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Winckelmann, Johann Joachim; Borbein, Adolf Heinrich [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]; Balensiefen, Lilian [Contr.]
Schriften und Nachlaß (Band 6,2): Monumenti antichi inediti spiegati ed illustrati: Roma 1767; Kommentar — [Darmstadt]: von Zabern, 2014

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Volume Primo: A sua Emmineza, Indicazione. Prefazione, Trattato preliminare. Kommentar
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https://doi.org/10.11588/diglit.58930#0152
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150

Kommentare zu S. 1-132

Dorische Dialekt, in welchem die Inschrift abgefaßt ist, ein Kennzeichen des hohen Alterthums sey, konnte die gewöhnliche Vorliebe
der Gelehrten für die Gegenstände ihrer mühseligen Forschungen, den Werth dieses Marmorwerks in seinen Augen leicht über Verdienst
vergrößern.
Vom Farnesischen Ochsen.
$. 137. Wie wir ohne Nachricht sind über die Zeit der Künstler des Laocoon, eben so wenig [191] wissen wir, wann Apollonius und
Tauriseus blühten, die Meister des Werks, das unter dem Namen des Farnesischen Ochsen bekannt ist. Plinius giebt nur allein das
Vaterland des Tauriseus, die Stadt Tralies in Sicilien an, und zugleich meldet er, daß das ganze Werk aus einem einzigen Marmor-
Blocke gehauen und aus der Insel Rhodus nach Rom gebracht worden. Er berichtet ferner, daß in der Inschrift des Namens der Künstler
nebst ihrem Vater Artemidorus auch ihr Meister Menecrates angezeigt worden, so aber, daß diese Künstler unentschieden gelassen,
welchen von beyden sie als ihren Vater erkannt, den der ihnen das Leben gegeben, oder aber ihren Vater in der Kunst. Diese Inschrift
ist nicht mehr vorhanden, der sichtbarste Ort aber, wo sie eingehauen gewesen seyn wird, ist der Stamm eines Baums, welcher der
Statue des Zethus zur Stütze dient und an welchem man die Inschrift nicht mehr sieht, weil er größtenth ei Is neu ist, so wie der größte
Theil der Figuren selbst neu ist.
$. 138. Das Gegentheil wird von den meisten Schriftstellern vorgegeben, und, wie ich mir vorstelle, aus einem Misverstande der
Nachricht des Vasari. Es ist wahr, daß dieser Schriftsteller in dem Leben des Michelangelo Buonarroti sagt, daß dieses Werk aus einem
einzigen Steine und ohne Stücke gearbeitet worden; aber er hat sa- [192] gen wollen, wie der Augenschein beweist, daß dasselbe vor
Alters ohne Stücke bestanden, und nicht, daß es ohne Mangel irgend eines Stücks bey der Entdeckung ausgegraben worden, wie man
aus seinen Worten schließen will. Eben daher, und weil man nicht verstanden hat, das Neue von dem Alten zu unterscheiden, ist das
unerfahrne Urtheil desjenigen entstanden, welcher dieses Werk des Meißels eines Griechischen Künstlers nicht würdig geachtet, und es
für eine Arbeit der Römischen Schule gehalten hat. Die Ergänzungen, von einem gewissen Battista Bianchi aus May land gemacht und
in dem Styl seiner Zeit, das ist, ohne die mindeste Kenntnißdes Alterthums, sind an der Figur der Dirce, die an den Ochsen gebunden
ist, der Kopfund die Brust bis aufden Nabel, nebst beyden Armen, wie auch der Kopfund die Arme derAntiope; an den Statuen des
Amphion und Zethus ist blos der Rumpf alt, und an beyden nur ein Bein; an dem Ochsen sind die Beine und der Strick neu. Was hier
alt ist, als die Figur der Antiope, den Kopf ausgenommen, und der sitzende Knabe, welcher erschrocken ist über die grausame Strafe
der Dirce und nicht den Lycus, ihren Gemahl vorstellen kann, wie Jacob Gronov sich einbildet, kann demjenigen, welcher einigen
Geschmack des Schönen hat, womit die Werke der alten Kunst begabt sind, den Irrthum benehmen, und die rühmliche [193] Meldung
gedachter Künstler beym Plinius rechtfertigen. Der Styl an dem Kopfe des Knaben ist dem an den Köpfen der Söhne des Laocoon
ähnlich. Die große Fertigkeit und Feinheit des Meißels erscheint in den Nebensachen und der geflochtene Deckelkorb (cista mystica)
welcher von Epheu bedeckt und umgeben ist und unter der Dirce steht, um in ihr eine Bacchantin anzudeuten, ist dergestalt geendigt
und auf das Feinste ausgearbeitet, als immer jemand hätte leisten können, der in diesem Korbe allein eine Probe seiner Geschicklichkeit
hätte geben wollen, lieber diesen Korb ist die Chlamys des Amphion geworfen, welche wegen der Mannigfaltigkeit der Falten, und
wegen der Arbeit in den schattenden Vertiefungen derselben, von unsern Künstlern für eine der schönsten Muster in dieser Art gehalten
werden muß. Der Knopf, welchen man deutlich an diesem Gewände sieht, beweist, daß es, wie ich sagte, eine Chlamys ist; denn ohne
diesen Knopfkönnte man es für ein Tuch halten, das bestimmt sey, den Korb zu bedecken, solche Körbe nannte man Ίστριάνι8ες.
99,20-21 da Prassitele e da Apelle... conforme si e detto di sopra: MIS. LXIX-L {MI TextS. 75-76).
99,24-30 mit Anm. 2-3 nell’ Olimpiade centesima da Epaminonda con Γ innalzar Tebe: Dionysios von Halikarnaß (Dion.
Hal. am. 1,3,2) berichtet, daß die Spartaner nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges (404 v.Chr.) für rund 30 Jahre die
Vorherrschaft in Griechenland ausübten. In der 100. Ol. (380-377 v.Chr.) begann jedoch der von 379-362 v.Chr. währende
Krieg zwischen den Thebanern unter Epaminondas und den Spartanern. Nachdem die Spartaner in der 102. Ol. (372-369 v.
Chr.) den Thebanern bei Leuktra unterlagen (371 v. Chr.), verloren sie ihre beherrschende Stellung und schlossen, wie Diodor
(Diod. 15,50,4) berichtet, unter Vermittlung der Perser mit den Athenern und den übrigen Griechen einen allgemeinen
Landfrieden (Koine Eirene). Die Kämpfe mit den Thebanern dauerten noch fort bis zur Schlacht von Mantinea (362 v. Chr.),
in der Epaminondas zwar siegte, aber sein Leben verlor. W.s Ausführungen fanden sich bereits in ähnlicher Form in GK1 S.
342 {GKTextS. 654, 656).
100.1- 2 il motivoper cui Pliniofissb ... il tempio in cui fiorirono: Plin. nat. 34,50. Diese in GK1 noch nicht geäußerte
Vermutung wurde in GK2S. 676-677 {GKTextS. 657) übernommen.
100.2- 7 mit Anm. 4 DiLeocare... un Ganimede: Basis einer Statue des Ganymed, Florenz, Museo Archeologico, ehemals
Rom, Villa Medici {GKDenkmäler W 1315; dazu jetzt auch Cecchi - Gasparri, Villa Medicis IV S. 430 Nr. 49). W. zitiert
 
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