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-E- Bcü.iye zum „Mahren Jacob" Lr. 160.

Die deutsche Revolution.

|ef DeutsDe ist von sanften Zinnen
And fern von jedem AeßemutZ;
Lr wird niDt srevelZast beginnen.

Was dünkt der Hörigkeit niDt gut.

Ls Wlugen große Vureaukraten
IZn mit der Faust ins ÄngesiZt,
And rüZmten fiD noI solDer Haken
Der gute DeutsDe muckte niDt.

Die Kerrn Kapitalisten Winden
Igm endtiD noD vom Leib die Kaut,
Lr suDt auD darein s,D zu finden.

Ist er davon auD niDt eröaut.

Kedutdig Zat er stets getragen
Zein angestammtes altes JoD
In guten und in bösen Tagen
And wie er's trug, so tragt er's noD.

Die Junker und die Waffen zogen
Kus ungenirt iZm Rock und Kemd,
Lr Zielt den Nacken fromm geßogen
Ward er ein wenig auD beklemmt.

Wie iZn auD einst mit säst'gen RutZen
Der große Bismarck Zat ßedaDt,

Der DeutsDe Zat dafür dem Luten
NanD' praDtiges LesDenk gemaDt.

And Zat fiD Alles iZm verflüDtigt,

Nit Zeufzen er fiD drein ergießt

And spriDt: ID weiß Won längst, es züDtigt

Der ließe Gott stets, den er ließt.

DoD will man iZm durD neue Zteuern,

Da Won die alten sind so groß.

Zein vielgeliebtes Zier vertZeuern -
Lebt AUt, da geZt der Rummel los!

—Der brave Rheder. —

er „Augo“ und die „Reßecka"

Das waren zwei alle Kasten,

Dach waren ste hoch versichert
Und trugen gar kostbare Lasten.

Der Rheder sandte ins Meer ste,

Kinaus auf die stürmischen Wellen,

And wünschte: o möchtet recht bald ihr
Än Klippen iin Sturme zerschellen.

Der Scgensspruch sich erfüllte,

Aiald lagen inr Meere gebettet
Der „ödugo" mitfannnt der „Rebecka,"

Doch die Mannschaft war leider! gerettet.

Wie freute den Rheder der Schiffbruch,
Acrsicherungsgclder er krachte,

Wie kränkte den Rheder die Rettung
Der Mannschaft, da Kosten ste machte.

Ja, hätte das Meer verschlungen
Die wackeren Menschenleben,

Dann hätte der schöne Schiffbruch
Diel größer» Rrafit ergeben!

Go wurden zwei Schiffe geopfert
In des Meeres Rraufen und Taben,

Dach der Rheder — ein S ch i ff auch mit Rainen —
Schwimmt leider immer nach oben.

piimfoll.

ClitliW iiber die berliner
WMiisstclliiiiir.

Von

Doktor Reptilius.

s giebt in unserer
Nation noch immer
eine Anzahl un-
ruhiger Köpfe, wel-
che allerlei aus-
regende Projekte in
die Welt setzen, um
damit die öfsentlichc
Ruhe und Ord-
nung zu stören.
Ein solches Projekt war die vom General der
Kavallerie, Graf Caprivi, glücklicherweise todt-
geschlagene Berliner Weltausstellung. Was soll

eine Weltausstellung in Berlin und welchen Nutzen
könnte sie haben?

Der staatserhaltende Leser wird sofort erkennen,
daß es sich nur um ein zivilistisches, meinetwegen
zivilisatorisches Unternehmen handelt, welches mit
der Förderung unserer Wehrhaftigkeit nichts zu
thun hat und schon aus diesem Grunde werthlos
ist. Was nützt uns die Ausstellung aller mög-
lichen Maschinen und neuen Erfindungen, wenn
keine einzige neue Kanone dabei ist? Und wenn
auf einer solchen Ausstellung die Nationen noch so
viele technische Fortschritte und Errungenschaften zu
Markte tragen — gerade das, worauf es bei uns
ganz allein ankommt: die Fortschritte in der Ge-
wehrtechnik, die Vervollkommnung der Waffen, wird
jede Nation für sich behalten, und somit beweist
das Fehlen des einzig Wichtigen, daß die ganze
Geschichte Mumpitz ist.

