DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8373#0158
- 1314 --
Das Wilisterheer.
enn Abenös öie Schatten sich senken,
Da sitzen herunr in den Schenken
Philister bei Tabak und Bier.
Dazu sie nrit Eifer berathen,
wie inan die Sozialdemokraten
Vernichte aus beste Manier.
Der Line ist antisemitisch,
Der stellt sich recht weise und kritisch
And munkelt von jüdischem Geld.
Lr möchte die Juden verzehren
And damit den Rothen auch wehren,
Und schlägt aus den Tisch wie ein Helö.
Daneben ein Liberaler,
Der flüstert: „Ich bin kein Prahler
Von Freiheit und Volksrecht mehr;
wird viel durch Gesetz auch verboten,
Der sicherste Schutz vor den Rothen
Bleibt immer das Militär."
Der Schwarze betonet mit Strenge:
„Ls ist für die große Menge
Das beste die Airche allein!
Die hier oft nichts haben zu beißen,
Die muß man auf's Jenseits verweisen,
wo Niemand mehr hungrig wird sein."
„Daneben zu treuer Gesinnung
Erziehet das Volk nur die Innung,"
So äußert ein Meister der Zunft.
Drum bändigen muß man die Geister,
Und einzig der zünftige Meister
Sei Inbegriff aller Vernunft."
Die Sozialisten, sie sehen,
weitschauend nach sonnigen Höhen,
Der künftigen Tage Glück.
Sie schreiten voll Muth ihre Bahnen
Mit freudigem Siegesahnen,
Philister nur bleiben zurück. «.«.
—Zivilisation. K~-
^US Afrika kommt eine graute Mir,
Man wünscht, baß nur ein böser Traum sie war'!
In einem Regerreich siht ein Despot,
Deß Nreube einzig andrer Menschen Tob.
Mit eigner Land ats DVerschtachtermeister
Refördert er sie in bas Reich ber Geister,
Die Unglückseligen, die Vaar um Vaar
öderbeischteppt seiner Schergen rohe Schaar.
So zahlreich hat bie Dpfer er erfaßt,
Daß ragt aus einei» Rlutsee fein Valaff.
Vor dem VaKaff ein Denkmal ist errichtet,
Aus taufend bleichen Schädeln aufgeschichtet,
Und sie verkünden alle, hohl und kahl,
Vas ber Despot an Glück und Leben stahl.
And den Philister schaudert es; er spricht:
Gottlob! die Greuel kennt man bei uns nicht! —
D blinder Thor mit Sprüchlein leer und schal,
Kennst du nicht den Despoten Kapital,
Der täglich grimm die scharfe Lense schwingt
Und Tausende zum jähen Tode bringt?
Da bleichen sic, bie in der besien Kraft
Die sausende Maschine weggerafft;
Da lagen sie in ungezählten Reih'n,
Der junger fraß das Mark aus ihrem Rein;
Da liegen sie, öie Tlend trieb und Roth
Vorzeitig in den selbsigewählten Tob;
Da liegt beim Manne todt das Weib, bas Kind,
Wie von dem Moloch sie verschlungen sind.
Vhilister mit dem blöden Angesicht,
Siehst du die Toöten denn noch immer nicht?
Willst du die Schädel auf einander schichten,
So kannst ein Riesendenkmal du errichten,
Zehnmal so hoch, wie jenes, bas man sah
Reim Regersürsten tief in Afrika.
Ts sollte steh'n, dem Menschenthmn zum övohn,
Im Mittelpunkt der Zivilisation;
Manch' Tiner sähe erst zu dieser Nriff
Die Zivilisation — so wie sie ist!
Ms den „Briefen neuer Dunkelmänner!'
Theurer Bruder!
ch bin im siebten Himmel
vor Entzücken. Wir ha-
ben Vogel abge-
schossen. Wie wird
sich Eugen Richter
ärgern, daß wir ihn
übertrumpft haben.
Bald werden die
oberen Zehntausend
vor uns auf den
Knien liegen und
Caprivi wird uns die
Jesuiten aus dem
Präsentirteller ent-
gegenbringen, denn
was wollen seine armseligen
Unteroffiziersprämien besagen
gegen die antisozialdemo-
kratische Akademie, die
wir in M.-Gladbach gründen und welche der
Sozialdemokratie unfehlbar den Garaus machen
wird. Ich sehe schon die Zeit, wo Pindter die
Germania redigiren und diese offiziöses Regierungs-
blatt sein wird.
Eine antisozialdemokratische Universi-
tät, prächtige Idee, cs ist nur der Anfang vom
Ende der ganzen verdammten liberalen Wissenschaft,
ich sehe einer kohlrabenschwarzen Zukunft engegcn,
das zwanzigste Jahrhundert gehört uns, uns, uns.
