-E- Beilage zum „Magren Zacoü" Lr. 159.
Der neue Göh von Berlichingen. ^
>s rieselt kalt den Kücken euch hinunter,
Ihr seid betreten oder gar verdutzt,
Weil euer Heros genial und munter
Eier Wort von Goethe stch znrechtgrstuht?
Weil Rum er goh irr seine Limonade,
Weil seines Zornes Flamme blakt und raucht,
Weil er die etwas kräftige Tiradr
Des Ritter Göh: „Sir sollen mich-"gebraucht?
Und war es etwa nicht rin Bild ;mn Malen,
Als sich die Szene wandelte im Nn,
Als er den dienstkefliff'nen Liberalen
Den Lausxah gab und einen Tritt dazu?
Man sagt nicht gern, wohin er sie geirrten,
Der „grohe Mann," mit seinem Eisrnsuh,
Doch hat zur Kirnreh er auch he gebeten:
„Sie sollen mich-" das war der Scheidegrnh.
Warum, ihr Herrn, von Staunen sngewandelt,
Weil er so offen von der Leber spricht?
Hat er nicht stets nach diesem Wort gehandelt,
War's dir Devise seiner Laufbahn nicht?
Hat er nicht stets den Hohn gefügt zum Schaden
Für jeden Schwärmer, der stch ihm verband?
Wen hat er nicht zur Kirmrh eingeladerr»
Gleich Goethr's Ritter mit der Eisenhand?
Vorr Allen, die zu seinem Dienst erschienen,
Die stch begaben in die harte Frohn,
Lieh willig er und huldvoll stch bedienen,
Doch wehe ihnen, forderten ste Lohn!
Im Aug' zerdrückten ste dir „Mannesthränr,"
Als ste ihr Meister höhnisch angefaucht;
„Sir follen mich-" warf Perey in die Zähne
Der ganzen Rechten, als er ste verbraucht.
Und ging's dem Manne mit dem grohen Mrffrr,
Dem eines Zukunftsdichters Ruhm erblüht»
Ging's unferm Freunde Eugen etwa bester,
Als redlich er im Dienste stch gemüht?
Auch er vernahm in einer dunklen Stunde
Als Lohn der Treue das fatale Wort,
Das unvrrgrhliche, aus hohem Munde;
„Er foll mich-," hietz es hier wie dort.
Nur feinen besten Feinden, nur der: Rothen»
Die ewig standen in den Wanderfchnhn,
Hat rr's wohlweislich nieinals angeboten,
Ihn: diesen letzten Liebesdienst zu thnn.
Uns freilich war für ihn das Wort geläufig,
Als auf der Zinne er noch stand der Macht;
In unfern Hellen Haufen haben häufig
Ganz wie der Ritter Göh auch wir gedacht.
—-•>* Die Patrioten. *<-
/VH brach der mächtige Deind herein,
Der Dreien Würg zu berennen,
Änd ringsum sah man in loderndem Schein
Die ärmlichen Lütten brennen.
Ls flohen tief in des Waldes Wacht
Dhn' Dböach Weiber und Kinder,
Die Männer stellten sich kühn zur Schlacht,
Die streitbare Jugend nicht minder.
Sie dachten nicht an ihr Leben und Würf,
Sie fürchteten kein Verderben,
Sie wollten die Dreiheit, das köstlichste (&»(,
Ärhalten stch oder sterben.
So stürmten ste stch in das Kampfgewühl,
Den Siegespreis jit gewinnen,
Und ob manch tapferer Kämpfer fiel,
Sie trieben den Deind von hinnen.
Wohl ist der Waden mit Wink gedüngt,
Und tausend Thränen rannen,
Sie haben die alte Dreiheit verjüngt
Die todesmuthigen Wannen.
Doch kommen nicht die Voeten gerannt,
Du stngen und preisen die Todten,
Die stch geopfert für's Vaterland
Als edelste Patrioten;
Äs steht auch kein ehernes Denkmal da,
Die Wachwelt auf ste m verweisen —
Äs sind ja nur Reger in Afrika,
Die kämpften gegen die Deutschen!
