1655
Sonntag in Aamerun.
(Nach amtlichen Berichten.)
Ein Zonntagsmorgen, lieb und hold,
Käst rvie daheim am Rheine,
Rur leuchten in der Sonne Gold
Die grünen Palmenhaine.
Der Deutsche, der gelagert sich
Hier unter Rokosbäumen,
Wird von der Heimath sicherlich
Mm Zonntagsmorgen träumen.
„Dort hat man jetzt den Raffee schon
Behaglich eingenommen,
Zur Rneipe geht der Nusensohn,
Zur Rirche geh'n die Krommen.
Aonzert und Tanz dann weit und breit
Und and're schöne Dinge,
Indeß ich in der Einsamkeit
Nein Leben hier verbringe.
Doch halt! der deutsche Gouverneur
weiß Uurzweil auch zu schaffen.
Den Ghristen-Sonntag heiligt er
Und ehrt die deutschen Waffen.
Acht Schwarze läßt er durch den Strang
Befreien von ihren Sorgen;
Sie zappeln noch Minuten lang —
§>, schöner Sonntagsmorgen!"
Auf der Landflratze.
Gendarm: Haben Sie Legitimation?
Handwerksbursche: Nein.
Gendarm: Wenn Sie Ihre Jdeiltität nicht nachlvcisen können,
so mllß ich Sie verhaften.
Handwerksbursche: Oho, Sie sind weit zurück in der Welt-
geschichte! Wissen Sie nicht, daß der Jdentitütsnachiveis jetzt auf-
gehoben wird?
EX-)
Der Telegraph thut man die Mähr uns kund.
Die mühsam eingeht in des Hirnes Kasten:
Man wird den Krieger fernerhin entlasten
Und obendrein um volle vierzehn Pfund.
Human und freundlich ist das sicherlich.
Denn allgemein und bitter mar die Klage,
Jedoch, verzeiht die unverschämte Frage,
Wer ist so freundlich und entlastet mich?
Auch meine Schultern sind gedrückt und wund.
Denn man belud sie ohne Ruh'n und Rasten;
Es wäre zeitgemäß, sie zu entlaste»
. Und zwar um etwas mehr als vierzehn Pfund.
Ein Steuerzahler.
Hobelsxähne.
Das erste Veilchen blühet,
Gckoulmen ist der März!
In Freude drob erglühet
Jed' Proletaricrherz.
Der März bricht Bahn dem Lenze,
Streift Winters Fesseln ab,
Und treulich legt er Kränze
Alis manches Heldengrab.
* *
*
„Man muß auch für die Kunst etwas thun",
sagte Heymann Levy, da bestellte er eine Flasche
Kunstwein.
* *
*
Der Streit um den russischeil Handelsvertrag mochte ausgehen, rvie
er wollte, er mußte in jedem Falle dem zielbewußteil Reaktionär Kummer
verursachen. Denil es ist kein „staatserhaltendes" Beginnen, wenn ländliche
und industrielle Ausbeuter sich llntereinander streiten, anstatt in festenl
Kartell vereiiligt dein Volke genleinsam das Fell über die Ohren zu ziehen.
* *
*
Der Deutschen sittig frommes Thun
Entzückt das Volk von Kamerun!
Die Männer hängt man wohlgemuth.
Die Fralien peitscht man bis aufs Blut,
Drum staunend spricht das Negerlein:
Wie schön lnuß es in Deutschland sein!
Man hat mit Uilrecht darüber gespottet, daß der neligeborene Prinz
von Tirnowa zugleich mit den ersteil Windeln den Orden der Tapfer-
keit bekanl. Denn die Zustände am Balkan sind so unsicher, daß that-
sächlich viel Muth dazu gehört, als blilgarischer „Thronfolger" auf
die Welt zu kommen.
Ihr getreuer
Säge, Schreiner.
zianten, Reptile und sonstige staatserhaltende Ele-
nlcnte dem Vaterlande zu erhalten. Sie werden
nach Rußland gehen, anstatt bei uns in bekannter
Weise die Sozialdemokratie zu „widerlegen". Dann
wird die vour seligen Kardorff bereits angckün-
digte sozialdemokratische Majorität des Reichstags
kommen und wird alle Lebensniittelzölle über-
haupt abschaffen, was gleichbedelitcnd mit dem
Umsturz alles Bestehenden sein ivird.
