Einleitung
Dieser Band trägt den Titel »Romanik in Baden-Württem-
berg« nicht nur in Anknüpfung an die bereits erschienenen
Bände dieser Reihe. »Baden-württembergische Romanik«
dürfte er nicht heißen, denn das hier behandelte, erst 1952
zusammengeschlossene Gebiet war weder historisch noch
geographisch - und daher natürlich auch nicht kunstgeo-
graphisch — je eine Einheit. Der Name des Bundeslandes
verbindet die Bezeichnungen zweier Länder miteinander
(eigentlich müßte auch Hohenzollern Teil des Namens
sein), die man weit ins Mittelalter, wenn auch nicht bis
in die Frühzeit der deutschen Geschichte, zurückverfol-
gen kann. Urkundlich lassen sich weder die Markgrafen
von Baden noch die Grafen von Wirtemberg oder die von
Zollern vor der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts be-
legen.
Der westliche Landesteil Baden war im 12. Jahrhundert
zum Teil im Besitz einer Seitenlinie der Zähringer. Diese
war von Hermann I. (gest. 1074), dem Bruder des Zährin-
gers Berthold L, begründet worden, der seit 1061 Mark-
graf von Verona war, und seinem Sohn Hermann II. (gest.
1130), der diesen Titel ab 1121 als Markgraf von Baden
weiterführte. Der ursprüngliche Besitz der Badener
umfaßte die Burg Baden-Baden, die Grafschaften im
Breisgau und in der Ortenau sowie Backnang und Be-
sigheim. Im 13. Jahrhundert kamen u. a. Lauffen, Pforz-
heim, Durlach, Ettlingen, Alt-Eberstein und Herrenalb
dazu.
Der östliche Landesteil war in dieser Zeit zum Teil im Be-
sitz der Grafen von Wirtemberg (Wirdeberch). Die erst-
mals 1081 genannten Herren von Wirtemberg, die seit
1135 den Grafentitel trugen, waren im mittleren Neckartal
und im Remstal begütert. Beim Streit der Welfen und Stau-
fer und nach dem Zusammenbruch des staufischen Rei-
ches hatten sie ihr Land beträchtlich vergrößern können.
Stuttgart wurde ihr Hauptsitz.
Auch das Geschlecht der Grafen von Zollern läßt sich
nicht über das 11. Jahrhundert zurückverfolgen. Für 1061
berichtet Berthold von Reichenau vom Tod des Burchar-
dus und des Wezil »de Zolorin«. Die Zollern dürften da-
mit eines der ersten schwäbischen Adelsgeschlechter sein,
das sich nach seiner Stammburg, einer Höhenburg, be-
nannte.
Auch der Titel »Schwäbische Romanik« ließe sich nicht
rechtfertigen. Denn Baden-Württemberg entspricht nicht
dem alten Herzogtum Schwaben, zu dem ja auch schwei-
zerische Gebiete gehörten. Und auch das Reich der Zäh-
ringer, deren Herrschaftszeit mit der Zeit der Romanik
nahezu identisch ist, deckt sich nicht mit der Fläche des
jungen Südweststaates. Zudem waren noch vor 1805 Ba-
den und Württemberg erheblich kleiner als bei ihrem Zu-
sammenschluß. Es fehlten noch das kurpfälzische Gebiet
um Heidelberg, das vorderösterreichische um Freiburg,
zahlreiche weltliche und geistliche Herrschaften unter-
schiedlicher Größe sowie mehrere Reichsstädte.
