Nr. 55 des „Wahren Jacob" gelangt am 1. Juli 1888 znr Ausgabe.
432
Logische Merveise
für dic
Notwendigkeit der Erhaltung des Handwerkerstandes.
(Forlsetzung.)
Glockengießer. Gäbe es keine Glocken-
gießer, so hätten wir auch keine Kirchen; hätten
wir keine Kirchen, so hätten wir auch keine
Gottesgelahrtheit; hätten wir keine Gottes-
gelahrtheit, so wäre die Religion keine Wissen-
schaft; wäre die Religion keine Wissenschaft,
so glaubten alle Seelen was sie wollten;
glaubten alle Seelen was sie wollten, so wür-
den sie sich nicht hassen und verfolgen; sie hassen
und verfolgen sich aber, muß es auch
Glockengießer geben.
Büchsenmacher. Hätten wir keine Büch-
senmacher, so könnte man unter dem kleinen
Belagerungszustand nicht das Tragen von
Waffen verbieten; könnte man dies nicht ver-
bieten, so wirkte der Belagerungszustand nicht
in seiner vollen Krasi; wirkte der Belagerungs-
zustand nicht in seiner vollen Kraft, so wäre
das Sozialistengesetz überflüssig; wäre das
Sozialistengesetz überflüssig, dann wäre auch
die soziale Frage gelöst; die soziale Frage ist
aber nicht gelöst, erZo muß es auch Büchsen-
macher geben.
Schmied. Gäbe es keinen Schmied, so
gäbe es auch keine Fesseln für staatsgefährliche
Demagogen; gäbe es keine gefesselten staats-
gefährlichen Demagogen, so würden die Staats-
anwaltschaften in den Geruch der Menschenliebe
kommen; kämen die Staatsanwaltschaften in
den Geruch der Menschenliebe, so wäre der
jüngste Tag nicht fern; die Menfchen wollen
aber der ewigen Seligkeit noch fern bleiben,
erZo muß es auch Schmiede geben.
Bürstenbinder. Gäbe es keine Bürsten-
binder, so würde auch Niemand bekehrt wer-
den; würde Niemand bekehrt werden, so be-
hielten auch die großen Sünder ihre Flecken;
behielten die großen Sünder ihre Flecken, so
würde man sie schon von weitem erkennen;
die großen Sünder soll man aber an ihren
Flecken nicht erkennen, erZv muß es auch
Bürstenbinder geben.
Böttcher. Gäbe es keine Böttcher, so
hätten wir auch keine Fässer; hätten wir keine
Fässer, so gäbe es auch keinen Wein; hätten
wir keinen Wein, so könnten wir uns auch nicht
betrinken; könnten wir uns nicht betrinken, so
hielten wir den Kampf nm's Dasein nicht aus;
den Kampf um's Dasein sollen wir aber aus-
halten, srZo muß es auch Böttcher geben.
Gärtner. Gäbe es keine Gärtner, so gäbe
es auch keine Kultur; gäbe es keine Kultur,
so würde Alles verwildern; würde Alles ver-
wildern, so könnte man nicht wissen, was
pasfiren wird; wüßte man nicht, was passiren
wird, so würde es gefährlich werden; würde
es gefährlich werden, so rissen Rothschild und
Bleichröder aus; rissen diese aus, so würden
sehr viele Koupons nicht eingelöst werden;
dnrch die Nichteinlösung würden die besten
Menschen geschädigt; diese sollen aber nicht
geschädigt werden, erzo muß es auch Gärtner
geben.
Drechsler. Gäbe es keine Drechsler, so
müßten wir tausenderlei entbehren; müßten
wir tausenderlei entbehren, so würden wir
verlangend; würden wir verlangend, so müßten
neue Gesetze unsere Wünsche einschränken; die
alten Gesetze sind aber zur Beschränkung un-
serer Wünsche mehr als hinreichend, <zrzc> muß
es auch Drechsler geben.
Buchbinder. Gäbe es keine Buchbinder,
so hätten wir auch keinen Einband; hätten wir
keinen Einband, so kaufte man keine Bücher;
kaufte man keine Bücher, so müßten die Schrift-
steller verhungern; müßten die Schriftsteller
verhungern, so könnte man Bücher nicht ver-
bieten; Bücher müssen aber verboten werden,
erZc» muß es auch Buchbinder geben.
