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280 Kulturphilosophie und transszendentaler Jdealismus.

ungewollt um so entscheidender, je stärker der Koutrast
ist, in den das Jdeal zur Vergangenheit und zur Gegen-
wart treten soll; und schließlich muß doch immer die
Frage sich einstellen, wie die Verwirklichung jeues Jdeals
aus den gegebenen Zuständen herausgearbeitet werden
kann. Auf der andern Seite wird bei dem Gewinn des
philosophischen Verständnisses der gegebenen Kultur der
Ausblick auf ihre zukünftige Entwicklung nicht ausbleiben,
gerade weil immer die gegenwärtige Kultur als etwas
in geschichtlicher Bewegung Begrisfenes über sich selbst
hinausweist

Bei allen solchen Vermittlungen nun macht sich wie-
derum der Gegensatz des Aufgegebenen und des Gegebenen
geltend: er hängt dabei an den prinzipiellen Verschieden-
heiten der gcschichtsphilosophischcn Methode. Wer die
historische Entwicklung nach Art der mathematischen nnd
der begrifflichen Entwicklung behandelt, worin nach der
Erkenntnis des Gesetzes der Reihe zu jedem Gliede das
folgende muß koustruiert werden können, für den mag
nach dem Gesetz des Fortschritts auch das Ziel als prin-
zipiell gegeben und bei richtiger Einsicht als voraus-
zusehen gelten. Wer dagegen das spezifische Wesen histo-
rischer Entwicklung gerade darin findet, daß sie in der
fortschreitenden Gestaltung eines begrifflich nicht bestimm-
baren, zeitlich tatsächlichen Geschehens besteht, für den sind
aus dem Verständnis des Vergangenen und des Gegen-
wärtigen nur die Aufgaben zukünftiger Kultur heraus-
zuarbeiten, und das Maß des Vertraueus in ihre der-
einstige Verwirklichung kann in diesem Falle nicht mehr
eiue Sache der Erkenntnis, sondern nur der Überzeugung
und der Weltanschauung sein.

Es wäre nicht schwer, nach diesen Grundzügen und
ihren Kombinatiouen die möglichen Grundtypen der Kul-
turphilosophie zu konstruieren und danach ihre Haupt-
vertreter von Rousseau und Condorcet bis zu unsern
 
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