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^c- Die AeöeHeugung ist des Mannes Hre.
®ie Wahrheit, die sich deinem Geist entschleiert,
was dn erkannt als trefflich nnd als gut.
Sollst du, von edler Gluth und Kraft befeuert,
Bekennen frei, und galt' es Gut und Blut.
Gb flott iin Sonnenschein dein Schifflein steuert,
Gb Sturm und Wetter, Lbbe oder Lluth:
Der beste Komxatz auf dem Lebensmeere,
Die Ueberzeugung, ist des Mannes Ehre.
Gesinnungsreinheit, Ueberzeugungstreue
Brach der Kultur und bricht ihr immer Bahn.
Sie führt zum Siege stets das Beff're, Neue
Und schlägt in Flucht das Unrecht und den Wahn.
Der ist der beste lfelö, der wahre Freie,
Der ungebeugten bjauxtes stürmt voran.
Den zpfad zu ebnen einer neuen Lehre, —
Die Ueberzeugung ist des Mannes Lhre.
Der Bauer und die Tauben.
geräumigen und bequemen Taubenschlag errichtet und erlaubte ihnen,
nach Belieben von seinen Feldern Nahrung zu holen.
Eines Tages ereignete es sich, daß es dem Bauer vorkam, als
wenn mit seinen vielen
Tauben etwas nicht
recht in Ordnung wäre.
Einige derselben wa-
ren übermäßig fett und
vollblütig und sie hat-
ten Bäuche wie ein
Pfäfflein; wegen ihrer
Schwere konnten sie
nicht mehr gut fliegen.
Das waren aber die
Wenigeren. Die größere
Anzahl der Tauben war
mager und ausgemer-
gelt, die Federn neigten
sich bei ihnen schlaff
nach abwärts und sie
hatten kaum genug
Fleisch, daß es für einen
Hungrigen der Mühe
werth gewesen wäre,
sich mit ihren Knochen
zu beschäftigen.
Und da war der
Bauer sehr erstaunt
und betrübt, und er
wollte doch gar zu gerne wissen,
>vas denn eigentlich mit seiner
Taubenkolonie los sei. Des-
halb berief er seine Nachbarn
zusammen und darunter waren
sehr „gelehrte Häuser." Diese
sollten ihm das merkwürdige
Räthsel lösen.
Und da ergriff nun ein „gelehrtes Halls" das Wort und sagte:
„Siehe, die Sache ist nämlich die: die Tauben vermehren sich zu stark;
sie vermehren sich in viel stärkerem Maße als die Nahrungsmittel
und somit ist die Bevölkerung der Tauben zu groß im Berhältniß zu
den Feldern, von denen sie Nahrung picken dürfen."
Und null kam aber gleich ein anderes, ebenso „gelehrtes Haus,"
und das sagte dem Bauer, daß die schlechten Zustände in der Tauben-
kolonie einfach daher rühren, weil zu viel an Nahrungsmitteln für
sie produzirt wird. Die Juden aber speichern die Borräthe auf, statt
sie zu billigem Preise abzugebcn; deshalb könnten sich nur wenige
Tauben satt essen, — und das ist die Ursache des Uebelstandes, so
rief würdevoll das „gelehrte Haus" Nr. 2.
Und der Bauer schüttelte den Kopf. Und dann sah er die wenigen
fetten Tauben an, und dann wieder die vielen mageren. Und dann
schüttelte er erst recht stark den Kopf. Auf einmal wurde er wild.
Und er nahm seinen Dreschflegel und trieb jene beiden „gelehrten
Häuser" zum Hause hinaus.
Jetzt erhob sich ein anderer von den weisen Männern und der
sprach so klug und so salbungsvoll und so sittlich ernst und auch so
langweilig, wie ein leibhaftiger Leitartikel der „Kreuzzeitung." Und
dieser bewies nun Alles und Nichts. Und er redete solch' schönen
Sumnrs, daß den: Bauer ivard so dumm, als ging ihin ein Mühlrad im
Kopf herum. „Und einerseits, ja, herrscht Ueberbevölkerung
da, das ist klar; und andererseits auch Ueberproduktion,
das ist wahr!" So der weise Mann.
Und der Bauer zuckte schmerzlich zusammen und ward wüthend.
Der iveise Mann aber vertraut auf sein dickes Fell und führt fort:
„Und einerseits haben sie Grund zu klagen, die mageren Tauben,
das will ich erlauben; doch andererseits soll zu murren nicht wagen
die rebellische Brut; denn's macht sich nicht,gut. Die Mageren ließen
an Fleiß es wohl fehlen; ich will's nicht verhehlen. Sie waren zu
^c- Die AeöeHeugung ist des Mannes Hre.