Goldschmied. Gäbe es keine Goldschmiede,
so gäbe es auch keine Orden n. f. w.; gäbe es
keine Orden n. f. w., so wüßte man auch nicht,
wer eigentliches Verdienst um die Menschheit
hat, wir könnten es aber gar nicht aushalten,
wenn wir nicht wüßten, wer eigentliches Ver-
dienst um die Menschheit hat, erZo muß es
auch Goldschmiede geben.
(Schluß folgt.)
Briefkasten.
P—n. in Stuttgart. Wird gelegentlich zur Verwendung kommen.
H, in H, Wie Sie aus der vorliegenden Nummer ersehen, ist Ihr Gedicht mit
einigen Aenderungen zum Abdruck gelangt. Senden Sie nur fleißig ein.
M> G. in C. Sie singen:
Ach, wie ist's in Deutschland schön,
Wenn man's so bedenkt.
Wie das große Staalenschiff
Friedlich wird gelenkt;
Wie man sucht mit schweren Steuern
Durch den Zeitenstrom zu leiern.
Trinkt ein armer Arbeitsmann
Einen kleinen Schnaps,
Kriegt vom Steuerruder er
Sicher einen Klaps:
Denn der Staat spitzt seine Lippen
Von dem Schnäpschen mit zu nippen.
Und das Brot, o schwere Roth,
Bleibt sich gleich im Preis,
Gab der Himmel gütig auch
Segen für den Fleiß.
Sagt, was macht das Brot uns theuer?
Was denn andres als dic SteuerI
Und der Knaster, der ein Trost
Tausend Armer ist.
Wird als Steuersegel (!) stets
Wieder aufgehißt.
Arme auch 'ne Freude brauchen,
Meint der Staat — und theuert's Rauchen.
Die weiteren Strophen müssen wir leider den Lesern des „W. I.- vorenthalten.
Rebus.
A5
Auflösung des Rebus in Nr. 53: Nicht-Gentleman.
Redaktton und Verlag: I. H. W. Dtetz in Stuttgart. — Druck von Georg Baßler in Stuttgart.
432
Logische Merveise
für dic
Notwendigkeit der Erhaltung des Handwerkerstandes.
(Forlsetzung.)
Glockengießer. Gäbe es keine Glocken-
gießer, so hätten wir auch keine Kirchen; hätten
wir keine Kirchen, so hätten wir auch keine
Gottesgelahrtheit; hätten wir keine Gottes-
gelahrtheit, so wäre die Religion keine Wissen-
schaft; wäre die Religion keine Wissenschaft,
so glaubten alle Seelen was sie wollten;
glaubten alle Seelen was sie wollten, so wür-
den sie sich nicht hassen und verfolgen; sie hassen
und verfolgen sich aber, muß es auch
Glockengießer geben.
Büchsenmacher. Hätten wir keine Büch-
senmacher, so könnte man unter dem kleinen
Belagerungszustand nicht das Tragen von
Waffen verbieten; könnte man dies nicht ver-
bieten, so wirkte der Belagerungszustand nicht
in seiner vollen Krasi; wirkte der Belagerungs-
zustand nicht in seiner vollen Kraft, so wäre
das Sozialistengesetz überflüssig; wäre das
Sozialistengesetz überflüssig, dann wäre auch
die soziale Frage gelöst; die soziale Frage ist
aber nicht gelöst, erZo muß es auch Büchsen-
macher geben.
Schmied. Gäbe es keinen Schmied, so
gäbe es auch keine Fesseln für staatsgefährliche
Demagogen; gäbe es keine gefesselten staats-
gefährlichen Demagogen, so würden die Staats-
anwaltschaften in den Geruch der Menschenliebe
kommen; kämen die Staatsanwaltschaften in
den Geruch der Menschenliebe, so wäre der
jüngste Tag nicht fern; die Menfchen wollen
aber der ewigen Seligkeit noch fern bleiben,
erZo muß es auch Schmiede geben.
