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Winckelmann, Johann Joachim; Winckelmann, Johann Joachim [Editor]; Bruer, Stephanie-Gerrit [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]; Gross, Marianne [Oth.]
Schriften und Nachlaß (Bd. 2, T. 2): Nachrichten von den neuesten herculanischen Entdeckungen — Mainz: von Zabern, 1997

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51407#0012
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Johann Winckelmanns

Nachrichten
von den
neuesten Herculanischen Entdeckungen.
Mit Nachrichten von den Herculanischen Entdeckungen, und von denen, die in anderen
benachbarten verschütteten Orten gemacht sind, verhält es sich wie mit Garten von Ländern,
die durch Kriege und Eroberungen mancherley Schicksale erfahren, und daher öfters erweitert
und geändert werden müssen. Denn vor zwey Jahren konnte ich vieles nicht wissen, weil es
nicht entdecket war, und in dem bereits entdeckten konnte ich einiges übersehen, weil ich
ehedem, da ich mich noch nicht entschlossen hatte, hierüber zu schreiben, von meinen Anmer-
kungen nur kurze Anzeigen machte, und dieselben nicht an dem Orte selbst, wie sie erscheinen
konnten, ausführete; für dieses Geständniß habe ich mich in gegenwärtigem Entwürfe zu
verwahren gesuchet. Denn da ich in verwichener Fastenzeit eine dritte Reise nach Neapel that,
in Gesellschaft zweyer geliebten und gelehrten Freunde, Herrn D. Peter Dieterich Volckmanns,
aus [2] Hamburg, und Herrn Heinrich Fueßli, aus Zürich, habe ich meine Bemerkungen
unverzüglich also aufgesetzet, wie ich gedachte, dieselben öffentlich mitzutheilen. Da ich nun
itzo noch gar nicht bekannte Entdeckungen beybringe, so kann ich mir zu dem gütigen Beyfall,
welchen das Sendschreiben scheinet erhalten zu haben, um so viel mehr in dieser Fortsetzung
desselben Hoffnung machen.
Für die mir rühmliche Beurtheilung des Sendschreibens in der Bibliothek der schönen
Wissenschaften, erkenne ich mich höchst verbindlich gegen den Herrn Verfasser des Auszugs
aus meiner Schrift. Ich wünschte nur, daß derselbe, wie es nicht scheinet, Gelegenheit gehabt
hätte, das Werk von den Herculanischen Gemählden zu sehen, weil er von dem Sendschreiben
glaubet, man finde in demselben ansehnliche Supplemente zu jenem Werke, und manche
Anmerkung, welche der Leser hier vergebens suchet. Es handeln aber die Verfasser des Werks
von den Herculanischen Gemählden von nichts anderem, und ich habe in dem Sendschreiben
kaum mit ein paar Worten ihre Gemählde berühret. Aus demjenigen, was derselbe hinzufüget,
könnte es scheinen, man halte das Sendschreiben einiger maaßen für einen Auszug aus jenem
Werke; es würde mir aber in dem Ueberflusse von Sachen, über welche ich schreiben könnte,
nicht anstehen, Arbeiten von anderen ins Kleine zu bringen.
Diese Nachricht ist von neuen Entdeckungen der Städte Herculanum und Pompeji: denn
das Nachgraben von Stabia hat man itzo liegen lassen, und ich merke hier nur bey Gelegenheit
an, daß die Anzeige des Galenus von der Milchcur, welche die alten Römer zu Stabia gebrauch-
ten/ sich noch itzo bestätiget findet. Denn es wird die Milch der Kühe daselbst durch die

©epaneuT. peOoö. L. 5. p. 48. a. lin. 43. edit. Aid. I
 
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