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1198

Der SpielMlliin. *^4<-

MZin Lpielmann zog im Land herum,
ZM Die Klöte blies er prächtig,
Lrgötzte auch das Publikum
Nit seiner Stimme mächtig.

Tr sang von Lieb' und Lebenslust
Und weckt' auch in des Volkes Brust
Nit seinem feurigen Gesang
Den Freiheitsdrang:

„Auf, mein Volk, erwache,

Rümpfe für dein Recht!"

Lin Protz, der dieses Lied gehört,
Lmpfand darob nicht Freude,
„verdammter Rerl!" rief er empört,
„verführst mir meine Leute.

Bringst sie mit Deiner Melodie
Zur Sozialdemokratie!

Statt Gift zu träufeln in ihr Vhr,
Sing ihnen vor:

„Freund, ich bin zufrieden.

Geh' es, wie es will!""

Der Spielmann lacht ihm ins Gesicht:
„Aach L.'ch frag' ich den Teufel!"

Der Protz darauf: „Dir geht es nicht
Zum besten, sonder Zweifel.

Wohlan, dies Goldstück schenk ich Dir,
Versprichst Du, zu gehorchen mir."

Der Spielmann lachend von sich stieß
Das Gold und blies:

Auf, mein Volk, erwache,

Rümpfe für dein Recht!"

Der Pfaff that seinen Senf dazu:

„Du störriger Geselle!

Gehorchst Du nicht, mußt sicher D>l
Linst braten in der Hölle.

Wer aufzuwiegeln sich erfrecht.

Dem geht es hier und dorten schlecht."
Der Lpielmann seine Flöte greift
Und lacht und pfeift:

„Auf, mein Volk, erwache,

Rümpfe für dein Recht!"

So fuhr der wack're Lpielmann fort
Das Arbeitsvolk zu wecken.

Und «änderte von Vrt zu §>rt
In Städte, Dörfer, Klecken.

Vb ihm auch der und jener grollt:

Aicht kennt er Furcht, nicht lockt ihn Gold.
Sein Lied aus tiefem Herzen klingt,

Lr spielt und singt:

„Auf, mein Volk, erwache,

Rümpfe für dein Recht!"

Die Mndlaufe.

In Hamburg soll eines schönen Sonntag-
nachmittags bei Jan Baas Kindtaufe stattfinden.
Nachbarinnen und einige Verwandte, sammt Tauf-
pathen sind versammelt, und der Herr Pastor, nach-
dem er die schmalen Stiegen mit Hilfe eines vom
täglichen Gebrauche schwarzglänzenden Taues, an-
statt des Treppengeländers, erklommen, sich etwas
verschnauft und den Schweiß vom ehrwürdigen
Antlitze getrocknet hat, gelangt endlich dazu, die
Personalien festzustellen.

„Und wer ist der Vater des Kindes?" fragt
der fromme Mann.

„Ach, entschuldigen Sie, Herr Pastor, aber mein
Mann ist nicht hier, der fährt als Steuermann!"

„So so! Nun dann müssen tvir freilich die
heilige Handlung in Abwesenheit des Vaters an
dem Täufling vornehmen."

Und erfreut, ein so schönes Thema gefunden
zu haben, hält der „Seelenhirte" eine schwungvolle
Taufrede, in welcher er die Mühen, Drangsale und
Gefahren des Seemannsstandes schildert. „Wie
der Vater des Kindes vielleicht jetzt als Steuer-
mann sein schwaches Schifflein durch die schäumen-
den Wogen des vom wilden Sturm gepeitschten
Ozeans lenkt, hin zum heimathlichen Hafen, heim
zu seinen Lieben."

Die anwesenden Frauen sind von der schönen
Rede ganz gerührt und als der Herr Pastor nach
Beendigung seines Werkes an seinem Glase Port-
wein nippt, wie das so Sitte in Hamburg ist, uni
leutselig sich mit den Anwesenden noch etwas zu
unterhalten und sich die Kundschaft zu sichern,
wendet er sich an die Hausfrau mit der Frage:

„siAln, liebe Frau, in tvelcher Gegend unserer
Erde befindet sich jetzt wohl Ihr Mann?"

„Ach, Herr Pastor," ist die Antwort, „er fährt
auf der Alster!"

Gan; einfach.

A.: Was thäten Sie zunächst, wenn Ihr reicher
Onkel stürbe und Sie zum Universalerben bestimmt
wären?

B : Lachen I

M t t t i c n. ö

rüh Morgens, wenn die Sonne schien,
Kam eine Maid gegangen,

Mit frohem Blick und Heller Mien'

Und sanften rochen Wangen;

Das schlichte saubre Arbeitskleid
Umspann die Brust, die runde,

Als einz'gen Schmuck die liebe Maid
Ein Relklein hielt im Munde.

„Grüß Gott Dich, schöne Jungfer fein!'
„Grüß Gott," sprach sie gelassen;

Da wollt' ich nach dem Nelkelein
Mit schnellem Griffe fassen;

Sie aber bog sich stolz zurück
Mit ihrem Mund, dem rochen,

Und sprach zu mir mit strengem Blick:
„Das Rauben ist verboten!"
 
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