechselt: denn von dem Capitolio ist
noch itzo gar keine Spur vorhanden.
Aus den neuesten Entdeckungen, welche seit zwey Jahren daselbst gemacht sind, ist sehr
wahrscheinlich darzuthun, daß diese Stadt vorher, ehe sie unter dem Titus in dem Ausbruche
des Vesuvius überschüttet worden, unter dem Nero durch ein Erdbeben, wovon die Scribenten
melden, sehr übel zugerichtet sey. Diese Anzeigen geben die theils ausgeschnittenen Gemählde
aus den Wänden einiger Zimmer, theils andere Gemählde, die noch itzo daselbst umher gehackt
gesehen werden, welches von denjenigen geschehen ist, die diese Stücke haben aushauen und
wegnehmen wollen. Eben solche Spuren sah man an einer Diana mit ein paar anderen Figuren,
welche itzo abgenommen ist; es fehlere dieser Figur auch bereits der Kopf, welcher vor Alters aus
der Mauer geschnitten war. Dieses ist nicht zu vermuthen, nachdem die Stadt verschüttet
gewesen, sondern muß vorher geschehen seyn, nämlich da dieselbe im Erdbeben gelitten hatte.
Diese Erfahrung veranlasset, zu muthmaßen, daß es mit vier zu Stabia entdeckten Gemählden,