Juristisches.
in Staatsanwalt hat h er-
ausgefnnden, daß sozial-
demokratische Zeugen
meineidsverdächtig und
daher nicht glaubwürdig
sind.
Wie steht es aber nun
mit den nichtsozial-
dcmokratischen Zeugen? Sind die glaubwürdig?
Keinesfalls, denn der Umstand, daß Einer nicht
Sozialdemokrat ist, beweist gar nichts für seine
Wahrheitsliebe. Schon der Stammvater von Israel,
der alte Jakob, hat gelogen, als er sich die erste
Hypothek auf das väterliche Anwesen sichern wollte.
Und Jakob war kein Sozialdemokrat, sondern ein
großer Agrarier und Viehzüchter. Können nach
diesem Vorbild die Agrarier noch glaubhafte Zeugen
abgeben?
Und wie stand es mit Petrus? Hat er nicht
bei der Gerichtsverhandlung gegen Jesus Christus
wider besseres Wissen behauptet, er kenne den Men-
schen nicht? Petrus war kein Sozialdemokrat,
sondern ist noch heute als Schlüsselbcwahrcr der
Ultramontanen geehrt und hat sogar einen Stell-
vertreter in Roni. Wenn er gelogen hat, wie
können seine Verehrer, die Ultramontanen, als
glaubwürdig gelten? Ein strenger Staatsanwalt
darf keinen Ultramontanen als Zeugen znlasscn.
Als Kaiser Nero sich den harmlosen Scherz er-
laubt hatte, die Stadt Rom anzuzünden, logen die
Höflinge und die öffentlichen Ankläger der Welt
vor, die Christen seien es gewesen, und auf diese
falschen Zeugnisse hin wurden zahlreiche Prozesse
ä la Buschhoff angestrengt. Ein scharfsinniger Staats-
anwalt wird hieraus die geeigneten Konsequenzen
zu ziehen wissen.
Der nationalliberale Parteiführer Hermann der
Cherusker machte es nicht besser; er log den Römern
vor, er sei ihr Bundesgenosse, lockte sie in den
Teutoburger Wald und ließ sie abmnrkscn. Und
dieser Mensch wird in seiner Partei durchaus nicht
mit Abscheu genannt, sondern sogar gerühmt und
verherrlicht. Wie cs unter solchen Umständen mit
der Glaubwürdigkeit eines Nationalliberalen bestellt
ist, bedarf keiner Schilderung.
Wenn hier weiter ausgefnhrt werden sollte,
was seit jener Zeit noch alles gelogen wurde —
und zwar immer von Nicht-Sozialdemo-
kraten! — dann müßte der „Wahre Jacob" mit
12 Extrabeilagen erscheinen. Daher sei nur bei-
spielsweise erwähnt, daß im vorigen Jahrhundert
Friedrich der Zweite den „Gazetten" in Preußen
die Preßfreiheit znsicherte, die sie heute noch nicht
haben; daß Louis Napoleon der französischen Republik
den Eid der Treue leistete und daß Bismarck die
Einser Depesche redigirte und die Attentate von Hödel
und Nobiling den Sozialdemokraten znschrieb. Fügen
wir diesen Leistungen von Nicht-Sozialdemokraten hin-
zu, daß auch Stöcker kein Sozialdemokrat ist, so
dürfte der geschichtliche Nachweis seststehcn, daß von
Adam und Eva an, welche ihre vegetarische Aepfclkost
ableugneten, bis auf heutigen Tag die Nicht-
Sozialdemokraten sich viel weniger glaubwürdig
erwiesen haben, als die Sozialdemokraten.
Ein Staatsanwalt, welcher das Zcugniß der
letzteren verwirft, wird den ersteren also gewiß
keinen Glauben beimessen können. Die gerichtliche
Zeugniß-Ablegung sollte daher auf Lockspitzel,
Denunzianten und Kronzeugen beschränkt werden,
welche bekanntlich nie gelogen haben.
Aus der Inflruktiousflunde.
Korporal: Was muß der Soldat thun, wenn
die Konsignirung des Militärs in den Kasernen an
einem Sonntage Plötzlich befohlen wird?