Auch geographisch ist das Gebiet des Südwestlandes un-
einheitlich. Es umfaßt Teile des Oberrheingrabens mit
dem Schwarzwald, das Neckarland, die Schwäbische Alb
sowie Teile des Odenwaldes, der Hohenloher Ebene und
des Alpenvorlandes. Vielleicht hat die landschaftliche
Vielfalt jene vielteilige Territorienbildung gefördert, die
erst die Zeit Napoleons beseitigte. Die Oberfläche des
Landes ist wie die seiner Nachbarn stark reliefiert. Wald-
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Dieser Band trägt den Titel »Romanik in Baden-Württem-
berg« nicht nur in Anknüpfung an die bereits erschienenen
Bände dieser Reihe. »Baden-württembergische Romanik«
dürfte er nicht heißen, denn das hier behandelte, erst 1952
zusammengeschlossene Gebiet war weder historisch noch
geographisch - und daher natürlich auch nicht kunstgeo-
graphisch — je eine Einheit. Der Name des Bundeslandes
verbindet die Bezeichnungen zweier Länder miteinander
(eigentlich müßte auch Hohenzollern Teil des Namens
sein), die man weit ins Mittelalter, wenn auch nicht bis
in die Frühzeit der deutschen Geschichte, zurückverfol-
gen kann. Urkundlich lassen sich weder die Markgrafen
von Baden noch die Grafen von Wirtemberg oder die von
Zollern vor der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts be-
legen.
Der westliche Landesteil Baden war im 12. Jahrhundert
zum Teil im Besitz einer Seitenlinie der Zähringer. Diese
war von Hermann I. (gest. 1074), dem Bruder des Zährin-
gers Berthold L, begründet worden, der seit 1061 Mark-
graf von Verona war, und seinem Sohn Hermann II. (gest.
1130), der diesen Titel ab 1121 als Markgraf von Baden
weiterführte. Der ursprüngliche Besitz der Badener
umfaßte die Burg Baden-Baden, die Grafschaften im
Breisgau und in der Ortenau sowie Backnang und Be-
sigheim. Im 13. Jahrhundert kamen u. a. Lauffen, Pforz-
heim, Durlach, Ettlingen, Alt-Eberstein und Herrenalb
dazu.
Der östliche Landesteil war in dieser Zeit zum Teil im Be-
sitz der Grafen von Wirtemberg (Wirdeberch). Die erst-
mals 1081 genannten Herren von Wirtemberg, die seit
1135 den Grafentitel trugen, waren im mittleren Neckartal
und im Remstal begütert. Beim Streit der Welfen und Stau-
fer und nach dem Zusammenbruch des staufischen Rei-
ches hatten sie ihr Land beträchtlich vergrößern können.
Stuttgart wurde ihr Hauptsitz.
Auch das Geschlecht der Grafen von Zollern läßt sich
nicht über das 11. Jahrhundert zurückverfolgen. Für 1061
berichtet Berthold von Reichenau vom Tod des Burchar-
dus und des Wezil »de Zolorin«. Die Zollern dürften da-
mit eines der ersten schwäbischen Adelsgeschlechter sein,
das sich nach seiner Stammburg, einer Höhenburg, be-
nannte.
Auch der Titel »Schwäbische Romanik« ließe sich nicht
rechtfertigen. Denn Baden-Württemberg entspricht nicht
dem alten Herzogtum Schwaben, zu dem ja auch schwei-
zerische Gebiete gehörten. Und auch das Reich der Zäh-
ringer, deren Herrschaftszeit mit der Zeit der Romanik
nahezu identisch ist, deckt sich nicht mit der Fläche des
jungen Südweststaates. Zudem waren noch vor 1805 Ba-
den und Württemberg erheblich kleiner als bei ihrem Zu-
sammenschluß. Es fehlten noch das kurpfälzische Gebiet
um Heidelberg, das vorderösterreichische um Freiburg,
zahlreiche weltliche und geistliche Herrschaften unter-
schiedlicher Größe sowie mehrere Reichsstädte.
Auch geographisch ist das Gebiet des Südwestlandes un-
einheitlich. Es umfaßt Teile des Oberrheingrabens mit
dem Schwarzwald, das Neckarland, die Schwäbische Alb
sowie Teile des Odenwaldes, der Hohenloher Ebene und
des Alpenvorlandes. Vielleicht hat die landschaftliche
Vielfalt jene vielteilige Territorienbildung gefördert, die
erst die Zeit Napoleons beseitigte. Die Oberfläche des
Landes ist wie die seiner Nachbarn stark reliefiert. Wald-
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