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Beilage zum „Wahren Jacaü^ Lr. 143.


•icsj

k-oZ Bon Stufe zu Stufe.

^örek, was auf dieser Zrden
DoD ein NensD kann alles werden,
Dafür dient als Verspiel klar
Bismarck, was er ist und war.

Zinst ist Ireigerr er gewesen.

Ward zum Grafen dann erlesen.

Weil Hannover er bekriegt
Und die ZaDsen füfin besiegt.

Äls Kapoleon den Drillen
GründlG er Zineingerillen,

Trug, \\i seiner ZWaugeit Logn.
Zr den Titel §ürst davon.

Hat uns lang zur Last gelegen i —
Kls man zu der DeutWen Zegen
ZndliI igm den KßsDied gab.
ZIob man ißn als Herzog ab.

Zpäler, auf sein Klag- und Vittlied
Ward er auD noD ReiDslagsmitglied,
Könnte Zolksvertreler sein,

DoD er wagt siI niDt ginein.

Heul ist er trotz Rang und Aden
Zum Gespött der Welt geworden.
Drum ergebt mit Klang Md ZSall
Zgnzum Prinzen Karneval!

^^ie Innungen haben im letztverflossenen Jahre
>5® wieder außerordentliche Erfolge zu verzeichnen
gehabt. Obgleich der Befähigungsnachweis gesetzlich
nicht durchgebracht wurde, haben sich die Verhält-
nisse doch so gestaltet, daß jeder Klcinmeistcr den
Befähigungsnachweis zum Verhungern liefert, wenn
fr mit dem Kapital konkurriren will. Die Zwangs-
tnnung haben wir auch noch nicht, aber das Hand-
werk entfaltet sich doch wenigstens nicht mehr so
Zwanglos wie früher — es kommen fortwährend
Zwangsweise Versteigerungen, Konkursverfahren und
ähnliche staatsrechtliche Mitwirkungen im Hand-
werksbetrieb vor. Auch der Aerger, der den Meistern
durch die neuzeitlich aufgeklärte zuchtlose Arbeiter-
schaft bereitet wurde, weicht iinmer mehr einem
friedlicheren Verhältniß. Die wenigsten Meister
srhm sich noch genöthigt, undankbaren Arbeitern
als Brotgeber zu dienen; cs genügen dem Meister
gewöhnlich einige Lehrlinge, bei denen er noch
einigermaßen die segensreiche Zucht mit Knieriemen
oder Rohrstock aufrecht erhalten kann.

Freilich ist es eine Ungerechtigkeit, daß auf dem
Weltmärkte die kapitalistische Großproduktion vor-
herrscht. Der Bergbau, die Fabrikation von Loko-
motiven, Panzerschiffen und Bismarck-Denkmälern
sollte ans dem Submissionswege lediglich an Jun-
ungsmeister vergeben werden. Auch Krupp, der
zünftiger Meister ist, sollte abgeschafft und die
Herstellung der Kanonen, Gewehre re. einer Zunft
°sr Waffenschmiede überlassen werden. Doch was
"lcht ist, das kann noch kommen. Die Innungs-
Meister dürfen aus dem Umstande, daß der Staat
ne im Stich läßt und das Kapital sie überflügelt,
keineswegs eine staats- und kapitalistenfeindliche
Gesinnung erwachsen lassen. Ein Meister muß
konservativ sein bis auf die Knochen, er muß das
Kapital vertheidigen, auch wenn cs ihn ruinirt,
denn wie leicht kann er in der Kolonial-Lotterie das
große Loos gewinnen, und dann ist er selbst Kapitalist.

