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8ub specie aeternitali^.

Eine Meditation.

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-LttL öo-LLt -Lttt öo'^LL.

klaton.

Bei Geburt und Tod, wenn des Lebens Gestalten
kommen und gehen, da sprechen die Menschen von Wechsel
nnd Vergänglichkeit, von Zeit und Ewigkeit, — da wnn-
dern sie sich, wie in das Tageslicht der Wirklichkeit die
Dinge herausdämmern und wie sie in die Nacht des Nicht-
seins wieder zurücksinken. Aber am grausigsten snhle ich
diesen dunklen Strom, mit dem wir alle treiben, dann,
wenn nichts geschieht und nichts sich ändert. Wenn ich
in der Einsamkeit den Zeiger der Uhr sinnlos von Strich
zn Strich fortschreiten sehe, oder wenn ich in stiller Nacht
den Schlag meines Pulses zähle, dann schaudere ich davor,
wie die Tropfen der Gegenwart aus unbekannter Höhe
vor mir niederrieseln in unbekannte Tiefe.

Aber das Dämonische in dem Eindruck der leeren Zeit
und ihres vernnnftlos gleichmäßigen Abflusses liegt doch,
wenn ich es recht bedenke, darin, daß ich weiß, welch
eine Gewalt des Zerstörens, des Zerfressens und Zer-
bröckelns in diesem steten Fall der Zeittropfen wohnt.
Zwar erkenne ich, daß all das Entstehen und Vergehen,
all das Zeugen und Vernichten nicht durch die Zeit, son-
dern nur in der Zeit vorgeht: aber ich weiß anch, daß,
wie der leere Raum, so die leere Zeit ein rätselhaftes
Nichts ist, ohne welches für mich kein Etwas erscheint.

Je mehr ich diesen gleichgiltigen und sinnlosen Hinter-
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