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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 10.1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.6367#0076
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Der angebliche Brief des französischen Ministerpräsidenten an den Kongreß.

prcsibshck du cowsm

miPTISTJEKIE

CABIN ET

*Xa.

A/g6. AOUT.^IO

M onsieur le President.

Lorsque j'ai eu 1'honneur,il y a
quelqus mois.de ddclarer ä la Chambre
des ddputös que je n'abandonnais aucune
de mes idees,aucune de raes convictions
socialistes,cette loyale profession de
foi a souleve chez mes adversaires des
critiques ardentes.des attaques furieus-
es.

ör.au moment oü le congres international
tient ses assises,j’estime que 1'heure
est venue d'affirmer hautement devant
les militante de la classe ouvriere que
si j'ai 6t6 plac6 en presence d’une
Situation nouvelle ä laqueLLs je me
suis adaptö,j'entends bien poursuivre,
par tous les moyens en nnnpouvoir de
chef du Gouvernement francais,1'6manci-
pation de la dömocratie sociale.

Afin de realiser cette grande politique
qui sort de 1' esprit-,des moeurs et des
dvenements cofitemporai ns,il suffirait
que je fusse soutenu par 1’approbation
des travailleurs du monde entier; leurs
xepresentants ici reunis me connaissent
.tous de longue date pour avoir indis-
solublement voue mon nom et ma vie au
triomphe de certains principes,etle
succes ne tarderait pas a justifier
les efforts de 1'honnete hemme que je
suis et que j ’espdre toujours rester.

Voulez-vous.monsieur le President,m'
aider dans cette grande entreprise,
par une manifestation dont je me Platte
d’’esperer que les consequences permet-
tront d'arriver ä un nouvel ordre de
choses si desirable pour 1 ’avenir de
paix et de liberte de tous les peuples.

Je serai plus fort devant le Parla-
ment de mon pays.si je pouvais obtenir
le concours röel & efficace des
membres du congres en faveur de cette

Nebersetzung.

Der Ministerpräsident.

Ministerium des Innern. Paris, 26. August 1910.

Kanzlei des Ministers.

Lerr Präsident! Als ich vor einigen Monaten die Ehre hatte, vor der Depu-
liertenkannner die Erklärung abzugeben, daß ich keiner meiner Ideen, keiner
meiner sozialistischen iieberzeugungen untreu geworden wäre, zog mir dieses auf-
richtige Glaubensbekenntnis bei meinen Gegnern heftige Kritiken, wütende An-
griffe zu.

Da nun der Internationale Kongreß stattfinden wird, halte ich die Stunde
für gekommen, öffentlich vor den Kämpfern der Arbeitcrklape folgende Erklärung
abzugeben: Wenn ich mich auch in einer neuen Situation befinde, der ich mich
angepaßt habe, so beabsichtige ich doch, mit allen Mitteln, die mir als dem Chef
der französischen Regierung zur Verfügung stehen, die Fortentwicklung der sv-
zialeli Demokratie zu fördern.

Um diese große Politische Aufgabe zu verwirklichen, die dein Geist, den
Sitten ulid den Ereigniffe» unserer Zeit entspricht, würde es genügen, iveli» ich
durch eine Kundgebung der Arbeiter der ganzen Welt unterstützt würde. Ibre
hier versainmelten Vertreter kennen mich seit langer Zeit als eine» Mann, der
seinen Namen und sein Leben dem Steg gewisser Prinzipien gewidmet hat, und
der Erfolg würde bald die Bemühungen des anständigen Menschen rechtfertigen,
der ich bin und der ich immer zu bleiben hoffe.

Wollen Sie, Lerr Präsident, mir bei diesem großen Unternehmen durch eine
Kundgebung behilflich sein, von der ich mir eine so wünschenswerte Ordnung
der Dinge für die Zukunft des Friedens und der Freiheit aller Völker verspreche.

Ich würde mächtiger vor dem Parlament meines Landes dastehe», wenn ich
die ivabrc und nachdrückliche Unterstützung der Kongreßmitglieder zugunsten des
Vorschlags erreichen könnte, den ich Sie i» der nächsten Sitzung vvrzutragen bitte.

Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichsten Lochachtung
Aristide Briand.

m.

Hamborg bei St.Pauli,
im Septeniber.

Werte Redakschon!

Indem ich als befah-
rener Nautiker die See
»ich z>l scheuen brauche
und ganz besonders
»ich so 'ne Lache ivie
dieOstsee, habe ich mich
ausgemacht und bin auf
den Kongreßbummel
nach Kopenhagen ge-
gangen, was ich mir als internatschonaler
Fleegemvirt einfach schuldig war. Naturelle-
>»ang habe ich mich »ich um 'ne Delegaschon
beivorben, weil damit allerhand Arbeit ver-
bunden ist, sondern bin gänzlich privat ge-

gangen, wodurch ich ungestört lvar und Aben-
teuers erlebte.

Nämlich gleich in Kopenhagen nahm mich
ein Litzer, lvie wir Hamborger sagen für die
hochdeutschen Anreißer, ins Schlepptau und
im Nu war ich in einem Hotel, was wegen
die ganze Art 'n sonderbaren Eindruck machte.
Und auf meine seemännische Rückseite waren
am nächsten Morgen noch mehr Eindrücke,
nämlich von die Knollens in dem alten Sand-
sack, wo sie „Senge" nennen tun auf Danske.
Doch davon abgeschnitten und zum Kongreß.

Dieser war sehr erhebend und so, aber ich habe
nicht viel gehört von die Reden lind Speeches
und Diskurs, wie sie international sagen tun,
sondern habe >»ich nuf§ Beobachten aus die
Perspecktiefe gelegt, wie'die andern Bumm-
lers, wo immer dabei sein müssen.

Meine ersten Beobachtungen bezogen sich ans
den Mvavit, wo sehr lieblich schmeckt, einem
aber bald in die Krone steigt, besonders in der
Gestalt von Kaffeepünschen, die ich der werten
Redakschon aber gar nich so empfehlen kann
wie meinen Grog von Jamaika. Aber man
muß sich als zuvilisierter Mensch in die nat-
schonalen Eigenheiten fügen, was ich mit dem
bemerkenswerten Erfolg vollbrachte, daß mich
so'n freundlicher Danske abends auf die Straße
untern Arm nahm und mich in mein Hotel
lotste, wo sie mir in meine Koje verstauten.
Dieser Danske war aber kein Feuerwehrmann,
den der Brand angelockt hatte, sondern ein
Polizist, wo hier Feuerwehrhelme tragen, von
ivegen allgemeiner und berechtigter Mißach-
tung der Pickelhaube.

Wiederum mit die richtige Zahl von Ein-
 
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