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--- 1272 --

-5» Militärisches. < r~

„9 welche Lust, Zoldal zu sein!"

Zo dürfen die Deutschen singen,

Denn wer nicht siegt in des Keeres Reig'n,
Muß über die Klinge springen.

Der Posten schießt und der Lieutenant gaut

Mus die elenden Zivilisten,

rlnd wer sich zu opponiren getraut,

Darf länger sein Leven nicht friste».

Den prügelt man, vis er liegen vleiöt.

Mit flacher und scharfer Klinge —

Die Tapferkeit herrliche Vlütgen treivt!

Das ist so der Lauf dev Dinge.

GinIeder will glänzen durch Mutg und Bravour,
Gern wird der Zoldal ein Gefreiter,

Der Korporal folgt des Lieutenants Zpur
Ms muttziger Katerlandsstreiter.

M«f Keldentgaten im Frieden ist
Gerichtet der Tapferen Zinnen,

Und geht aus dem Wege der Zivilist,
Dann prügeln sie Kellnerinnen.

O welche Lust, Zoldat zu fein!

Koch stehen die Krieger in Ehren.
Dagegen, du armselig Ztaatsöürgerlcinl
Du darfst nur die Tapfern ernähren.

Kuch eine Leufelsbeschlvörung.

ie Frühlingssonne goß ihre milden Strahlen auf die grünenden Fluren,
kein Lüftchen regte sich, feierliches Schweigen auf der weiten Hoch-
ebene, unterbrochen nur durch das muntere Gezwitscher der Vögel,
in das ab und zu der Kukuk aus dem nahen Wäldchen seinen traulichen
Lockruf mischte. Allmälig belebte sich die Straße mit Bauern und Bäuerinnen,
der Kirche des nächsten Städtchens zuströmend. Ich gesellte mich zu einem
Bauern in den mittleren Jahren und knüpfte ein Gespräch mit ihm an
über das Wetter, die Obstaussichten und die bedrängten Verhältnisse der
Kleinbauern.

Er wunderte sich, daß ich die Schmerzen, die ihn drückten, so genau
kannte, er selber wie seine vielen Leidcnsgenossen trug sie mit stupider Er-
gebung, wie etwas Unabänderliches. Als ich im Gespräch den Ausruf
„Zum Teufel!" eutschlüpfeu ließ, erschrak er und bat mich um Gottcswillen,
den bösen Feind nicht zu rufen.

Ich fragte ihn, ob er denn an den Teufel glaube. Verdutzt sah er
mich an und meinte, das lernen ja schon die Kinder in der Schule, und ob
ich denn nichts von der Wemdiuger Geschichte erfahren hätte.

„Ei gewiß," war meine Antwort, „und ich will Ihnen im Vertrauen
sagen, daß ich selber im Begriffe bin, in * eine Teufelsbeschwörnng und
Teufelaustreibung vorzunehmen."

Er machte große Augen und wußte nicht, ob ich ihn foppen wollte
oder ernsthaft sprach.

„Lieber Freund," sagte ich, „der Teufel, den der Pater Aurelian aus-
trieb, ist lange nicht der schlimniste. Es gicbt viel schlimmere Teufel,
darunter einen, der mit Vorliebe in erwachsene Leute fährt und das ist der
Kapitalteufel. Die vom Kapitalteufel Besessenen zerstören das Familien-
leben der Arbeiter durch lange Arbeitszeit, Kinder- und Frauenarbeit, und
knicken den Leib und die Seele der arbeitenden Jugend. Der Kapitalteufel, den
sie im Leib habe», macht, daß sie beständig nach Millionen hungern und dürsten
und nie zu sättigen sind. Daher kümmert sie's nicht, daß Tausende brot-
los sind und in Elend verkommen, daß die Geringbcmittelten immer ärmer
werden und die kleinen Bauern immer tiefer in Schulden und Armuth ver-
sinken. Daher wälzen sie einen großen Theil der Steuerlasten, die sie von
Rechtswegen selber tragen sollten, auf die schwachen Schultern der geringen

Leute, und vertheuern das Brot, die Lebensmittel, fast Alles, was Ihr kaufen
müßt, durch indirekte Stenern und Zölle. Ja, lieber Freund, dieser Kapital-
teufel geht herum wie ein brüllender Löwe und suchet, wen er verschlinge,
und auf die Arbeiter und Bauern ist er besonders erpicht und schlingt sie
hinunter in seinen heißhungerigen Rachen. An Eurem ganzen Elend
ist der Kapitalteufel schuld."

