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1203

Da schlugen Klammenzungen aus dem Gebälk empor,

Und aus den Gluthen brachen die Schwarzen stoßweis vor;
Die Bauern zehrte langsam die qualenvolle Pein,

Die kürzte der ihren einer, er drang zur Pulverkammer ein.

Ls blitzt, — es blendet Weißlicht. Die Erde bebt im Urach.
Ls speit, als war' im Ueller die ganze Hölle wach;

Die Mauern stürzen nieder, der
Thurm kracht hinterdrein;

Ls mochten da erschlagen zwei-
hundert schwarze Leuen sein.

Dabei in Burghoftrümmern der
Geyer lag verschanzt.

Bald war er von den Uugeln
der Lündischen umtanzt.

Die Mörser und die Böller, die
sandten Keuergrnß,
Keldschlangen und Uartaunen,
sie spieen Schuß um Schuß.

Die Bresche war gerissen in
Mauer und in Thurm,

Die 8rafen und die Herren, sie
sprangen ab zum Sturm.
Sie eilten zu dein Graben, er-
klommen schnell die Wand,
Da rauschte grausig nieder der
Geyer, wo er Beute fand.

Der Schwarzen Handrohr-
büchsen, sie fehlten nicht ihr
Ziel,

Den Bünd'schen fielen nieder
der edlen Herren viel,
von Neuem krachte die Salve
den bittern Codeskuß,

In dem manch Graf, manch
Junker verhauchte den letzten
Lcheidegruß.

Sie stürzten auf die Bündler wie
Sturm und Wogenschwall,
Sie schlugen sie herunter, sie
fegten sie vom Wall;

Lin Bauer knirschte in Wunden,
im Arm den tobten Sohn;
Doch bliesen sie die Zinken
den Herrn zu Spott und
lautem Hohn.

Die Bündler schossen wüthend
auf den zerschlitzten Wall,

2ns Thal hernieder grollte ein
langer Widerhall.

Welch gräßlich wüst Getümmel, — wie furchtbar die Gefahr.
Doch fest wie Kelsen stand noch der Bauern todtgeweihte Schaar.

Lin Kähnlein roth flog droben, als wäre es verwaist,

Indeß der Bauern Rotten der Keinde Blei zerreißt;

Als das Geschütz verstummte, begann der zweite Sturm,

Die Schwarzen standen todtkühn um Klorian Geyer, ihren Thurm.

Die Herren stürmten nochmals bis in die Bresche ein,
Die Scharte auszuwetzen, — was mochte leichter sein?

Die Bauern, die verschaffen ihr letztes Pulverkorn,

Sie senkten tief die Spieße, sie rannten vor in Klammenzorn.

Sie warfen sie kopfüber in ungestümer Hast.

Sie krachten sie in den Graben, in Sand und in Morast,
Sie brachen Helm und Schädel, sie hieben sie schwerwund.
Den großen Bauernfressern versagte da zuerst ihr Mund.

Die Bündler schossen wieder auf
den zerfetzten Wall,

Ls grollte ins Thal hernieder
wie dumpfer Donnerhall;
Welch ringendes Getümmel, der
Schrecken scheucht den Aar,
Doch fest wie Kelsen stand noch
der Bauern todtgeweihte
Schaar.

Nun eine bange Pause — da,
welch ein holder Alang,
Der wunderrein und kräftig sich
in den Himmel schwang?
Das waren Würzburgs Länger,
die Schüler aus dem Dom,—
Sie waren kühn geschwommen
mit ihrer Zeit gewalt'gem
Strom.

Die Bauern lauschen stillernst
der Ihren Kreiheitssang,
Der süß und immer voller in
ihre Herzen drang.

Aus ihren Augen strahlte die
wundersame Gluth,

Ls war kein irdisch Leuchten:
so blickt der höchste Todes-
muth! —

Da scholl ein wildes Toben, es
gellte wüst Geschrei,

Zum dritten Sturme stürzte die
Lanzknechtschaar herbei;

Der Geyer gab ein Zeichen den
letzten hundert Mann,

Sie schlugen sich ungefüge hin-
durch zu einem stillen Tann.

Die Schwarzen sind vernichtet in blutigem Gefecht
Kür ihre heilige Lache und für ein ewiges Recht;

Sie sind vom Sturm zerknicket, sowie vom Blitz der Aar, —

Wie Lchwertschwang klingen jetzt noch die Lieder von der schwarzen

Schaar!

Gebt nur den Melodeien der vöglein den rechten Text,

Der vöglein, die da sangen bei Klorian wie verhext:

Die Schwarzen sind gefallen, die Rothen leben derweil.

Sie schmettern verjüngte Lieder, die heut' auf allen Gassen feil.

Der Untergang der schwarzen Schaar.

<Die Illustration ist der Volksausgabe des „Großen Deutschen VauernkriegeS" entnommen.)

Aus einer tiefen Wunde Herrn
Klorians Herzblut floß.
Ihm, der den Schwarzen allen
der treueste Genoss';

Sie haben ihn begraben, er
ward zuletzt kampfmüd,
waldvöglein sangen trauernd
sein Todtenlied aus Busch
und Ried.
 
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