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1679

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Vb als Lehrer mit dem Bakel
Lr die Jugend hat geprügelt —
Jedem wird mit einem Denkmal
Die Unsterblichkeit besiegelt.

Ach, die schön behau'nen Lteine
Werden Luch gar wenig frommen.
Wenn dereinst vom hohen Norden
Wird die große Aalte kommen.

Alles wird zu Lis erstarren.

Wo einst hold die Nosen blühten.
Und es flieht der Europäer
frierend nach dem fernsten Lüden.

Nur ein Lskimo ist manchmal
Dann in dem Gebiet zu sehen.

Wo bedeckt von ew'gem Eise
All' die Monumente stehen.

Lolch ein Walroßjäger kann wohl
Lchwerlich eine Grabschrist lesen
Und es ist ein kurzer Traum nur
Die Unsterblichkeit gewesen.

Litzend auf solch einem Denkmal,
Labt er sich an seinem Chrane.;

In dem Denkmal sollt' verewigt
Werden ein dreihaar'ger Ahne.

Und der Lskimo spricht sinnend:
Diese Aerls mit den drei Haaren,
Was sie Großes wohl geleistet?
Gb's wohl Leehundsfänger waren?

Unterschied.

Hinz: Von was lebt denn der Müller jetzt?
Kunz: Von: Hazardspiel.

Hinz: P f u i T e u f e l! Also Kümmelblättchen-
spieler?

Knnz: Nein — königl.Lotteriekollektenr.

l§b dem Aberwitz der Menschen
Muß ich oft ganz herzlich lachen;
Linen jeglichen Philister
Wollen sie unsterblich machen.

Gb ein Ltaatsmann er gewesen.
Hat als Polizist regieret,

Gb er als ein großer Bauer
Hat gedieg'nen Mist geführet.

Künstlerischer Triumph.

Maler: Wo ist denn mein Gemälde „Gras-
wiese" hingekommen?

Wirth: Das hat die Kuh gefressen.

Das Mädchen ging. Der Kommerzienrath aber
erhob sich, um eine Havanna anzustinden, von
denen jede einzelne, wie er seinen Freunden selbst-
gefällig anvertraute, im Preise dem Schichtlohn
eines Bergarbeiters gleichkam.

„Das hätte mir gerade noch gefehlt", meinte
er, indem er seinen Sitz wieder einnahm; „die
Kohlen treuer! da schleicht sich wohl gar das
sozialdemokratische Gift in meine Familie ein.
Wie man heutigen Tages vorsichtig sein muß!

( sogar bei der Allswahl der Gouvernanten, die
sonst die bescheidensten Thiere von der Welt
waren."

„Sie haben liüch sprechen wollen, Herr Kom-
merzienrath", unterbrach jetzt ein in Stiillilie,
Gestalt und Haltung bescheideil auftretendes blon-
des Mädchen von anscheinend dreißig Jahren.

„Ja", bemerkte der Kommerzienrath, „es
ist mir ausgefallen, daß meine Kinder unter
Ihrem Unterricht nlerkwürdige Ideen bekommen.
Was gehen Sie z. B. die Kohlenpreise an? Seien
Sie doch froh, daß Sie solche nicht zu bezahlen
haben!"

„Ich bin, wie Sie wissen, ein Bergarbeiters
Kind, und diesen Sonuner ging ich auf Ihr Geheiß
lnit den Kindern zur Besichtigung der Gruben.
Die Kinder fragten und ich hatte die Pflicht, ihnen
die Wahrheit zu sagen."

„Ach was, Wahrheit hin, Wahrheit her; Sie
sollen meinen Kindern Schliff uitb Bildung bci-
bringen lind ihnen keine sozialdenlokratische Vor-
lesungen halten. Verstehen Sie mich?"

Die Gouvernante entserilte sich. Was sollte
sie, die arme Bildungs-Proletarierin, auch dem
reichen Protzen gegenüber thun.

„Papa", rief nun wieder Adele, die ganz er-
staunt dem Vorgang beigewohnt hatte, „die selige
Mama sagte mir, ich müßte nur immer die
Wahrheit reden, denn die Lüge sei gemein. Ist
das wahr?"

„Ja, Kind, was Deine Mlitter gesagt hat,
wird doch gewiß wahr sein."

„Und Du meinst es alich?"

Nun ja, in gewissem Sinne; aber wie kannst
Du nur so fragen?"

„Es kam mir nur so vor, als hättest Du
andere Ansichten über die Wahrheit, als meine
Mama."

Der Kommerzienrath legte seine Havailila
bei Seite, — sie war ihm bitter geworden.
Sein Töchterchen fuhr aber unbeirrt fort zu
fragen:

„Nicht wahr, die Berglelite sind sehr nützliche
Menschen?"

„Ei freilich, kein Mensch irird das bestreiten."

„Und sie haben harte Arbeit zu thun?"

„Nun ja, leicht kann Ulan sie gerade nicht
nennen."

„Sie arbeiten unter der Erde und sehen lange
Zeit kein Sonnenlicht; o schrecklich! Und wie
blaß und elend sie aussehen. Ich habe sie be-
fragt deshalb und sie sagten, sie könnten sich bei
den Löhnen, die sie bekämen, nur recht kümmer-
lich ernähren. Ist das so?"

„Na ja, große Sprünge können sie nicht
machen. Das Geschäft bringt's eben so mit sich."

„Aber Du sagst doch immer, ,das Geschäft
geht guck, wenn Du die vielen Goldstücke hcim-
bringst. . .?"

„Ja nun ja, das ist meine Dividende."

„Und Du arbeitest doch gar uichts dabei.
Warum bekommen die Leute, die so siech und
elend aussehen und so schwer arbeiten, die Divi-
dende nicht?"

„Weil sie keine Aktionäre sind, Du Vorwitz."

„Und warum sind sie denn keine Aktionäre?"

Herr Ohnesorg fühlte sich nicht veranlaßt,
daraus zu antworten mtb verließ das Zimmer
mit der leis gemurmelten Weisheitsblüthe: „Es
ist die höchste Zeit, daß für Gouvernanten ein
Befähigungsnachweis verordnet wird."

A. s.-w.
 
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