Die Sozialdemokraten verlangen, der Jnnungs-
meister solle aus seinem eigenen Mißgeschick lernen,
daß eine bessere Weltordnung anzustreben sei. Welche
Zumuthung! Wozu wäre man Meister, wenn man
noch etwas lernen müßte? Ein Jnnungsmeister
hat ansgelernt für alle Zeiten, er darf nichts mehr
lernen, das ist er seiner Jnnungswürde schuldig.
Unsere wackeren Innungen haben auch unentwegt
diesen Grundsatz festgehalten, sie stehen auf der
äußersten Rechten, sie schwören dem Bestehenden
den Eid der Treue, ja sogar den Manifestations-
eid! Warum sollte der Meister gegen Brotver-
thcuerung auftreten, da er doch kein sicheres Brot
mehr hat, warum sollte er Preß- und Redefreiheit
verlangen, da auf seine Reden doch Niemand hört?
Und wenn Einer opponiren will, kann er dann
nicht, ohne sich Unannehmlichkeiten zu machen, gegen
die Juden opponiren? Das ist Polizeilich erlaubt
und obendrein zünftlerisch korrekt. Wir Jnnungs-
meister sind Antisemiten, wir hassen alles Be-
schnittene, weil wir unfern Zopf unbeschnitten
tragen wollen. Ambrosius Strohkopf.

Der £E>olcn1).

5(u der Fabrik die Spinnerin
Denkt bei der Räder Sausen
In ihrem jugendfrischen Sinn
An den Geliebten draußen.

Die Räder sausen und rollen.

And morgen, da ist Feiertag,

Da rasten die Naschinen;

Da wandelt sie am Blumenhag
Nit ihrem Schatz im Grünen.

Die Räder sausen und rollen.

Dort wird das gold'ne Sonnenlicht
Statt Spinnstaub sie umspielen;

Ihr heißes, bleiches Angesicht
Wird frische Waldlust kühlen.

Die Räder sausen und rollen.

Sie träumt, vergißt des Tages Last,
Hold klingt es in den Vhreu,

Da hat die Arme jäh erfaßt
Das Räderwerk — verloren!

Die Räder sausen und rollen.

Lin Schrei! Zum Alumpen sind geballt
Das zarte Fleisch, die Anochen,

Lo hat der Noloch roh und kalt
Das Röslein hier gebrochen.

Die Räder sausen und rollen.

-*^7) Darum.

Die kleine Emma: Papa, warum sind
die Neger schwarz?

Papa: Sie trauern um die Geld- und
Menschenopfer, welche für die Kolonialpolitik ge-
bracht werden. _

Türkische Skaaisklugheit.

Sultan: Groß-Vezir! Mich ärgert das schlechte
Wetter! Schassen Sie Abhilfe!

Vezir: Zu Befehl, Padischah.

Sultan: Was werden Sie thun?

Vezir: Ich werde alle Zeitungen konsis-
ziren lassen, welche Wetterberichte bringen.

Bismarck und die Handelsverträge.

Erwartet ward er täglich,

Daheim doch blieb er kläglich.

Er ärgert sich unsäglich,

Stets war er unverträglich.

MrrKivürdige Farbe,rphänomene.

Es ist doch merkwürdig, daß die Schwarzen
in sozialen Dingen so grün sind, so viel blauen
Dunst machen, dem Volk so oft etwas weiß
machen und so selten ins Schwarze treffen.

Das perpetunm mobile.

Meyer: Wird das perpetunm mobile wohl
jemals entdeckt werden?

Müller: Ist schon, mit dem neuen Frei-
zügigkeitsgesetz!

Meyer: Wieso?

Müller: Na, wer sich nicht rechtzeitig eine
N o r m a l w o h n u n g be-
schaffen kann, der wird
unaufhörlich hin und
hergeschoben!

§iWsDes Zanllied.

große Ganzler Gabrisi,

Wie wird er von uns ge-
schätzt

Weil er Jdaliens Weine
Im Zoll nich viel runder-
gesetzd.

Denn hädd' Mer de Weine
Jdaliens,

So feirig, gnd nn schwer,
Da gäm unser Meißner Land wein
Ja gar nich zur Geldung mehr!
 
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