Ich sah es meinem bäuerlichen Gefährten an, daß er mich halb und
halb verstand. Mit verschmitztem Lächeln fragte er, ob ich wirklich diesen
Teufel austreiben könnte.

„Ich allein bring's freilich nicht fertig," antwortete ich, „aber ich gehöre
einem Orden an, der schon mit ihm fertig werden wird, und wenn es
auch nicht so schnell geht, wie in Wemding, so haben wir ihn doch schon
ziemlich mürbe gemacht. Wenn Sie hören wollen, wie man den Kerl ex-
orzirt, so kommen Sie heute Nachmittag 3 Uhr in den „Goldenen Ochsen"
in die sozialdemokratische Arbeiterversammlung, wo ich mit dem bösen Feind,
anbinden will. Und hier habe ich einen gedruckten Exorzismus, den schenke
ich Ihnen." Mit diesen Worten gab ich ihm eine Landagitationsbroschüre
und verließ ihn, denn wir waren im Weichbild des Städtchens angelangt.

In der Versammlung sah ich richtig meinen Jörg, und als ich mit
meiner Rede zu Ende war, klaschte er mit seinen derben Fäusten am lau-
testen Beifall.

chcmnlle KesurouliW im Halais Konal.

(Zu unserer Beilage.)

Bss war am 12. Juli 1789; Paris war von den Zuckungen der werdenden Revolution
) bewegt. Eben war der populäre Minister Necker verabschiedet und ein volksfeindliches
d Ministerium eingesetzt worden. Das Volk strömte im Garten des Palais Royal
aufgeregt und rathlos durcheinander. Da sprang ein junger Advokat, Camille Desmoulins,
auf einen Tisch und forderte in flammender Rede das Volk auf, zu den Waffen zu greifen,
wenn es nicht gemordet werden wolle. Die Menge jauchzte dem kühnen Redner, der in der
einen Hand einen Degen, in der andern eine Pistole schwang, tausendstimmig zu. Auf
seinen Vorschlag steckte Jedermann ein grünes Blatt auf seinen Hut, damit sich die Männer
des Volkes erkannten. Man bewaffnete sich und zwei Tage darauf erfolgte der Bastillen-
sturm, mit dem eine neue Zeit anbrach und mit ihr jene große Umwälzung, die auch ihren
„ersten Apostel" Camille Desmoulins verschlang.

Verlas von % Y. w. Vietz in Stuttgart.

Bebel, A., Die mohammedanisch-arabische Kultur-
periode .M.—.50

-, Zur Lage der Arbeiter in den Bäckereien . „ 1.—

Der Kampf um den Achtstundentag . . . „ —.10

Dodel-port, Moses oder Darwin? Eine Schulfrage.

(Volksausgabe).„ 1.—

Dnlk, Albert, Gerichte. 2. Aufl.Geb. „ 1.50

Engels, Fr., Herrn Eugen Dühring's Umwälzung

der Wissenschaft.„ 2.—

-, Entwicklung des Sozialismus von der Utopie

zur Wissenschaft, nebst einem Anhang: Die alte

Markgenossenschaft. —.30

-, Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassi-
schen deutschen Philosophie.„ —.50

Gesetz, betr. die Gewerbegerichte.. —.10

Dasselbe mit Ausführungs-Verordirungeit rc. Kart. „ —.50

—, betr. Invaliditäts- u. Altersverficherung.
Texlausgabe mit Erläuterungen von Bebel und

Singer. Nebst Verordnung, die Quittungs-
karten betr.Kart. „ —.50

Krankenversicherungs-Gesetz vom i5.Juni 1883,

in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 „ 1.20
Gewerbeordnung mit erläuternden Anmerkungen

und Sachregister.Kart. „ 1.—

Henckell, Karl, Trutznachtigall. Broch. M. 1.50, Geb. „ 2.—
Houtz, Wilhelm, Freie Gedanken. Der Ring der

Ewigkeit. Beides zusammen in eleg. Prachtband . „ 1.50
Kautsk?, K., Klassengegensätze von 1789 . . . „ —.50

-, Internationale Arbeiterschutzgesetzgebung und

der Achtstundentag.. —.30

-, Irland, kulturhistorische Skizze.. —.50

Kegel, Max, Ferdinand Lassalle. Eine Biographie M.—.50

-, Lichtstrahlen der Poesie. Gedichtsammlung.