Die weiteren Folgen der Annahme des russi-
schen Haildelsvertrags wollen wir den schaudern-
den Agrariern für heute noch schoneild verhüllen.
$&>
Den Meinen.
<§s kam Her große Miquel mit
Der Steuer auf den wein;
Der wackre Schwabe forcht sich nit
Und sagte tapfer „Nein!"
Ls kränkte lange schon und tief
Das bayrische Geschlecht
Des Preußen ftaffliger Tarif,
Doch traut er sich nicht recht.
Doch nun das Gis der Schwabe brach
Mit seinem festen wort,
Uommt auch der Ba-xer hinten nach
Mit: „Der Tarif mutz fort!"
So recht, ihr Uleinen! Seid nicht bang!
Doch sagt mir nur: „warum
Bliebt vierundzwanzig Zähre lang
Ihr muckemäuschenstumm?"
Der letzte Halm.
A. : Die Agrarier müssen es büßen, daß sie
Caprioi verhöhnten, weil er keinen Ar und keinen
Halm besitzt.
B. : Wie so?
A.: Sie schauen jetzt selbst vergeblich nach
einem Strohhaln: aus, an den sie sich mit ihrer
Opposition klammern könnten.
—x Guter Handel. <—
Dem abschlutzfrrkigrn Vertrag
Ronnl' er dir größten Schwierigkeiten,
Vielleicht selbst einen Jenakag
Durch seine Nörgelei bereiten.
Man tauscht sür eine Flasche Wein
Und einen neuen grauen Mantel
Des greisen Brummbär« Schweigen rin —
Uns dünkt, das war kein übler Handel.
Bejubelt ward mit Hand und Wund
Des Alten „Sieg" in allen Landen;
Doch war zu solchem Jubel Grund
Und — wer war früher ausgrstanden?
Ein Ausweg.
Hinz: Warum geschieht denn gar nichts Ent-
scheidendes für die noth leid enden Agrarier?
Kunz: Was könnte für sie noch geschehen?
Hinz: Man soll sie einfach, wie andere Hilfs-
bedürftige, in die Armenhäuser aufnehmen.
Lockspitzels Neid.
Lockspitzel schaut mit neid'schem Sinn
Jetzt nach Paris, nach Frankreich hin,
wo Bomben fördern die Reaktion
Ganz gratis, ohne Sündenlohn,
Und seufzt: „Das kommt bei uns zu Lande
Nicht 'mal für gutes Geld zu Stande!"
Propaganda der Ttzat.
Erster Postbeamter: Weißt Du schon, daß
von den 500 Mark, die dem Personal des Post-
amts 41 in Berlin als Weihnachtsgratifikation
überwiesen sind, der Postdirektor mit eineni Ein-
kommen voll 6000 Mark 60 Mark, die dort be-
schäftigten fünfundfünfzig nicht etatsmäßigen Unter-
beamtcn aber — keinen Pfennig erhalten haben?
Zweiter Postbeanlter: Ja, das ist eben
die Propaganda der That.
Staatsrechtliches.
A. : Es verlautet, daß die Regierungs-
Verhältnisse in Braun schweig neu geregelt
iverden sollen.
B. : Ah, da irren Sie wohl! Was gäbe cs
noch zu „regeln" tut Lande Braunschweig? Das
haben die Preußen ja schon!
Srrbenirost.
S klaget nichk, wril Milan da;
Bald ivird sein Wirken endigen!
Schon nahet sich Natalia,
Sie wird den Milan bändigen.
Sächsisches.
Bemmchen: Nee, die verflixte Influenza!
Gibt's denn dadcrgegen gar gce Middelchen?
Blie mchen: O ja! Mir Sachsen Hamm eens
erfunden.
Benrmchen: So? Wie is denn das?
Blienlchen: Na sähn Se, gans eenfach: Mer
erklärd de Influenza for eenen bollid'schen
Verein un leest se uff.
Aus drr Militärwache.
Korporal Schneidig (am Telephon): Hier
Korporal Schneidig ... wer dort?
Stimme aus dem Telephon: Hauptinann
voll Berndt!
Korporal Schneidig (zu den Soldaten): Ach-
tung! Präsentirt das Gewehr! Der Herr
Hauptmann telephonirt an uns!
Margarine-Steuer.
Dem Deutschen nahm der Sie verbot'
Schon längst die Butter von dem Brok,
Drum künftig mit Routine
Nimmt er die Margarine.