Ich sehe schon im Geiste voraus, wie der Pater
Aurelian, der Teufelsaustreiber, im Triumph als
Geheimer Medizinalrath und Dekan der medizinischen
Fakultät in Berlin einziehen wird, in allen Apotheken
wird Lourdeswasser als Universalmedizin feilgeboten
werden. Die Unteroffiziere werden in ihrem Patent
zu Stellvertretern Gottes ernannt, die Schulen werden
in Klöster verwandelt werden, die Oberstaatsanwälte
werden Großinquisitoren heißen und das Ablaß-
geschäft wird die blühendste Industrie sein; ich habe
schon einen vollständigen Tarif ausgearbeitct.
Hei, wie werden wieder die Scheiterhaufen zum
Himmel züngeln und der Bebel soll der erste sein,
der dran kommt.
Du wirst gelesen haben, lieber Bruder, daß die
Akademie am 20. September eröffnet wird. Im
Vertrauen gesagt, ich habe Aussicht, auf einen
Lehrstuhl berufen zu werden und habe mir schon
für verschiedene Fächer Skizzen gemacht. Z. B. Ge-
schichte der Sozialdemokratie. Die soziale
Frage ist uralt. Adam war der erste Verführte. Der
Baum der Erkcnntniß war die sozialdemokratische
Lehre. Der Teufel, als Schlange verkappt, verführte
ihn, davon zu nehmen, woran man sieht, daß die
Sozialdemokratie vom Teufel stammt. Als Adam
und Eva die Frucht genossen, wußten sie erst, daß
sie nackt waren, vorher waren sie nackt, aber sie
wußten es nicht — so wie die Arbeiter erst über ihre
Entbehrungen zum Bewußtsein erwachen, wenn sie
von den Sozialdemokraten aufgeklärt werden. Auf
Grund des Sozialistengesetzes wurden Adam und
Eva aus dem Paradies ausgewiesen und nahmen
nichts mit als die sozialdemokratische Erbsünde.
Eine weitere Probe: Die besten Mittel zur
Bekämpfung der Sozialdemokratie. 1. Der
Dreschflegel. Er ist das schlagendste Argument, über
das wir verfügen. Es trifft sich daher gut und
Das Wilisterheer.
enn Abenös öie Schatten sich senken,
Da sitzen herunr in den Schenken
Philister bei Tabak und Bier.
Dazu sie nrit Eifer berathen,
wie inan die Sozialdemokraten
Vernichte aus beste Manier.
Der Line ist antisemitisch,
Der stellt sich recht weise und kritisch
And munkelt von jüdischem Geld.
Lr möchte die Juden verzehren
And damit den Rothen auch wehren,
Und schlägt aus den Tisch wie ein Helö.
Daneben ein Liberaler,
Der flüstert: „Ich bin kein Prahler
Von Freiheit und Volksrecht mehr;
wird viel durch Gesetz auch verboten,
Der sicherste Schutz vor den Rothen
Bleibt immer das Militär."
Der Schwarze betonet mit Strenge:
„Ls ist für die große Menge
Das beste die Airche allein!
Die hier oft nichts haben zu beißen,
Die muß man auf's Jenseits verweisen,
wo Niemand mehr hungrig wird sein."
„Daneben zu treuer Gesinnung
Erziehet das Volk nur die Innung,"
So äußert ein Meister der Zunft.
Drum bändigen muß man die Geister,
Und einzig der zünftige Meister
Sei Inbegriff aller Vernunft."
Die Sozialisten, sie sehen,
weitschauend nach sonnigen Höhen,
Der künftigen Tage Glück.
Sie schreiten voll Muth ihre Bahnen
Mit freudigem Siegesahnen,
Philister nur bleiben zurück. «.«.
—Zivilisation. K~-
^US Afrika kommt eine graute Mir,
Man wünscht, baß nur ein böser Traum sie war'!
In einem Regerreich siht ein Despot,
Deß Nreube einzig andrer Menschen Tob.
Mit eigner Land ats DVerschtachtermeister
Refördert er sie in bas Reich ber Geister,
Die Unglückseligen, die Vaar um Vaar
öderbeischteppt seiner Schergen rohe Schaar.
So zahlreich hat bie Dpfer er erfaßt,
Daß ragt aus einei» Rlutsee fein Valaff.
Vor dem VaKaff ein Denkmal ist errichtet,
Aus taufend bleichen Schädeln aufgeschichtet,
Und sie verkünden alle, hohl und kahl,
Vas ber Despot an Glück und Leben stahl.
