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Normen und Naturgesetze.

Die Freiheit — die Freiheit des Willens! das ist das
große Grübelproblem der Menschheit, daran sich das Den-
ken der Besten abgequält, — das populärste Problem,
dasjenige, welches irgendwie einmal in einem jeden auf-
taucht und ihn mit innerster Beunruhigung in die Betrach-
tungen der Philosophie treibt.

Kann ich, was ich soll? — das ist die Frage! Einen
Zwang fühl' ich in mir, wonach, wie der Stein dem Gesetze
der Schwere folgt, notwendig und unabänderlich mein
Vorstellen, mein Fühlen, mein Wollen sich gestaltet: und
das Bewußtsein eines Gebotes trage ich in mir, nach dem
ich denken, fühlen, wollen soll. Wie verhalten sich zu-
einander jener Zwang und dies Gebot, — wie sind sie
vereinbar und welchen Sinn hat ihr Nebeneinanderstehen?
Wenn alles in mir eben so, wie es geschieht, geschehen muß,
— was will ein Gebot? Verlangt es dasselbe, wie jener
Zwang, — wozu erst verlangen, was so wie so von selbst
geschieht? Verlangt es etwas anderes, — welch einen
Sinn hat es, zu verlangen, was nicht geschehen kann?

Wenn es demnach ebenso sinnlos ist, dasjenige zu
gebieten, was auch ohne dies geschähe, wie dasjenige,
was doch nicht geschieht, so folgert man zunächst, von
einer Geltung des Gebots, von einer begreiflichen Bedeu-
tung eines solchen sei nur unter der Voraussetzung die
Rede, daß es ein die naturnotwendigen Funktionen des

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