Friedrich von Spee.
35
Geschwind, geschwind in aller Eil
Her Sammet her und Seiden,
Her, was von bester Purpur feil,
Will ganz dich neu bekleiden.
Bringt her Gold, Perlen, Edelstein,
Will frei dich prächtig zieren.
Richt zu die Tisch, laßt fröhlich sein,
Und laßt uns jubilieren!“
Und diese Lebensgewalt begnügt sich nicht damit,
die Menschen zum unmittelbaren Gespräch zu rufen,
auch der Mond, die Sterne, die Blumen haben Stimme
und reden, ja auch die unbelebten Dinge beginnen zu
tönen. In einem „Traurigen Gespräch, so Christus an
dem Kreuz führet“ fragt er die Nägel: Ach, wie konntet
ihr mich verwunden? Was hab ich euch Leids getan?
Und die Nägel antworten und beteuern: Sie sind un-
schuldig! Nur mit Grausen sind sie in seine Hände
gedrungen, sie mußten dem Hammer gehorchen. Und
Jesus wendet sich an den Hammer. Und auch der
Hammer entschuldigt sich in Weh und Demut:
„Bin von grobem Holz und Eisen,
Ohn Diskurs und ohn Verstand,
Laß mich führen, laß mich weisen,
Wer mich hebet in der Hand.
Ich mich selber nie mag regen,
Noch zum Schlagen heben auf;
Mich ein andrer thät bewegen.
Nahm die Nägel, schlüge drauf.“
Es ist das Übermaß der Liebe, die Spee durchglutet.
Sie reißt alles Geschaffene in die Lebendigkeit seines
Gottgefühls hinein. Sie weiß sich eins und verwandt
mit allen Kreaturen, einig in Gott. Mit der kindlichen
Liebe des heiligen Franziskus steht Spee in der Welt,
aller Welt verwandt, allen Wesen nah. Sein Leben wie
seine Dichtung scheint eine Paraphrase des Franziska-
nischen Lobgesanges: „Gepriesen seist du Gott, mein
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Geschwind, geschwind in aller Eil
Her Sammet her und Seiden,
Her, was von bester Purpur feil,
Will ganz dich neu bekleiden.
Bringt her Gold, Perlen, Edelstein,
Will frei dich prächtig zieren.
Richt zu die Tisch, laßt fröhlich sein,
Und laßt uns jubilieren!“
Und diese Lebensgewalt begnügt sich nicht damit,
die Menschen zum unmittelbaren Gespräch zu rufen,
auch der Mond, die Sterne, die Blumen haben Stimme
und reden, ja auch die unbelebten Dinge beginnen zu
tönen. In einem „Traurigen Gespräch, so Christus an
dem Kreuz führet“ fragt er die Nägel: Ach, wie konntet
ihr mich verwunden? Was hab ich euch Leids getan?
Und die Nägel antworten und beteuern: Sie sind un-
schuldig! Nur mit Grausen sind sie in seine Hände
gedrungen, sie mußten dem Hammer gehorchen. Und
Jesus wendet sich an den Hammer. Und auch der
Hammer entschuldigt sich in Weh und Demut:
„Bin von grobem Holz und Eisen,
Ohn Diskurs und ohn Verstand,
Laß mich führen, laß mich weisen,
Wer mich hebet in der Hand.
Ich mich selber nie mag regen,
Noch zum Schlagen heben auf;
Mich ein andrer thät bewegen.
Nahm die Nägel, schlüge drauf.“
Es ist das Übermaß der Liebe, die Spee durchglutet.
Sie reißt alles Geschaffene in die Lebendigkeit seines
Gottgefühls hinein. Sie weiß sich eins und verwandt
mit allen Kreaturen, einig in Gott. Mit der kindlichen
Liebe des heiligen Franziskus steht Spee in der Welt,
aller Welt verwandt, allen Wesen nah. Sein Leben wie
seine Dichtung scheint eine Paraphrase des Franziska-
nischen Lobgesanges: „Gepriesen seist du Gott, mein