1716
L-.« Der Taugenichts..
(As ist ein Bruder Liederlich,
Der nennt sich „Deutsches Reich",
Lr häufet Schulden fürchterlich,
Rein And'rer thut's ihm gleich.
Sst alt erst dreiundzwanzig Äahr,
Und pumpte mit Genie
Zweitausend Milliarden baar,
Und er verputzte sie.
Rach Bildung, Runst und Wissenschaft
Hat wenig er Begehr,
Lr widmet seines Lebens Rraft
Allein dem Militär.
An schönen blanken Rnöpfen nur
Erfreut sich sein Gemüth,
Kür die soldatische Dressur
Sein ganzes Herz erglüht.
Auch das Duell als schönen Sport
Liebt er noch nebenbei,
Lr hegt und pflegt es fort und fort,
DRs auch verboten fei.
Denn Schießen, Hau'n und Siechen ist
Shm köstliches Pläsier
Und mit besonderm Maße mißt
Lr stets den Ravalier.
Lr nimmt es überhaupt nicht streng
Mit der Gerechtigkeit,
Zieht ihre Grenzen oft zu eng
Und manchmal auch zu weit.
Lr nimmt den Brotzoll ungefcheut
Auch von dem ärmsten Mann,
Dem reichen Grundherrn aber beut
Lr Liebesgaben dann.
So liebt er auch die Freiheit nicht,
Lr ist ein Streberlein,
Und den, der kühn und offen spricht,
Sperrt er am liebsten ein.
Viel hundert Äahre wurden schon
Verbüßt am dunklen Drt,
Seit er als Hort der Reaktion
Verfolgt das freie Wort.
Drum, deutsche Stämme, streng in Hut
Nehmt euer „Reich", den Tropf,
Sonst wächst das Bürschlein wohlgemutst
Luch schließlich über'n Ropf.
Kührt ihn in bess're Bahnen ein,
Spornt ihn zu guter That,
Sonst wird's euch stets ein Rümmer fein,
Daß er ins Leben trat.
Elise: Aber, Rosalic, wie konntest dn dich
nur mit dem baumlangen Herrn Lehmann ver-
loben?
Rosalie: Nun, weil der Dichter singt:
„O lieb', so lang dn lieben kannst."
3^
«.x® .Schnitzel.
Stets hat es die Kirche verstanden, sich vor-
zudrängen. Nähere dich einem Dorfe, das erste
was du von ihm erblickst, ist der — Kirchthurm.
* *
-r-
Jemand, der im Kampf für fetue_ Ideen
seine Freiheit oder gar sein Leben einbnßt, kann
wohl von einem schweren Jrrthum besangen,
niemals aber ein schlechter Mensch sein.
* -r-
*
So arm ist kein Mensch, daß seine Liebe
nicht noch etwas schenken könnte.
Die Noth der Zeit.
Allüberall die schwere Noth,
Allüberall gleiches Leiden,
Allüberall der Schrei nach Brot,
And hoffnungslose Zeiten.
Allüberall in Stadt und Feld
Der Bajonnette Spitzen!
wie lange wird die alte Welt
Denn noch auf diesen sitzen?
—s- Boetisch.
Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dietz in Stuttgart.
L-.« Der Taugenichts..
(As ist ein Bruder Liederlich,
Der nennt sich „Deutsches Reich",
Lr häufet Schulden fürchterlich,
Rein And'rer thut's ihm gleich.
Sst alt erst dreiundzwanzig Äahr,
Und pumpte mit Genie
Zweitausend Milliarden baar,
Und er verputzte sie.
Rach Bildung, Runst und Wissenschaft
Hat wenig er Begehr,
Lr widmet seines Lebens Rraft
Allein dem Militär.
An schönen blanken Rnöpfen nur
Erfreut sich sein Gemüth,
Kür die soldatische Dressur
Sein ganzes Herz erglüht.
Auch das Duell als schönen Sport
Liebt er noch nebenbei,
Lr hegt und pflegt es fort und fort,
DRs auch verboten fei.
Denn Schießen, Hau'n und Siechen ist
Shm köstliches Pläsier
Und mit besonderm Maße mißt
Lr stets den Ravalier.
Lr nimmt es überhaupt nicht streng
Mit der Gerechtigkeit,
Zieht ihre Grenzen oft zu eng
Und manchmal auch zu weit.
Lr nimmt den Brotzoll ungefcheut
Auch von dem ärmsten Mann,
Dem reichen Grundherrn aber beut
Lr Liebesgaben dann.
So liebt er auch die Freiheit nicht,
Lr ist ein Streberlein,
Und den, der kühn und offen spricht,
Sperrt er am liebsten ein.
Viel hundert Äahre wurden schon
Verbüßt am dunklen Drt,
Seit er als Hort der Reaktion
Verfolgt das freie Wort.
Drum, deutsche Stämme, streng in Hut
Nehmt euer „Reich", den Tropf,
Sonst wächst das Bürschlein wohlgemutst
Luch schließlich über'n Ropf.
Kührt ihn in bess're Bahnen ein,
Spornt ihn zu guter That,
Sonst wird's euch stets ein Rümmer fein,
Daß er ins Leben trat.
Elise: Aber, Rosalic, wie konntest dn dich
nur mit dem baumlangen Herrn Lehmann ver-
loben?
Rosalie: Nun, weil der Dichter singt:
„O lieb', so lang dn lieben kannst."
3^
«.x® .Schnitzel.
Stets hat es die Kirche verstanden, sich vor-
zudrängen. Nähere dich einem Dorfe, das erste
was du von ihm erblickst, ist der — Kirchthurm.
* *
-r-
Jemand, der im Kampf für fetue_ Ideen
seine Freiheit oder gar sein Leben einbnßt, kann
wohl von einem schweren Jrrthum besangen,
niemals aber ein schlechter Mensch sein.
* -r-
*
So arm ist kein Mensch, daß seine Liebe
nicht noch etwas schenken könnte.
Die Noth der Zeit.
Allüberall die schwere Noth,
Allüberall gleiches Leiden,
Allüberall der Schrei nach Brot,
And hoffnungslose Zeiten.
Allüberall in Stadt und Feld
Der Bajonnette Spitzen!
wie lange wird die alte Welt
Denn noch auf diesen sitzen?
—s- Boetisch.
Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dietz in Stuttgart.