In der Generalversammlung der Aktiengesellschaft „Zchnapphahnia" herrscht großer Tumult. Der Aufsichtsrath will nur zehn
Prozent Dividende bewilligen, während die Aktionäre fünfzehn haben wollen. Polizisten mit Gummischläuchen zum Dreinschlagen
waren merkwürdigerweise nicht vorhanden.
- Auch eine ArüeLchlosen-Versammlung.
„Ls lebe der Reserveinann!"
(Nach wahrer Begebenheit.)
Ium Herbste im September war's, da wurden sie entlassen;
„Hoch lebe der Reservemann", erscholl es in den Gassen.
Die Achselklappen aufgerollt, ein Stückchen in den Händen,
So konnten dem Kasernenzwang sie frei den Rücken wenden.
Am Bahnhof dann ein Druck der Hand, „Hurrah" und Tücher-
wehen,
Wer weiß, ob sie im Leben noch sich jemals wieder sehen. —
Gut, wem zu Haus ein Nest bereit, der ist gar wohl geborgen.
Gar weich umfangen ihn alsdann der Mutterliebe Sorgen,
Doch weh' dem, der sich in der Stadt muß um nach Arbeit sehen.
Der kann als deutscher Reservist im Elend untergehen!
Von einem solchen las ich jüngst, der auch in der Kaserne
Drei Jahre hatte treu gedient, nun heim kam aus der Ferne;
Zerstoben war der alte Kreis von Freunden und Bekannten
Und selbst zu beißen hatten nichts die armen Anverwandten.
So zählte er als Reservist gar bald zum großen Haufen
Der Arbeitsreseroisten, die um Arbeit täglich raufen.
Wo er auch um Beschäftigung und Arbeit mochte fragen.
Da tönt entgegen ihm ein „Nein", hört selber er nur klagen;
Die Tasche leer, der Magen hohl, so häufen sich die Schulden,
Man will zuletzt ihn nirgend mehr als Einlogirer dulden!
So kam der Winter. Eisig pfeift der Nordwind durch die
Gaffen;
Hu! Wie er da als Reservist das Leben lernte hassen!
Doch will er noch nicht untergeh'n, er klammert sich ans Leben,
D'rum seh'u wir eines Abends ihn in Schutzhaft sich begeben;
Zuerst, am andern Morgen läßt man gern ihn wieder laufen.
Doch für die Freiheit kann er auch kein Stückchen Brot sich
kaufen.
So treibt die bittere Roth ihn oft der Schutzhaft in die Arme,
Daß sich der Staat, dem er gedient, mildthätig sein erbarme.
Das that er auch; mildthätiglich, das kann man zwar nicht sagen.
Es nahm jetzt den Reservemann der Staatsanwalt beim Kragen;
Wie könnt' der Arme auch so oft um Schutzarrest ansprechen,
Gilt doch die Obdachlosigkeit dem Staate als
Verbrechen!—
Von dem Gerichtshof wurde dann auch ganz nach Recht befunden:
Vier Wochen sperrt man ihn nur ein mit andern Vagabunden;
Er hat dem Staat drei Jahr gedient, nun traf ihn das
Verhängniß —
„Hoch lebe der Reserve mann!" Jetzt sitzt er im
Gefängniß.
J. A.
LramerunischeB.
—- Denke Dir, Mathilde Müller kann ihren
Missionär nicht heirathen.
— Warum denn nicht?
— Weil die Wilden ihn gefressen haben!
—-s* Wahrheit. k?-
Drr Verleumder, der über Alle sprirht,
Kennt einen Irdcrr, strh selbst nur nicht.
Schön angewandt.
„Schau Männchen, was für ein zartes, duftiges
Spitzenhütchen für unsere kleine Emmy! Und das
Alles macht dein Frauchen selbst! Was sagst du dazu?"
„Ja, ja — da kann man doch wirklich sagen:
Die Axt im Haus erspart den Zimmcrmann."
Verlag von I. Ls. LV. Dietz in Stuttgart.
Soeben ist erschienen:
Der Freie Sänger.
Lieder für vierstimmigen Mannerchor.
Zweite Serie.
Partitur- und Ztirrimen-Pkusgaöe.