Sonntag in Aamerun.
(Nach amtlichen Berichten.)
Ein Zonntagsmorgen, lieb und hold,
Käst rvie daheim am Rheine,
Rur leuchten in der Sonne Gold
Die grünen Palmenhaine.
Der Deutsche, der gelagert sich
Hier unter Rokosbäumen,
Wird von der Heimath sicherlich
Mm Zonntagsmorgen träumen.
„Dort hat man jetzt den Raffee schon
Behaglich eingenommen,
Zur Rneipe geht der Nusensohn,
Zur Rirche geh'n die Krommen.
Aonzert und Tanz dann weit und breit
Und and're schöne Dinge,
Indeß ich in der Einsamkeit
Nein Leben hier verbringe.
Doch halt! der deutsche Gouverneur
weiß Uurzweil auch zu schaffen.
Den Ghristen-Sonntag heiligt er
Und ehrt die deutschen Waffen.
Acht Schwarze läßt er durch den Strang
Befreien von ihren Sorgen;
Sie zappeln noch Minuten lang —
§>, schöner Sonntagsmorgen!"
Auf der Landflratze.
Gendarm: Haben Sie Legitimation?
Handwerksbursche: Nein.
Gendarm: Wenn Sie Ihre Jdeiltität nicht nachlvcisen können,
so mllß ich Sie verhaften.
Handwerksbursche: Oho, Sie sind weit zurück in der Welt-
geschichte! Wissen Sie nicht, daß der Jdentitütsnachiveis jetzt auf-
gehoben wird?
EX-)
Der Telegraph thut man die Mähr uns kund.
Die mühsam eingeht in des Hirnes Kasten:
Man wird den Krieger fernerhin entlasten
Und obendrein um volle vierzehn Pfund.
Human und freundlich ist das sicherlich.
Denn allgemein und bitter mar die Klage,
Jedoch, verzeiht die unverschämte Frage,
Wer ist so freundlich und entlastet mich?
Auch meine Schultern sind gedrückt und wund.
Denn man belud sie ohne Ruh'n und Rasten;
Es wäre zeitgemäß, sie zu entlaste»
. Und zwar um etwas mehr als vierzehn Pfund.
Ein Steuerzahler.
Hobelsxähne.
Das erste Veilchen blühet,
Gckoulmen ist der März!
In Freude drob erglühet
Jed' Proletaricrherz.
Der März bricht Bahn dem Lenze,
Streift Winters Fesseln ab,
Und treulich legt er Kränze
Alis manches Heldengrab.
* *
*
„Man muß auch für die Kunst etwas thun",
sagte Heymann Levy, da bestellte er eine Flasche
Kunstwein.
* *
*
Der Streit um den russischeil Handelsvertrag mochte ausgehen, rvie
er wollte, er mußte in jedem Falle dem zielbewußteil Reaktionär Kummer
verursachen. Denil es ist kein „staatserhaltendes" Beginnen, wenn ländliche
und industrielle Ausbeuter sich llntereinander streiten, anstatt in festenl
Kartell vereiiligt dein Volke genleinsam das Fell über die Ohren zu ziehen.
* *
*
Der Deutschen sittig frommes Thun
Entzückt das Volk von Kamerun!
Die Männer hängt man wohlgemuth.
Die Fralien peitscht man bis aufs Blut,
Drum staunend spricht das Negerlein:
Wie schön lnuß es in Deutschland sein!
Man hat mit Uilrecht darüber gespottet, daß der neligeborene Prinz
von Tirnowa zugleich mit den ersteil Windeln den Orden der Tapfer-
keit bekanl. Denn die Zustände am Balkan sind so unsicher, daß that-
sächlich viel Muth dazu gehört, als blilgarischer „Thronfolger" auf
die Welt zu kommen.
Ihr getreuer
Säge, Schreiner.
zianten, Reptile und sonstige staatserhaltende Ele-
nlcnte dem Vaterlande zu erhalten. Sie werden
nach Rußland gehen, anstatt bei uns in bekannter
Weise die Sozialdemokratie zu „widerlegen". Dann
wird die vour seligen Kardorff bereits angckün-
digte sozialdemokratische Majorität des Reichstags
kommen und wird alle Lebensniittelzölle über-
haupt abschaffen, was gleichbedelitcnd mit dem
Umsturz alles Bestehenden sein ivird.
