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With, Karl
Japanische Baukunst — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 10: Leipzig: Seemann, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.61141#0010
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ernstes, eindringlich mahnendes und oft abwehren-
des Wächterhaus (Abb. 5) oder ein einladend präch-
tiges Dokument weihevoller Stätte (Abb. 6). Ein-
oder zweigeschossig, oft mit merkwürdiger Fünf-
säulenstellung, auf Steinsockel, mit Brüstungsum-
gang und hohem Irymoiadach, mit bewegten Wäch-
terfiguren, und dem kräftig einfachen Farbspiel —
oder mit geschwungenem Dach, reichem Schnitz-
werk, zierlicher und raffinierter Buntheit. Ganz
schlicht und einfach endlich sind die eigentlichen
shintoistischen Tore, torii (Abb. 16), meist aus Holz,
leuchtend rot bemalt und in die Landschaft hinein-
gestellt, wie das im Wasser des Binnensees stehende
Torii von Miyajima mit seinen leicht geneigten
Pfosten und der gewaltigen Querverbindung. Eine
ausgesprochene Entfaltung zur Höhe zeigen dann
im Gegensatz zu den besprochenen Bauten die Pa-
goden (Abb. 7); auch hier wieder ein Steinsockel,
darauf der sehr dünne, quadratische Turmkern mit
Dach, das geschoßartig zwei-, drei-, fünf-, neun-
auch dreizehnmal übereinander getürmt wird, wo-
bei auch der Mittelkern ganz durch enggereihte
Dachmotive verdeckt werden kann. Äußerst kom-
pliziert und reich in der Dachkonstruktion haben
sie etwas Schwebendes, etwas sanft und königlich-
überragendes, Beschützendes (Abb. 8); dabei ergibt
sich — etwa beim Herumgehen — durch dauernd
wechselnde Überschneidung und Verkürzung der
Türmung und Bedachung eine wundervoll plastische,
baumhaft verzweigte Körperlichkeit.

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