And den Philister schaudert es; er spricht:
Gottlob! die Greuel kennt man bei uns nicht! —
D blinder Thor mit Sprüchlein leer und schal,
Kennst du nicht den Despoten Kapital,
Der täglich grimm die scharfe Lense schwingt
Und Tausende zum jähen Tode bringt?
Da bleichen sic, bie in der besien Kraft
Die sausende Maschine weggerafft;
Da lagen sie in ungezählten Reih'n,
Der junger fraß das Mark aus ihrem Rein;
Da liegen sie, öie Tlend trieb und Roth
Vorzeitig in den selbsigewählten Tob;
Da liegt beim Manne todt das Weib, bas Kind,
Wie von dem Moloch sie verschlungen sind.
Vhilister mit dem blöden Angesicht,
Siehst du die Toöten denn noch immer nicht?
Willst du die Schädel auf einander schichten,
So kannst ein Riesendenkmal du errichten,
Zehnmal so hoch, wie jenes, bas man sah
Reim Regersürsten tief in Afrika.
Ts sollte steh'n, dem Menschenthmn zum övohn,
Im Mittelpunkt der Zivilisation;
Manch' Tiner sähe erst zu dieser Nriff
Die Zivilisation — so wie sie ist!
Ms den „Briefen neuer Dunkelmänner!'
Theurer Bruder!
ch bin im siebten Himmel
vor Entzücken. Wir ha-
ben Vogel abge-
schossen. Wie wird
sich Eugen Richter
ärgern, daß wir ihn
übertrumpft haben.
Bald werden die
oberen Zehntausend
vor uns auf den
Knien liegen und
Caprivi wird uns die
Jesuiten aus dem
Präsentirteller ent-
gegenbringen, denn
was wollen seine armseligen
Unteroffiziersprämien besagen
gegen die antisozialdemo-
kratische Akademie, die
wir in M.-Gladbach gründen und welche der
Sozialdemokratie unfehlbar den Garaus machen
wird. Ich sehe schon die Zeit, wo Pindter die
Germania redigiren und diese offiziöses Regierungs-
blatt sein wird.
Eine antisozialdemokratische Universi-
tät, prächtige Idee, cs ist nur der Anfang vom
Ende der ganzen verdammten liberalen Wissenschaft,
ich sehe einer kohlrabenschwarzen Zukunft engegcn,
das zwanzigste Jahrhundert gehört uns, uns, uns.
Ich sehe schon im Geiste voraus, wie der Pater
Aurelian, der Teufelsaustreiber, im Triumph als
Geheimer Medizinalrath und Dekan der medizinischen
Fakultät in Berlin einziehen wird, in allen Apotheken
wird Lourdeswasser als Universalmedizin feilgeboten
werden. Die Unteroffiziere werden in ihrem Patent
zu Stellvertretern Gottes ernannt, die Schulen werden
in Klöster verwandelt werden, die Oberstaatsanwälte
werden Großinquisitoren heißen und das Ablaß-
geschäft wird die blühendste Industrie sein; ich habe
schon einen vollständigen Tarif ausgearbeitct.
Hei, wie werden wieder die Scheiterhaufen zum
Himmel züngeln und der Bebel soll der erste sein,
der dran kommt.
Du wirst gelesen haben, lieber Bruder, daß die
Akademie am 20. September eröffnet wird. Im
Vertrauen gesagt, ich habe Aussicht, auf einen
Lehrstuhl berufen zu werden und habe mir schon
für verschiedene Fächer Skizzen gemacht. Z. B. Ge-
schichte der Sozialdemokratie. Die soziale
Frage ist uralt. Adam war der erste Verführte. Der
Baum der Erkcnntniß war die sozialdemokratische
Lehre. Der Teufel, als Schlange verkappt, verführte
ihn, davon zu nehmen, woran man sieht, daß die
Sozialdemokratie vom Teufel stammt. Als Adam
und Eva die Frucht genossen, wußten sie erst, daß
sie nackt waren, vorher waren sie nackt, aber sie
wußten es nicht — so wie die Arbeiter erst über ihre
Entbehrungen zum Bewußtsein erwachen, wenn sie
von den Sozialdemokraten aufgeklärt werden. Auf
Grund des Sozialistengesetzes wurden Adam und
Eva aus dem Paradies ausgewiesen und nahmen
nichts mit als die sozialdemokratische Erbsünde.
Eine weitere Probe: Die besten Mittel zur
Bekämpfung der Sozialdemokratie. 1. Der
Dreschflegel. Er ist das schlagendste Argument, über
das wir verfügen. Es trifft sich daher gut und