(In Prachtband). 3.50

-, Sozialdemokratisches Liederbuch. 4. verb. Allst. „ —.40

Kunert, Fritz, Soziale Weckrufe. Gedichte . . . „ —.40
Lassalle, Ferd., Reden und Schriften in Heften a „ —.20
Liebknecht, Wilhelm, Ein Blick in die Neue Welt.

Broch. M. 2.50, Geb. „ 3.—
-, Robert Blum und seine Zeit. 2. Auflage.

6 Hefte a 25 Pf., Geb. „ 2.—

-, Die Emser Depesche.. —.20

-, Volks-Fremdwörterbuch.Geb. „ 3.—

Liebknecht, Nat., Die wahrhaftige Lebensgeschichte

des Josua Davidsohn.. —.30

Lornrnel, Jesus von Nazareth. —.30

-, Johannes Huß. . „ —.25

Morgan, Die Urgesellschaft. Broch. M. 5.—, Geb. „ 7.25
Porträt-Gallerie aus der französ. Revolution „ —.40
Porträts von Marx, Lassalle, Hasenclever,

Kaiser und Kräcker.a „ —.25

Porträts von Marx und Engels (Ausgabe Scheu) a „ —.50
Protokoll des Internationalen Arbeiter-

kongreffes zu Paris.„ —.25

Protokoll des Kongresses zu Halle a. S. . . „ —.50
Protokoll des Kongresses zu Erfurt . . . . „ —.60

Internationale ViMotgek. I. Serie. (

93b. l. Aveling, Die Darwinsche Theorie. 2.Aufl. M. 2.—
„ 2. K. Kautsky, Marx' GekonornischeLehren „ 2 —

33b. 3. Köhler, Weltschöpfung und weltunter- Geb.

gang.M. 3 50

„ 4. Die ländliche Arbeiterfrage. 2. Aufl. . „ 2.—

„ 5. K. Kautsky, Thomas More.. 2.50

„ 6. A. Bebel, Charles Fourier.„ 2.50

„ 7. Max Schippe!, Das moderne Elend.

(Vergriffen).„ 2.—

„ 8. I. Stern, Die Philosophie Spinozas . „ 1.50
„ 9. A. Bebel, Die Frau und der Sozialismus „ 2.50
„10. Lissagaray, Die Geschichte der Kom-
mune von 1871.„ 3.—

„ ll. F. Engels, Der Ursprung der Familie „ 1.50
„ 12. Karl Marx, Das Elend der Philosophie „ 2.—

Internationale Vibliotgek. II. Serie.

33b. l. Wilhelm Blos, Die französische Revo-

lution. Reich illustrirt . Broch. M. 4.— M. 5.50
Auch in 20 Heften a 20 Pf. zu beziehen.

„ 2. R. Bommeli, Die Geschichte der Erde.

Reich illustrirt .... Broch. M. 4.40 „ 5.90
Auch in 22 Heften ä 20 Pf. zu beziehen.

„ 3. vr. W. Zimmer man n's Großer deutscher

Bauernkrieg. Reich illustr. Broch. M. 5.20 „ 6.70
Auch in 26 Heften a 20 Pf. zu beziehen.

„ 4. vr.Bernhard Langkavel, Der Mensch

und seine Rassen. Illustr. Broch. M. 4.— „ 5.60
Auch in 20 Heften ä 20 Pf. zu beziehen.

Im Erscheinen begriffen ist:

„ 5. Wilhelm Blos, Die deutsche Revolution.

Erscheint in ca. 22 reich illustrirten Heften L 20 Pf.

Verantwortlich für die Redaktion: Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag: I. H. W Dietz in Stuttgart.
 
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