Die weiteren Folgen der Annahme des russi-
schen Haildelsvertrags wollen wir den schaudern-
den Agrariern für heute noch schoneild verhüllen.
$&>
Den Meinen.
<§s kam Her große Miquel mit
Der Steuer auf den wein;
Der wackre Schwabe forcht sich nit
Und sagte tapfer „Nein!"
Ls kränkte lange schon und tief
Das bayrische Geschlecht
Des Preußen ftaffliger Tarif,
Doch traut er sich nicht recht.
Doch nun das Gis der Schwabe brach
Mit seinem festen wort,
Uommt auch der Ba-xer hinten nach
Mit: „Der Tarif mutz fort!"
So recht, ihr Uleinen! Seid nicht bang!
Doch sagt mir nur: „warum
Bliebt vierundzwanzig Zähre lang
Ihr muckemäuschenstumm?"
Der letzte Halm.
A. : Die Agrarier müssen es büßen, daß sie
Caprioi verhöhnten, weil er keinen Ar und keinen
Halm besitzt.
B. : Wie so?
A.: Sie schauen jetzt selbst vergeblich nach
einem Strohhaln: aus, an den sie sich mit ihrer
Opposition klammern könnten.
—x Guter Handel. <—
Dem abschlutzfrrkigrn Vertrag
Ronnl' er dir größten Schwierigkeiten,
Vielleicht selbst einen Jenakag
Durch seine Nörgelei bereiten.
Man tauscht sür eine Flasche Wein
Und einen neuen grauen Mantel
Des greisen Brummbär« Schweigen rin —
Uns dünkt, das war kein übler Handel.
Bejubelt ward mit Hand und Wund
Des Alten „Sieg" in allen Landen;
Doch war zu solchem Jubel Grund
Und — wer war früher ausgrstanden?
Ein Ausweg.
Hinz: Warum geschieht denn gar nichts Ent-
scheidendes für die noth leid enden Agrarier?
Kunz: Was könnte für sie noch geschehen?
Hinz: Man soll sie einfach, wie andere Hilfs-
bedürftige, in die Armenhäuser aufnehmen.
Lockspitzels Neid.
Lockspitzel schaut mit neid'schem Sinn
Jetzt nach Paris, nach Frankreich hin,
wo Bomben fördern die Reaktion
Ganz gratis, ohne Sündenlohn,
Und seufzt: „Das kommt bei uns zu Lande
Nicht 'mal für gutes Geld zu Stande!"
Propaganda der Ttzat.
Erster Postbeamter: Weißt Du schon, daß
von den 500 Mark, die dem Personal des Post-
amts 41 in Berlin als Weihnachtsgratifikation
überwiesen sind, der Postdirektor mit eineni Ein-
kommen voll 6000 Mark 60 Mark, die dort be-
schäftigten fünfundfünfzig nicht etatsmäßigen Unter-
beamtcn aber — keinen Pfennig erhalten haben?
Zweiter Postbeanlter: Ja, das ist eben
die Propaganda der That.
Staatsrechtliches.
A. : Es verlautet, daß die Regierungs-
Verhältnisse in Braun schweig neu geregelt
iverden sollen.
B. : Ah, da irren Sie wohl! Was gäbe cs
noch zu „regeln" tut Lande Braunschweig? Das
haben die Preußen ja schon!
Srrbenirost.
S klaget nichk, wril Milan da;
Bald ivird sein Wirken endigen!
Schon nahet sich Natalia,
Sie wird den Milan bändigen.
Sächsisches.
Bemmchen: Nee, die verflixte Influenza!
Gibt's denn dadcrgegen gar gce Middelchen?
Blie mchen: O ja! Mir Sachsen Hamm eens
erfunden.
Benrmchen: So? Wie is denn das?
Blienlchen: Na sähn Se, gans eenfach: Mer
erklärd de Influenza for eenen bollid'schen
Verein un leest se uff.
Aus drr Militärwache.
Korporal Schneidig (am Telephon): Hier
Korporal Schneidig ... wer dort?
Stimme aus dem Telephon: Hauptinann
voll Berndt!
Korporal Schneidig (zu den Soldaten): Ach-
tung! Präsentirt das Gewehr! Der Herr
Hauptmann telephonirt an uns!
Margarine-Steuer.
Dem Deutschen nahm der Sie verbot'
Schon längst die Butter von dem Brok,
Drum künftig mit Routine
Nimmt er die Margarine.