Soldat: Aergern muß er sich.
Der neue Göh von Berlichingen. ^
>s rieselt kalt den Kücken euch hinunter,
Ihr seid betreten oder gar verdutzt,
Weil euer Heros genial und munter
Eier Wort von Goethe stch znrechtgrstuht?
Weil Rum er goh irr seine Limonade,
Weil seines Zornes Flamme blakt und raucht,
Weil er die etwas kräftige Tiradr
Des Ritter Göh: „Sir sollen mich-"gebraucht?
Und war es etwa nicht rin Bild ;mn Malen,
Als sich die Szene wandelte im Nn,
Als er den dienstkefliff'nen Liberalen
Den Lausxah gab und einen Tritt dazu?
Man sagt nicht gern, wohin er sie geirrten,
Der „grohe Mann," mit seinem Eisrnsuh,
Doch hat zur Kirnreh er auch he gebeten:
„Sie sollen mich-" das war der Scheidegrnh.
Warum, ihr Herrn, von Staunen sngewandelt,
Weil er so offen von der Leber spricht?
Hat er nicht stets nach diesem Wort gehandelt,
War's dir Devise seiner Laufbahn nicht?
Hat er nicht stets den Hohn gefügt zum Schaden
Für jeden Schwärmer, der stch ihm verband?
Wen hat er nicht zur Kirmrh eingeladerr»
Gleich Goethr's Ritter mit der Eisenhand?
Vorr Allen, die zu seinem Dienst erschienen,
Die stch begaben in die harte Frohn,
Lieh willig er und huldvoll stch bedienen,
Doch wehe ihnen, forderten ste Lohn!
Im Aug' zerdrückten ste dir „Mannesthränr,"
Als ste ihr Meister höhnisch angefaucht;
„Sir follen mich-" warf Perey in die Zähne
Der ganzen Rechten, als er ste verbraucht.
Und ging's dem Manne mit dem grohen Mrffrr,
Dem eines Zukunftsdichters Ruhm erblüht»
Ging's unferm Freunde Eugen etwa bester,
Als redlich er im Dienste stch gemüht?
Auch er vernahm in einer dunklen Stunde
Als Lohn der Treue das fatale Wort,
Das unvrrgrhliche, aus hohem Munde;
„Er foll mich-," hietz es hier wie dort.
Nur feinen besten Feinden, nur der: Rothen»
Die ewig standen in den Wanderfchnhn,
Hat rr's wohlweislich nieinals angeboten,
Ihn: diesen letzten Liebesdienst zu thnn.
Uns freilich war für ihn das Wort geläufig,
Als auf der Zinne er noch stand der Macht;
In unfern Hellen Haufen haben häufig
Ganz wie der Ritter Göh auch wir gedacht.
—-•>* Die Patrioten. *<-
/VH brach der mächtige Deind herein,
Der Dreien Würg zu berennen,
Änd ringsum sah man in loderndem Schein
Die ärmlichen Lütten brennen.
Ls flohen tief in des Waldes Wacht
Dhn' Dböach Weiber und Kinder,
Die Männer stellten sich kühn zur Schlacht,
Die streitbare Jugend nicht minder.
Sie dachten nicht an ihr Leben und Würf,
Sie fürchteten kein Verderben,
Sie wollten die Dreiheit, das köstlichste (&»(,
Ärhalten stch oder sterben.
So stürmten ste stch in das Kampfgewühl,
Den Siegespreis jit gewinnen,
Und ob manch tapferer Kämpfer fiel,
Sie trieben den Deind von hinnen.
Wohl ist der Waden mit Wink gedüngt,
Und tausend Thränen rannen,
Sie haben die alte Dreiheit verjüngt
Die todesmuthigen Wannen.
Doch kommen nicht die Voeten gerannt,
Du stngen und preisen die Todten,
Die stch geopfert für's Vaterland
Als edelste Patrioten;
Äs steht auch kein ehernes Denkmal da,
Die Wachwelt auf ste m verweisen —
Äs sind ja nur Reger in Afrika,
Die kämpften gegen die Deutschen!