Der „Freie Sänger", welcher bislang nur in Partitur-
Ausgabe erschienen ist, hat eine dankenswerthe Neuerung auf-
zuweisen. Die Lieder für vierstimmigen Männerchor sind jetzt
auch in Partitur- und Stimmen-Ausgabe vorhanden
und zwar von Nr. 61 an. Der Preis ist dabei so billig ge-
stellt, daß kaum eine Verteuerung eingetreten ist. Die
Partitur kostet 30 pfg., die Stimmen komplett 40 pfg.
oder per Stimme 10 Pfg.
Das Heft Nr. 61 enthält: Vrudrrlirbr. Gedicht und
Musik von C. Lange. — Das Lird des Volkes eigen.
Gedicht von Hun o ld. Musik von O. W in kl er. (Dis Melodie ist
neu komponirt und dürfte allgemein gefallen.) —D'blau'n
Aug'n. Gedicht von C. Schulz. Musik von O. Winkler.
Das Heft Nr. 62 enthält: Für Wahrheit, Archt und
Freiheit. Gedicht von I. Audorf. Musik von C. Kreutzer.
— Kommender Mai. Gedicht von M. Kegel. Musik von
Bombelke. —ImWai. Volkslied. Satz von M.Friedrich.
Das Heft Nr. 63 enthält: Die alte Leier. Gedicht von
A. Glas brenn er. Musik von H. Riva. —Der Freiheit
eine Gasse. Gedicht von G. Herw egh. Musik von H. Riva.
— Mokh bricht Eisen. Gedicht von L. Seeg er. Musik von
H. Riva. -
Die Leiter der Arbeiter-Gesangvereine werden freundlichst
ersucht, den „Freien Sänger" mit in ihr Repertoir zu ziehe».
Die Verlagsbuchhandlung ist gerne bereit, den Herren Diri-
genten aus Verlangen eine Partitur zur Ansicht bezw. zur
Prüfung zu übersenden.
Im Verlage von Wörlein & Comp., Nürnberg,
erscheint Anfang März:
Volks-Lexikon.
Unter Mitwirkung von Kachschriftstellern
herausgegeben von
Lnranuel wurnr.
60 Hefte ü 3 Bogen in 14tügigen Lieferungen ü 20 Pf.
verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dietz in Stuttgart.
Prozent Dividende bewilligen, während die Aktionäre fünfzehn haben wollen. Polizisten mit Gummischläuchen zum Dreinschlagen
waren merkwürdigerweise nicht vorhanden.
- Auch eine ArüeLchlosen-Versammlung.
„Ls lebe der Reserveinann!"
(Nach wahrer Begebenheit.)
Ium Herbste im September war's, da wurden sie entlassen;
„Hoch lebe der Reservemann", erscholl es in den Gassen.
Die Achselklappen aufgerollt, ein Stückchen in den Händen,
So konnten dem Kasernenzwang sie frei den Rücken wenden.
Am Bahnhof dann ein Druck der Hand, „Hurrah" und Tücher-
wehen,
Wer weiß, ob sie im Leben noch sich jemals wieder sehen. —
Gut, wem zu Haus ein Nest bereit, der ist gar wohl geborgen.
Gar weich umfangen ihn alsdann der Mutterliebe Sorgen,
Doch weh' dem, der sich in der Stadt muß um nach Arbeit sehen.
Der kann als deutscher Reservist im Elend untergehen!
Von einem solchen las ich jüngst, der auch in der Kaserne
Drei Jahre hatte treu gedient, nun heim kam aus der Ferne;
Zerstoben war der alte Kreis von Freunden und Bekannten
Und selbst zu beißen hatten nichts die armen Anverwandten.
So zählte er als Reservist gar bald zum großen Haufen
Der Arbeitsreseroisten, die um Arbeit täglich raufen.
Wo er auch um Beschäftigung und Arbeit mochte fragen.
Da tönt entgegen ihm ein „Nein", hört selber er nur klagen;
Die Tasche leer, der Magen hohl, so häufen sich die Schulden,
Man will zuletzt ihn nirgend mehr als Einlogirer dulden!
So kam der Winter. Eisig pfeift der Nordwind durch die
Gaffen;
Hu! Wie er da als Reservist das Leben lernte hassen!
