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Winkler, Friedrich
Castruccio Castracani, Herzog von Lucca — Berlin: Ebering, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.48096#0067
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Saona zu trennen, und die Ghibellinen erlitten eine voll-
ständige Niederlage, nach welcher sie sich zum zweiten
Mal aus den Bergkastellen in die Lombardei zurückzogen.
Auch jetzt zögerte Robert noch über zwei Monate, bis
er endlich am 29. April nach Frankreich absegelte und
Ricciardo da Gambatesa als Vikar zurückliess.1 Sein fünf-
jähriger Aufenthalt in Avignon beweist, dass er sich dort
wieder ganz der Einwirkung des Papstes hingegeben hat.
Der Krieg mit Sizilien war Johann ebenso unbequem, wie
er wusste, dass Robert infolge dessen ein schlechtes Werk-
zeug der Kirche in Oberitalien sein würde. Seine Unver-
söhnlichkeit gegen die lombardischen Ghibellinen kommt
weniger in Anschlag, da der Papst gerade in dieser Zeit
die geistlichen Waffen mit dem Schwert vertauschte, nach-
dem er am 6. April 1318 den Bannstrahl gegen die, welche
den Reichsvikariat nicht niederlegten, geschleudert hatte.2
So liess sich der weniger zum Kriegsmann als zur politischen
Intrigue geborene Fürst von dem gefahrvollen Boden Italiens
zurückhalten, obwohl er im Jahre 1320 den vom Papst ver-
liehenen Reichsvikariat endgültig übernahm.
Mit der Einmischung in die genuesischen Händel hatten
Lucca und Pisa die Basis ihrer Politik von 1317 aufgegeben.
Die Voraussetzung dieses Wechsels ist ein steigender Ein-
fluss Castruccios, der inzwischen unter der Decke des
Friedens die territoriale Macht Luccas wieder hergestellt
hatte. Die Vereinigung des reichen Privatbesitzes der

1. Villani IX 98. Ricciardo hatte als Seneschall Roberts in
Piemont den Krieg mit Philipp von Savoyen geführt. Chron.
Astense Mur. XI 247. 251. Bisher hatte der König, der den
Titel „Graf von Piemont“ fürtej, so wenig für diesen Krieg ge-
than, dass er sich bittere Vorwürfe des Papstes gefallen lassen
musste. S. Reinkens no. 21. 1318. Apr. 8.
2. Raynald 1320 § 12.
 
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