®ie Wahrheit, die sich deinem Geist entschleiert,
was dn erkannt als trefflich nnd als gut.
Sollst du, von edler Gluth und Kraft befeuert,
Bekennen frei, und galt' es Gut und Blut.
Gb flott iin Sonnenschein dein Schifflein steuert,
Gb Sturm und Wetter, Lbbe oder Lluth:
Der beste Komxatz auf dem Lebensmeere,
Die Ueberzeugung, ist des Mannes Ehre.
Gesinnungsreinheit, Ueberzeugungstreue
Brach der Kultur und bricht ihr immer Bahn.
Sie führt zum Siege stets das Beff're, Neue
Und schlägt in Flucht das Unrecht und den Wahn.
Der ist der beste lfelö, der wahre Freie,
Der ungebeugten bjauxtes stürmt voran.
Den zpfad zu ebnen einer neuen Lehre, —
Die Ueberzeugung ist des Mannes Lhre.
Der Bauer und die Tauben.
geräumigen und bequemen Taubenschlag errichtet und erlaubte ihnen,
nach Belieben von seinen Feldern Nahrung zu holen.
Eines Tages ereignete es sich, daß es dem Bauer vorkam, als
wenn mit seinen vielen
Tauben etwas nicht
recht in Ordnung wäre.
Einige derselben wa-
ren übermäßig fett und
vollblütig und sie hat-
ten Bäuche wie ein
Pfäfflein; wegen ihrer
Schwere konnten sie
nicht mehr gut fliegen.
Das waren aber die
Wenigeren. Die größere
Anzahl der Tauben war
mager und ausgemer-
gelt, die Federn neigten
sich bei ihnen schlaff
nach abwärts und sie
hatten kaum genug
Fleisch, daß es für einen
Hungrigen der Mühe
werth gewesen wäre,
sich mit ihren Knochen
zu beschäftigen.
Und da war der
Bauer sehr erstaunt
und betrübt, und er
wollte doch gar zu gerne wissen,
>vas denn eigentlich mit seiner
Taubenkolonie los sei. Des-
halb berief er seine Nachbarn
zusammen und darunter waren
sehr „gelehrte Häuser." Diese
sollten ihm das merkwürdige
Räthsel lösen.
Und da ergriff nun ein „gelehrtes Halls" das Wort und sagte:
„Siehe, die Sache ist nämlich die: die Tauben vermehren sich zu stark;
sie vermehren sich in viel stärkerem Maße als die Nahrungsmittel
und somit ist die Bevölkerung der Tauben zu groß im Berhältniß zu
den Feldern, von denen sie Nahrung picken dürfen."
Und null kam aber gleich ein anderes, ebenso „gelehrtes Haus,"
und das sagte dem Bauer, daß die schlechten Zustände in der Tauben-
kolonie einfach daher rühren, weil zu viel an Nahrungsmitteln für
sie produzirt wird. Die Juden aber speichern die Borräthe auf, statt
sie zu billigem Preise abzugebcn; deshalb könnten sich nur wenige
Tauben satt essen, — und das ist die Ursache des Uebelstandes, so
rief würdevoll das „gelehrte Haus" Nr. 2.
Und der Bauer schüttelte den Kopf. Und dann sah er die wenigen
fetten Tauben an, und dann wieder die vielen mageren. Und dann
schüttelte er erst recht stark den Kopf. Auf einmal wurde er wild.
Und er nahm seinen Dreschflegel und trieb jene beiden „gelehrten
Häuser" zum Hause hinaus.
Jetzt erhob sich ein anderer von den weisen Männern und der
sprach so klug und so salbungsvoll und so sittlich ernst und auch so
langweilig, wie ein leibhaftiger Leitartikel der „Kreuzzeitung." Und
dieser bewies nun Alles und Nichts. Und er redete solch' schönen
Sumnrs, daß den: Bauer ivard so dumm, als ging ihin ein Mühlrad im
Kopf herum. „Und einerseits, ja, herrscht Ueberbevölkerung
da, das ist klar; und andererseits auch Ueberproduktion,
das ist wahr!" So der weise Mann.
Und der Bauer zuckte schmerzlich zusammen und ward wüthend.
Der iveise Mann aber vertraut auf sein dickes Fell und führt fort:
„Und einerseits haben sie Grund zu klagen, die mageren Tauben,
das will ich erlauben; doch andererseits soll zu murren nicht wagen
die rebellische Brut; denn's macht sich nicht,gut. Die Mageren ließen
an Fleiß es wohl fehlen; ich will's nicht verhehlen. Sie waren zu