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Koch, Adolf; Winkelmann, Eduard [Hrsg.]
Regesten der Pfalzgrafen am Rhein 1214 - 1508 (Band 1): 1214 - 1400 — Innsbruck, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.2356#0016
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XVII

Einst der Sammlung dieser Pfälzischen Copialbücher, wie ich zeigen werde,-angehörig, befindet
sieh jetzt ein Pfälzisches Copialbuch in der königl. öffentlichen Bibliothek au Stuttgart (Handschr. fol. nr. 395),l)
welches vollständig für vorliegenden Band verwerthet ist.a) Dasselbe ist ein einheitlich im Anfang des 15. Jahr-
hunderts geschriebener Pergamentband, welcher Urkunden bis zum Jahre 1399 enthält, nur ein kleiner Theü
derselben gehört dem 13. Jahrhundert an. Die Arbeit ist mit grosser Sorgfalt ausgeführt. Jeder Urkunde
geht ein kurzes Regest in rother Schrift3) voraus. Das Copialbuch enthält keine von den Pfalzgrafen ausgestellten
Urkunden, sondern nur Reverse, welche nicht chronologisch, sondern nach Ortsgruppen geordnet sind. Für uns
ist dasselbe so werthvoll, weil der grössere Theil der Urkunden weder in Originalen noch in Gopien sonst bekannt
war. Die Handschrift ist nicht mehr vollständig, es fehlen die ersten 32 Blätter und am Schlüsse die Blätter 205
—207. Die fehlenden Stücke lassen sich nunmehr wenigstens ihrem Inhalte nach, aus dem Karlsruher Copial-
buch 561 ergänzen. Diese Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts angefertigte Handschrift enthält
regestenartige Auszüge aus verschiedenen Copialbüchern. Voran steht ein „ Extraet aus dem pergamenen mit rotem
Leder überzogenen Buch" und dieses ehemals rotheBuch ist nichts anderes, als das jetzt in änderm dunkeln Leder-
gewand gebundene Copialbuch. Wie uns der Handschriftenkatalog besagt, ist dasselbe ein Geschenk König Fried-
richs I. Wie der einst im pfälzischen Archiv befindliche Band abhanden gekommen ist, auf welche Weise ihn der
württembergische König erworben hat, ist unbekannt. Nicht unwahrscheinlich dürfte es sein, dass die werthvolle
Handschrift bei der grossen Arehivalieuverschleifung während des Orl^ansehen Processes verschleudert ward, in
Privathände kam und von da in seinem jetzigen unvollständigen Zustande, in den königlichen Besitz, um dauernd
vor dem Untergang bewahrt zubleiben. Die Urkundensammlung dürfte nach einer Kanzleibemerkuug, unter
Ludwig III,4) Anfang des 15. Jahrhundert angelegt sein. ■

Die Grossherzogliehe Universitäts-BibHothek zu Heidelberg, deren Verwaltung, den Tradi-
tionen dieses weltberühmten Instituts folgend bestrebt ist, auch in der pfälzisch-historischen Literatur einiger-
massen die Lücken zu ergänzen, welche durch Krieg und Brand in den einst reichen Beständen zurückgelassen
worden ist, bat im Laufe der Jahre manch werthvolle Urkundenschätze5; vor der weitern Zerstreuung gerettet.
Unter ihnen bat die im Jahre 1877 erworbene Sammlung Johann Georg Lehmanns,6) (Pfarrer in Nuss-
dorf bei Landau f 1876), welche aus etwa 700 Originalurkunden und reichen Collectaneen besteht, auch für diesen
und den folgenden Band der Regesten Bedeutung. Von den letztern kommen zunächst die Abschriften ungedruekter
kurpfälzer Urkunden von 1189—1543 in Betracht, bestehend aus erst durch die Bibliothek angelegten 14 Polio-
bänden (incl. zweier Registerbände). Obwohl der weitaus grösste Theil der für unsere Zeit in Betracht kommen-
den Urkundenschriften (enthalten in Band 1—9) aus den Karlsruher Copialbüchern und dem erwähnten Stutt-
garter Copialbuch", also aus den von uns bereits weit eingehender benutzten Quellen, entnommen sind, so bot

Verpfändung Obrigheims Gültigkeit taten sollte, beweist der Kanzleivermerk fol. 55. Dort ist eine Urkunde über die Ver-
pfandung der veste Waldeek an Konrad v. Bickenbacb. gestrichen und am runde >\n:' die «yprVhiiiuüa; üdijohei»:^ vor-
wiesen : ista litera vaeat et habet aliam super Abrikeim, requie posfc in S° folio. Hier hat jedenfalls der Schreiber die
erste Urkunde zu einem Concept für eine zweite umgearbeitet. So finden sich noch andere Fälle.

') Heyd, Die Historischen Handschriften der königlichen öffentlichen Bibliothek in Stuttgart. 2 Bände.
Stuttgart 1891.

2) Mit ausnähme folgender stücke, die ich hier kurz erwähne, damit der Inhalt des Stuttgarter Copialbnches
nunmehr ganz bekannt ist; fol. 35 1345 Mai ?8 verkauf von Obrigheim, durch Diether v. Obrigheim an Isengard v. Angel-
lach; fol. 37 1349 Aug. 13 bestätigung gen. verkaufe durch bisch. Salmann v. Wonne; fol. 59 Diss sint die ritter und
knechte die lehen bant von mir Sifrit von Stralnberg; fol. 67 Die gute die Swendeman von Winheim von herz. Ruprecht
dem Eltern zu lehen hat; fol. 145T 1376 aug. 14 verkauf eines gartens an das Augustinerkloster Alzei.

*) Nur an einer Stelle ist das Regest weggelassen mit der Bemerkung: sniehil scribatur, quod litera sequens
exspirauit.c

4) fol. 8" stellt, von gleichzeitiger nur flüchtiger Hand .Anno domini 1410 in den wynaeht heiigen dagen hat
myn herre hertzog Ludwig den neschten obgeschriben brieff der schencken von Erpaeh übergeben wan er net gantz vers(iegelt)
"was, und die schencken hatten auch ander briefte von hertzog Ruprecht dem eitern die denselben brief dotten etc.*

6) Vgl. Burkhard* Hand- und Adressbueh der Deutschen Archive S. 116.

") Schmitt, Der pfälzische Geschichtsschreiber Job. Georg Lehmann. Kaiserslautern 1892.

') Jetzt Cod. Heid. 363, 6—14.
 
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