Juristisches.
in Staatsanwalt hat h er-
ausgefnnden, daß sozial-
demokratische Zeugen
meineidsverdächtig und
daher nicht glaubwürdig
sind.
Wie steht es aber nun
mit den nichtsozial-
dcmokratischen Zeugen? Sind die glaubwürdig?
Keinesfalls, denn der Umstand, daß Einer nicht
Sozialdemokrat ist, beweist gar nichts für seine
Wahrheitsliebe. Schon der Stammvater von Israel,
der alte Jakob, hat gelogen, als er sich die erste
Hypothek auf das väterliche Anwesen sichern wollte.
Und Jakob war kein Sozialdemokrat, sondern ein
großer Agrarier und Viehzüchter. Können nach
diesem Vorbild die Agrarier noch glaubhafte Zeugen
abgeben?
Und wie stand es mit Petrus? Hat er nicht
bei der Gerichtsverhandlung gegen Jesus Christus
wider besseres Wissen behauptet, er kenne den Men-
schen nicht? Petrus war kein Sozialdemokrat,
sondern ist noch heute als Schlüsselbcwahrcr der
Ultramontanen geehrt und hat sogar einen Stell-
vertreter in Roni. Wenn er gelogen hat, wie
können seine Verehrer, die Ultramontanen, als
glaubwürdig gelten? Ein strenger Staatsanwalt
darf keinen Ultramontanen als Zeugen znlasscn.
Als Kaiser Nero sich den harmlosen Scherz er-
laubt hatte, die Stadt Rom anzuzünden, logen die
Höflinge und die öffentlichen Ankläger der Welt
vor, die Christen seien es gewesen, und auf diese
falschen Zeugnisse hin wurden zahlreiche Prozesse
ä la Buschhoff angestrengt. Ein scharfsinniger Staats-
anwalt wird hieraus die geeigneten Konsequenzen
zu ziehen wissen.
Der nationalliberale Parteiführer Hermann der
Cherusker machte es nicht besser; er log den Römern
vor, er sei ihr Bundesgenosse, lockte sie in den
Teutoburger Wald und ließ sie abmnrkscn. Und
dieser Mensch wird in seiner Partei durchaus nicht
mit Abscheu genannt, sondern sogar gerühmt und
verherrlicht. Wie cs unter solchen Umständen mit
der Glaubwürdigkeit eines Nationalliberalen bestellt
ist, bedarf keiner Schilderung.
Wenn hier weiter ausgefnhrt werden sollte,
was seit jener Zeit noch alles gelogen wurde —
und zwar immer von Nicht-Sozialdemo-
kraten! — dann müßte der „Wahre Jacob" mit
12 Extrabeilagen erscheinen. Daher sei nur bei-
spielsweise erwähnt, daß im vorigen Jahrhundert
Friedrich der Zweite den „Gazetten" in Preußen
die Preßfreiheit znsicherte, die sie heute noch nicht
haben; daß Louis Napoleon der französischen Republik
den Eid der Treue leistete und daß Bismarck die
Einser Depesche redigirte und die Attentate von Hödel
und Nobiling den Sozialdemokraten znschrieb. Fügen
wir diesen Leistungen von Nicht-Sozialdemokraten hin-
zu, daß auch Stöcker kein Sozialdemokrat ist, so
dürfte der geschichtliche Nachweis seststehcn, daß von
Adam und Eva an, welche ihre vegetarische Aepfclkost
ableugneten, bis auf heutigen Tag die Nicht-
Sozialdemokraten sich viel weniger glaubwürdig
erwiesen haben, als die Sozialdemokraten.
Ein Staatsanwalt, welcher das Zcugniß der
letzteren verwirft, wird den ersteren also gewiß
keinen Glauben beimessen können. Die gerichtliche
Zeugniß-Ablegung sollte daher auf Lockspitzel,
Denunzianten und Kronzeugen beschränkt werden,
welche bekanntlich nie gelogen haben.
Aus der Inflruktiousflunde.
Korporal: Was muß der Soldat thun, wenn
die Konsignirung des Militärs in den Kasernen an
einem Sonntage Plötzlich befohlen wird?
Soldat: Aergern muß er sich.