Bürstenbinder. Gäbe es keine Bürsten-
binder, so würde auch Niemand bekehrt wer-
den; würde Niemand bekehrt werden, so be-
hielten auch die großen Sünder ihre Flecken;
behielten die großen Sünder ihre Flecken, so
würde man sie schon von weitem erkennen;
die großen Sünder soll man aber an ihren
Flecken nicht erkennen, erZv muß es auch
Bürstenbinder geben.
Böttcher. Gäbe es keine Böttcher, so
hätten wir auch keine Fässer; hätten wir keine
Fässer, so gäbe es auch keinen Wein; hätten
wir keinen Wein, so könnten wir uns auch nicht
betrinken; könnten wir uns nicht betrinken, so
hielten wir den Kampf nm's Dasein nicht aus;
den Kampf um's Dasein sollen wir aber aus-
halten, srZo muß es auch Böttcher geben.
Gärtner. Gäbe es keine Gärtner, so gäbe
es auch keine Kultur; gäbe es keine Kultur,
so würde Alles verwildern; würde Alles ver-
wildern, so könnte man nicht wissen, was
pasfiren wird; wüßte man nicht, was passiren
wird, so würde es gefährlich werden; würde
es gefährlich werden, so rissen Rothschild und
Bleichröder aus; rissen diese aus, so würden
sehr viele Koupons nicht eingelöst werden;
dnrch die Nichteinlösung würden die besten
Menschen geschädigt; diese sollen aber nicht
geschädigt werden, erzo muß es auch Gärtner
geben.
Drechsler. Gäbe es keine Drechsler, so
müßten wir tausenderlei entbehren; müßten
wir tausenderlei entbehren, so würden wir
verlangend; würden wir verlangend, so müßten
neue Gesetze unsere Wünsche einschränken; die
alten Gesetze sind aber zur Beschränkung un-
serer Wünsche mehr als hinreichend, <zrzc> muß
es auch Drechsler geben.
Buchbinder. Gäbe es keine Buchbinder,
so hätten wir auch keinen Einband; hätten wir
keinen Einband, so kaufte man keine Bücher;
kaufte man keine Bücher, so müßten die Schrift-
steller verhungern; müßten die Schriftsteller
verhungern, so könnte man Bücher nicht ver-
bieten; Bücher müssen aber verboten werden,
erZc» muß es auch Buchbinder geben.
Goldschmied. Gäbe es keine Goldschmiede,
so gäbe es auch keine Orden n. f. w.; gäbe es
keine Orden n. f. w., so wüßte man auch nicht,
wer eigentliches Verdienst um die Menschheit
hat, wir könnten es aber gar nicht aushalten,
wenn wir nicht wüßten, wer eigentliches Ver-
dienst um die Menschheit hat, erZo muß es
auch Goldschmiede geben.
(Schluß folgt.)
Briefkasten.
P—n. in Stuttgart. Wird gelegentlich zur Verwendung kommen.
H, in H, Wie Sie aus der vorliegenden Nummer ersehen, ist Ihr Gedicht mit
einigen Aenderungen zum Abdruck gelangt. Senden Sie nur fleißig ein.
M> G. in C. Sie singen:
Ach, wie ist's in Deutschland schön,
Wenn man's so bedenkt.
Wie das große Staalenschiff
Friedlich wird gelenkt;
Wie man sucht mit schweren Steuern
Durch den Zeitenstrom zu leiern.
Trinkt ein armer Arbeitsmann
Einen kleinen Schnaps,
Kriegt vom Steuerruder er
Sicher einen Klaps:
Denn der Staat spitzt seine Lippen
Von dem Schnäpschen mit zu nippen.
Und das Brot, o schwere Roth,
Bleibt sich gleich im Preis,
Gab der Himmel gütig auch
Segen für den Fleiß.
Sagt, was macht das Brot uns theuer?
Was denn andres als dic SteuerI
Und der Knaster, der ein Trost
Tausend Armer ist.
Wird als Steuersegel (!) stets
Wieder aufgehißt.
Arme auch 'ne Freude brauchen,
Meint der Staat — und theuert's Rauchen.
Die weiteren Strophen müssen wir leider den Lesern des „W. I.- vorenthalten.
Rebus.
A5
Auflösung des Rebus in Nr. 53: Nicht-Gentleman.
Redaktton und Verlag: I. H. W. Dtetz in Stuttgart. — Druck von Georg Baßler in Stuttgart.