Doch will er noch nicht untergeh'n, er klammert sich ans Leben,
D'rum seh'u wir eines Abends ihn in Schutzhaft sich begeben;
Zuerst, am andern Morgen läßt man gern ihn wieder laufen.
Doch für die Freiheit kann er auch kein Stückchen Brot sich
kaufen.
So treibt die bittere Roth ihn oft der Schutzhaft in die Arme,
Daß sich der Staat, dem er gedient, mildthätig sein erbarme.
Das that er auch; mildthätiglich, das kann man zwar nicht sagen.
Es nahm jetzt den Reservemann der Staatsanwalt beim Kragen;
Wie könnt' der Arme auch so oft um Schutzarrest ansprechen,
Gilt doch die Obdachlosigkeit dem Staate als
Verbrechen!—
Von dem Gerichtshof wurde dann auch ganz nach Recht befunden:
Vier Wochen sperrt man ihn nur ein mit andern Vagabunden;
Er hat dem Staat drei Jahr gedient, nun traf ihn das
Verhängniß —
„Hoch lebe der Reserve mann!" Jetzt sitzt er im
Gefängniß.
J. A.
LramerunischeB.
—- Denke Dir, Mathilde Müller kann ihren
Missionär nicht heirathen.
— Warum denn nicht?
— Weil die Wilden ihn gefressen haben!
—-s* Wahrheit. k?-
Drr Verleumder, der über Alle sprirht,
Kennt einen Irdcrr, strh selbst nur nicht.
Schön angewandt.
„Schau Männchen, was für ein zartes, duftiges
Spitzenhütchen für unsere kleine Emmy! Und das
Alles macht dein Frauchen selbst! Was sagst du dazu?"
„Ja, ja — da kann man doch wirklich sagen:
Die Axt im Haus erspart den Zimmcrmann."
Verlag von I. Ls. LV. Dietz in Stuttgart.
Soeben ist erschienen:
Der Freie Sänger.
Lieder für vierstimmigen Mannerchor.
Zweite Serie.
Partitur- und Ztirrimen-Pkusgaöe.
Der „Freie Sänger", welcher bislang nur in Partitur-
Ausgabe erschienen ist, hat eine dankenswerthe Neuerung auf-
zuweisen. Die Lieder für vierstimmigen Männerchor sind jetzt
auch in Partitur- und Stimmen-Ausgabe vorhanden
und zwar von Nr. 61 an. Der Preis ist dabei so billig ge-
stellt, daß kaum eine Verteuerung eingetreten ist. Die
Partitur kostet 30 pfg., die Stimmen komplett 40 pfg.
oder per Stimme 10 Pfg.
Das Heft Nr. 61 enthält: Vrudrrlirbr. Gedicht und
Musik von C. Lange. — Das Lird des Volkes eigen.
Gedicht von Hun o ld. Musik von O. W in kl er. (Dis Melodie ist
neu komponirt und dürfte allgemein gefallen.) —D'blau'n
Aug'n. Gedicht von C. Schulz. Musik von O. Winkler.
Das Heft Nr. 62 enthält: Für Wahrheit, Archt und
Freiheit. Gedicht von I. Audorf. Musik von C. Kreutzer.
— Kommender Mai. Gedicht von M. Kegel. Musik von
Bombelke. —ImWai. Volkslied. Satz von M.Friedrich.
Das Heft Nr. 63 enthält: Die alte Leier. Gedicht von
A. Glas brenn er. Musik von H. Riva. —Der Freiheit
eine Gasse. Gedicht von G. Herw egh. Musik von H. Riva.
— Mokh bricht Eisen. Gedicht von L. Seeg er. Musik von
H. Riva. -
Die Leiter der Arbeiter-Gesangvereine werden freundlichst
ersucht, den „Freien Sänger" mit in ihr Repertoir zu ziehe».
Die Verlagsbuchhandlung ist gerne bereit, den Herren Diri-
genten aus Verlangen eine Partitur zur Ansicht bezw. zur
Prüfung zu übersenden.
Im Verlage von Wörlein & Comp., Nürnberg,
erscheint Anfang März:
Volks-Lexikon.
Unter Mitwirkung von Kachschriftstellern
herausgegeben von
Lnranuel wurnr.
60 Hefte ü 3 Bogen in 14tügigen Lieferungen ü 20 Pf.
verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dietz in Stuttgart.