Wenn aber eine Sache für das Heerwesen un-
brauchbar erscheint, so kann sie auch sonst zu nichts
taugen. Man könnte allenfalls mit der Ausstellung
eine internationale Polizeikonferenz verbinden und
Erfahrungen übet die Verfolgung der Umstürzler
austauschen, aber das läßt sich ohne die Ausstellung
ebenso gut arrangiren, letztere ist also überflüssig.
Penn man endlich annehmen wollte, daß Aus-
stellungsbesucher aus polizeifrommcn Ländern, wie
Russen, Chinesen, Perser, Marokkaner unserer so-
zialistisch angehauchten Bevölkerung ein gutes Bei-
spiel darbieten würden, so wird dieser Vortheil
durch das Erscheinen von Bewohnern wilder Länder,
Franzosen, Schweizer, Engländer rc. mehr als aus-
gewogen, und es könnte die Disziplin unserer Unter-
thanen, welche der in Rußland erzielten wenig
nachgiebt, sogar gelockert werden.

Hat also die Ausstellung gar keinen Nutzen, so
zeigt sie um so mehr Nachtheile. Durch den fried-
lichen Verkehr mit Angehörigen fremder Nationen
wird der mühsam gepflegte Nationalitätsstolz unserer
Unterthanen geschwächt und denselben die Meinung
beigebracht, jenseits der Grenzen wohnten auch
Menschen, die vielleicht gar nicht beabsichtigen, Krieg
mit uns zu führen. Dadurch könnte der auf-
rührerische Gedanke der Völkerverbrüderung Nahrung
gewinnen.

Auch ist es für die Entwicklung unserer Zünfte
schädlich, wenn dem Publikum die Fortschritte der
Industrie vor Augen geführt werden. Der Glaube,
daß das Meisterstück des Jnnungsmeisters, das der-
selbe mit eigener Hand fertigte, die höchste Leistung
im Gewerbe sei, wird durch eine solche Ausstellung
erschüttert. Der Industrie an sich wird aber auch
ein zu großer Werth untergeschoben im Gegensatz
zur Landwirthschaft. Die Industrie kann für das
Heer doch nur Ausrüstungsgegenstände liefern,

während die Landwirthschaft Pferde, Kavallerie-
lieutenants und viele taugliche Rekruten liefert.
Deshalb gebührt der Landwirthschaft der Vorzug
und die Industrie hat sich nicht ungebührlich vor-
zudrängen. Rechnet man noch hinzu, daß mit einer
Weltausstellung immer ungebührlich große Menschen-
ansammlungen, Belastung des Straßenverkehrs und
ruhestörender Lärm verbunden sind, so ist gründ-
lich erwiesen, daß die Weltausstellung in Berlin
als schädlich und wcrthlos abgelehnt werden muß.

--■#-

An den Lar. -^6-

Rllmächtig, Zar, wirst du gepriesen,
Despot, Selbstherrscher bist du ja.

Die Juden hast du ausgewiescn:

Nun weise aus die Cholera.

Zur MiMärvorlage.

A. : Nach den neuesten Nachrichten scheint die
Militärvorlage keine greifbare Gestalt anzu-
nehmen ?

B. : Warten Sie es doch ab; sie wird uns
bald genug in die Tasche greifen.

Für fensationsbedürflige Repvrlcr.

Während der noch immer anhaltenden Saure-
gurkenzeit beschäftigen sich verschiedene Reporter
damit, Personalnachrichten über die Sozialdenio-
kratie zu erfinden, welche der Glaubwürdigkeit ent-
behren. Wir wollen, um letzterem Nebel abzuhelfen,
den Herren Reportern nachstehend einige Infor-
mationen geben:

— Der sozialistische Abgeordnete Frohme hat
das im Bau befindliche neue Reichstagsgebäude an-
gekaust, um eine Agitatorenschule darin zu errichten.

— Zwischen Liebknecht und Vollmar fand
ein Duell in der Hasenhaide auf Dynamitbomben
statt. Sechs Bomben wurden geworfen und rich-
teten eine ungeheure Zerstörung an. Die Duellanten
blieben unverletzt und reichten sich die Hand zur
Versöhnung.

— Der Abg. Singer unternahm eine Agi-
tationsreise ins Innere von Ostafrika, Um den
Deutschfreisinn zu bekämpfen. Es wurden ihm aber
in den meisten Negerdörfern die Säle verweigert.

— Die gefangenen Sozialdemokraten in
Plvtzensce haben einen Ansfall gemacht und sind
gegen Berlin marschirt. Sie wurden mit Waffen-
gewalt zurückgeworfen; auf beiden Seiten gab es
viele Todte und Verwundete.
 
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