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Winckelmann, Johann Joachim; Borbein, Adolf Heinrich [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]; Balensiefen, Lilian [Contr.]
Schriften und Nachlaß (Band 6,2): Monumenti antichi inediti spiegati ed illustrati: Roma 1767; Kommentar — [Darmstadt]: von Zabern, 2014

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Volume Secondo: Parte seconda Mitologia storica. Sezione II. della Guerra di Troja. Kommentar
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https://doi.org/10.11588/diglit.58930#0517
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Parte seconda [:] Mitologia storica Sezione II. Della Guerra di Troja · Kommentar

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abgestutzt als dem Antilochus gemacht, welcher Letztere, nach der Erzählung des Palamedes beym Philostratus (Heroic. cap. 3. $.
4. p. 698.), wenig Sorgfalt aufsein Haar verwendete, wiewohl er sonst sehr schön war. Man könnte daher in Rücksicht auf unsere
Gemme annehmen, daß der Künstler das, was Achilles nach empfangener Nachricht von dem Tode des Patroclus that, indem er sich
nemlich damals die Haare wirklich abschnitt, anticipirt habe. Uebrigens waren die jungen Griechen in Absicht auf die Art, das
Haupthaar zu tragen, unter einander selbst nicht einig, auch nicht einmal dann, wenn sie in [51] Gesellschafigingen: undPalamedes,
der den Griechen zur Belagerung von Troja folgte, wird uns mit einem bis auf die Haut abgeschornen Kopfe beschrieben (Ibid. c. 10.
$. 9. p. 715.). Vielleicht haben die Künstler, von welchen wir reden, sich hierin nach dem gerichtet, was nach den heroischen Zeiten
Mode war, und diese Mode bestand darin, daß die Ephebi (so nannte man die Knaben, wenn sie in das Jünglingsalter traten) sich
die Haare abschnitten (Senec. Here. für. v. 852.).
Den fehlenden Theil des Kameo kann man durch ein Basrelief im Hause Mattei unter Nr. 130. ergänzen, indem darauf dasselbe
Sujet vorgestellt ist. Hinter dem Achilles steht sein Erzieher, der alte Phönix, u
nd die beyden weiblichen Figuren mit einer Art von phrygischen Hauben müssen Diomeda undlphis, zwey junge Mädchen, seyn,
welche Achilles und Patroclus zu Gefangenen gemacht hatten (Homer. Iliad. T. v. 661.); denn Briseis war damals dem Achilles von
Agamemnon noch nicht zurückgegeben worden (Ibid. Τ’, v. 282.) Antilochus scheint auf dem Marmorwerke mehr Jahre zu haben als
er wirklich damals hatte; denn sein Vater Nestor riefihn erst im fünfen Jahr dieses Krieges vor Troja, weil er damals, als die Griechen
dahin gingen, noch nicht mannbar war (Philostr. Heroic. cap. 3. §. 2. Ip. 697.).
Man vergleiche die gegenwärtige Zeichnung dieses Basreliefs mit derjenigen, welche sich unter den übrigen antiken Kupferstichen
des Hauses Mattei befindet, um sich zu überzeugen, wie unrichtig uns die alten Kunstwerke nach gewissen Zeichnungen geliefert
werden, so daß man wetten mögte, die Zeichnung stelle ein ganz anderes Kunstwerk vor als der Kupferstich. Auf diesen Kupferstichen
sieht man nur eine halbe weibliche Figur und ohne Hände: ferner, Antilochus hält eine Schlange, welche ein Aal zu seyn scheint, in
der rechten Hand; der Held hinter dem Achilles hat keinen Helm; Phönix hat Beinkleider an, und trägt den Spieß aufder Schulter.
387,30 un cammeo d’ insigne maestria, al Num. 129.: MI Text S. 386 Abb. 129; Sardonyx Kameo, Achill erfährt vom
Tod des Patroklos; verschollen, ehemals Rom, Sammlung Francesca Cheroffini KSK Denkmäler Sir. 1118). Da der Stein laut
W. nur bruchstückhalft erhalten ist, der Stich ihn aber unversehrt zeigt, muß ihn der Zeichner wohl nach dem Vorbild des
Sarkophagreliefs im Palazzo Mattei (s. MITextS. 386 Abb. 130 mit Komm, zu 388,24) rekonstruiert haben. Daltons Meinung,
der zufolge es sich bei dem von W. abgebildeten Stein um eine Arbeit der Renaissance nach dem Relief im Palazzo Mattei
handelt, basiert wohl auf einem Mißverständnis des Textes in MI. Eine gute, im 18. Jh. von dem Steinschneider Marchant
gefertigte Kopie befindet sich in London, British Museum. Sie folgt anscheinend W.s Stich.
Bei W.: M/S. 170-171 (MITextS. 387-389).
Lit.: zur Kopie in London: Dalton, Engraved Gems S. 118Nr. 817 Taf. 31.
388,1-2 mit Anm. 4 Antiloco ... era velocissimo nel correre: Antilochos wird bei Homer als jüngster und schnellster der
Griechen (Hom. II. 15,569-570; II. 23,756; Od. 4,202) und als Liebling des Achilleus (Hom. Od. 24,78-79; Hom. II.
18,17-18) bezeichnet.
388,4 mit Anm. 5 eran dipinti, secondo Filostrato, iguerrieri Greci: Bei Philostrat (Philostr. imag. 2,7,3; ed. Kayser II S. 350)
heißt es: „Auch das Heer trauert um den Jüngling, indem es ihn klagend umsteht; sie haben ihre Speere in die Erde gestoßen,
stützen sich - mit gekreuzten Füßen - darauf und lehnen zumeist ihr schmerzgebeugtes Haupt an den Schaft, die Köpfe vor
Unmut gesenkt.“ (Übers.: Otto Schönberger).
388,8-9 mit Anm. 6 in unapittura delcelebrePolignoto aDelfo:Zu Polygnots Gemälde vgl. MITextS. 333,19-20; 341,21;
369,28-29; 380,12-14; s. Komm, zu 333,19-20. Hier verweist W. auf die in Paus. 10,30,3 beschriebene Szene.
388.10- 11 mitAnm. 7 due femmine ehegli stavano appresso: Vomcr (Hom. II. 18,28) sprichtvon einer unbestimmten Zahl
erbeuteter Sklavinnen, die aus Achills Zelt kamen, um mit ihm und Antilochos gemeinsam zu wehklagen. W. erklärt jedoch
in MI TextS. 388,25-27, warum es sich um zwei Frauen gehandelt haben müßte.
388.11- 12 mitAnm. 8 Omero chiama tenda Γ abitazione d’Achille: In der „Ilias“ (Hom. II. 24,450-451) wird geschildert,
wie Achills Gefährten für ihren Herrn eine „Hütte“ (κλισίη) bauten: Sie schnitten Tannenbalken und „breiteten darüber [als
Dach] strubbeliges Schilfrohr“ (καθύπερθεν έρεψαν / λαχνήεντ’ όροφον). Nach Pollux (Poll. 10,170; ed. Bethe IIS. 240) be-
zeichnet das Wort όροφος eine bestimmte Art von Schilf, die sich besonders zum Dachdecken eignete (στεγαστήρ κάλαμος).
Diese in der Antike verbreitete Erklärung (vgl. etwa Sch. Hom. II. 24,451c; Scholia Graeca in Homeri Iliadem, hrsg. von
Hartmut Erbse, Bd. 5, Berlin 1977 S. 595) des bei Homer nur an dieser Stelle belegten Wortes όροφος („Schilfrohr“) ist
heute umstritten.
 
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